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Massenproteste in Saudi Arabien

Samstag, 5. März 2011 , von Freeman-Fortsetzung um 00:05

Hunderte von Saudis haben in der östlichen Provinz von al-Ahsa demonstriert und die sofortige Freilassung eines hohen schiitischen Geistlichen verlangt. Die friedliche Demonstration fand nach dem Freitagsgebet im Kreis al Hufuf statt. Unter dem Motto "Tag des Zorns" verurteilten die Demonstranten die Festnahme von Scheich Tawfiq al-Amer, der letzte Woche nach dem Freitagsgebet verhaftet worden war. Er hatte in seiner Predigt verlangt, dass Saudi Arabien eine konstitutionelle Monarchie werden solle.

Es ist nicht das erste Mal, dass Tawfiq al-Amer verhaftet wurde. Schon des öfteren hat man ihn verhaftet - immer dann, wenn er öffentlich dafür eintrat, dass die schiitische Minderheit Saudi Arabiens grössere Freiheiten geniessen sollte, um ihrer Religion ungehindert nachzugehen.

Die Freitagsproteste ereigneten sich einen Tag, nachdem ähnliche Proteste in der Provinz stattgefunden hatten. Am Donnerstag waren Hunderte in den Städten Qatif und Awamiyya auf die Strasse gegangen und hatten die Freilassung von schiitischen Gefangenen verlangt, die wie sie sagen, ohne Grund festgehalten würden - einige seit mehr als 16 Jahren.

Ein Demonstrant in Qatif: "Wir verlangen die Freilassung der Gefangenen, aber wir haben auch noch andere Forderungen. Wir wollen Gleichberechtigung." Sie verlangen eine gewählte Staatsführung, mehr Freiheiten für Frauen und das Recht auf freie Meinungsäusserung und Versammlung.

Die saudische Polizei nahm 22 Demonstranten wegen Teilnahme an den Protesten fest.

Zehntausende von Saudis haben sich inzwischen für weitere und grössere Proteste im Laufe des Monats auf Internetseiten ausgesprochen. Saudische Jugendliche haben den 11. März auf Facebook inzwischen zum "Tag des Zorns" erklärt.

Schon vor einigen Wochen gab es in Saudi Arabien Proteste, die aber eher einen lokalen Charakter trugen: In Jeddah, der zweitgrössten Stadt Saudi Arabiens, protestierten Tausende gegen die schlechte Infrastruktur der Stadt, die von einer verheerenden Flut heimgesucht worden war.

Auch in Jeddah waren die Menschen nach dem Freitagsgebet auf die Strasse gegangen und hatten "Allahu Akbar" (Gott ist gross) gerufen. Auch bei diesem Protest griff die saudische Polizei hart durch und verhaftete nach eigenen Angaben 30-50 Personen, so die Teheran Times. Nach Angaben der Zeitung hatten 12 Polizeiwagen ein Gebäude umstellt, wo flüchtende Demonstranten Schutz gesucht hatten.

Trotzs des Ölreichtums, hat Saudi Arabien eine Arbeitslosenquote von 10,5 Prozent. Die 18 Millionen Einwohner bekommen wohl Sozialleistungen, aber sie sind viel niedriger als in den anderen ölreichen Golfstaaten. Die Protestierer verlangen einen Mindestlohn von 10,000 Riyal (knapp 2'000 Euro), grössere berufliche Möglichkein, die Bekämpfung der Korruption und die Abschaffung von ungerechten Steuern und Abgaben.

Wie in den anderen, von Königshäusern geführten Staaten, lebt die Herrscherfamilie und ihre grosse Sippschaft in unvorstellbaren Reichtum, in vergoldeten Luxuspalästen und sie geniessen die höchsten Privilegien. Im Gegensatz dazu existiert der Grossteil der Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen.

Die Potentate meinen, die Einnahmen aus den Bodenschätzen gehören ihnen privat und nicht dem Staat und dem Volks als ganzes. Sie werden mit Krümeln abgespeist und haben keinerlei Rechte. Diese schreiende Ungerechtigkeit wird aber von Washington schon seit Jahrzehnten geduldet und das Haus von Saud aus strategischen Gründen an der Macht gehalten.

In Saudi Arabien, dem wichtigsten US-Verbündeten im arabischen Raum, mit dem erst kürzlich Rüstungsgeschäfte im Wert von 60 Milliarden US Dollar abgeschlossen wurden - ein Deal, der von Israel genehmigt wurde - sind Demonstrationen verboten, aber auch dort scheint inzwischen die Angstschwelle überwunden worden zu sein, und es sind in nächster Zeit grössere Proteste gegen das korrupte Abdullah-Regime, das den tunesischen Diktator Ben Ali beherbergt und das sich lautstark bei Obama für den Verbleib von Mubarak ausgesprochen hat, zu erwarten.

Laut Zeugen sind 10'000 Polizisten in langen Kollonen an Fahrzeugen auf der Autobahn in die nordöstliche Provinz unterwegs, zusammen mit Busse voller Soldaten, als Vorbereitung auf den "Tag des Zorns" am kommenden Freitag. Die saudische Regierung hat damit gedroht, jede Protesäusserung wird mit massiver Gewalt beendet. Der Aufstand gegen die Saud-Familie träg den Namen "Hunain Revolution", als Erinnerung an das Tal in der Nähe von Mekka, der Ort an dem der Prophet Mohammed eine der letzten grossen Schlachten im Jahre 630 führte.

insgesamt 6 Kommentare:

  1. handball90 sagt:

    und die welle der revolution findet weiter seine verbreitung...sehr gut!

  1. freethinker sagt:

    Washington will die Verbündeten in Riad mit Waffen im Wert von 60 Milliarden Dollar beliefern.
    Dies sind 60.000.000.000,00 $,die die Amerikaner den Saudis praktisch stehlen, damit sich diese kleine verbrecherische Clique, dieser Scheichclan, vor dem eigenen Volk schützen kann. Aber die Oberverbrecher sind die US-Amerikaner.

  1. Anonym sagt:

    @freethinker

    Die Oberverbrecher sind nicht 'die US-Amerikaner'. Auch Bradley Manning ist ein US-Amerikaner und was für ein toller Bursche das ist!! Die Oberverbrecher sind die USraelischen Rüstungsfirmen, die internationale Rüstungsmafia, das Pentagon, die Zionisten in Tel Aviv und die Wall Street.

  1. Ich kann diese gottverdammte scheinheilige,heuchlerische doppelmoral unserer politiker langsam echt nicht mehr ertragen.erst versucht man nach merkel-manier die aufstände,auszusitzen und zu ignorieren,um genau zu sein tot zu schweigen(und das im wahrsten sinne des wortes)und über das gemetzel hinwegzusehen.da das aber offensichtlich nicht funktioniert solidarisiert man sich jetzt heuchlerisch mit den menschen die dem system den kampf angesagt haben.vermutlich um dann letztlich durch die hintertür die nächste marionette des kapital-faschismus zu installieren.man muss ja am ball bleiben,nicht? (zynismus aus)ich kann gar nicht so viel essen wie ich kotzen möchte.nimmt das den nie ein ende?vermutlich schon,aber wenn dann kein gutes solange geld und nicht menschlichkeit die hauptantriebskraft der menschheit bleibt.es ist zum verzweifeln,aber wahrscheinlich ist selbst das eiskalte berechnung.verzweifelte menschen stimmen leichter verzweifelten massnahmen zu.gute nacht niemand....

  1. nnnnnnnn2010 sagt:

    @xabar
    'Die Oberverbrecher sind nicht 'die US-Amerikaner'.'
    Präzise. Die Oberverbrecher sind weder das US gemeine Volk noch das Israel gemeine Volk. Da gibt es dumme und smarte wie überall. Sondern eben die, die Du bezeichnet hast bzw. ihre Hintermänner.

    Man kann nur sagen, endlich gibt es auch in Saudiarabien Anzeichen von Volksaufmüpfigkeit. Nur eben erst Anzeichen, von Massendemos noch ein ganzes Stück entfernt...

  1. Anonym sagt:

    Saudische Truppen sind heute nach Bahrain eingedrungen, um dort die Pro-Demokratie-Bewegung zu unterdrücken. Anscheinend fürchtet das korrupte Prinzenregime (die Herrschaft der 8000), dass der Funke der Demokratie auch im eigene Land zündet.

    Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass Robert Gates, der US-Pentagon-Minister, vor zwei Tagen in Bahrain war und mit König Hamad zusammentraf. Er wird grünes Licht für diese 'Sicherheitsaktion' gegeben haben.

    Damit haben sich die USA als 'demokratische Macht' völlig unmöglich gemacht und gezeigt, dass sie, um ihre Öl- und strategischen Interessen in dem Raum zu schützen - die fünfte Flotte ankert in Bahrain, man braucht sie gegen den Iran - es nicht mit einer Pro-Demokratie-Bewegung halten, sondern sich ganz klar auf die Seite von durch und durch korrupten und tyrannischen Regimes stellen.

    Shame on you America! Shame on you Obama! Obama dégage!