https://insideparadeplatz.ch/2025/01/14/wie-samih-sawiris-die-schweizer-einfaltspinsel-einoelte/Märchenerzähler haben im Orient Tradition, insbesondere in den altarabischen Kulturhochburgen Kairo und Bagdad.
In der arabischen Welt konkurrenzieren sich beide Städte in Sachen Märchen. In Bagdad werden sie zu klassischer Literatur, in Kairo zu Soap-Operas verfilmt und im ganzen arabischen Raum verteilt.
Im windigen Urserntal, dort, wo sich die Rekruten der Schweizer Armee während Generationen die Finger abfroren, und im mondänen Zürich, an der Zürcher Börse, hielt im Jahr 2008 der besagte Orient Einzug in der Person des immer lächelnden Samih Sawiris.
Spross der reichsten Kopten-Dynastie Ägyptens. Er versprach beim Börsengang der Orascom Development Holding das Blaue vom ägyptischen Himmel.
Viele Schweizer, die Urlaub in den touristischen Luxus-Retorten-Silos am Roten Meer ihren Urlaub verbrachten, langten zu: 688 Millionen Schweizer Franken nahm die stets von Sawiris kontrollierte Gesellschaft ein.
Zinsloses Darlehen sozusagen.
Saftige Dividenden werden jeweils auf Immer und Ewig projiziert, Börsenlisting-Prospekte sind geduldige Papiere.
Das Einhalten ist dann ein anderes Paar Sandalen und in den Legal Disclaimer kleingedruckt. Wie Sie, verehrte Leser, ja bestens selber wissen.
Familie Sawiris, welche im Windschatten der Präsidenten-Generälen Anwar El-Sadat und Hosni Mubarak, dank besten Beziehungen während fast fünfzig Jahren Diktatur Milliarden scheffelte, dachte aufgrund steigender Turbulenzen im touristischen Heimmarkt Ägypten (arabischer Frühling) an Diversifikation in sicherere Gefilden.
Und welches Land ist für Investitionen das sicherste auf der ganzen Erde, fernab der Zugriffe von möglichen Revolutionären und mit einer der stabilsten Währungen überhaupt?
Klar doch, die Schweiz. Ausserdem sitzt das Geld der Schweizer Investoren bekanntlich ziemlich locker.
Also machte sich einer der Sawiris Sprösslinge auf, um generalstabsmässig und mit grossem Brimborium die Schweizer Einfaltspinsel einzuölen.
Umgang mit der Macht hatte man ja zur Genüge gesammelt, im Land der Pharaonen. Man wusste genau, welche Mechanismen wie funktionieren.
Das Grossprojekt Andermatt sollte erstens ein unterentwickeltes alpines Nichts wachküssen (Entwicklungshilfe mal anders rum?) und zweitens viel Sympathien bei den lokalen „Potentaten“ erwecken.
Von nun an frassen die nicht gerade weltgewandten Urner Magistraten dem Herrn Sawiris aus der Hand, auch allerlei ehemalige Skilegenden und sonstige Innerschweizer Bratwurstprominenz war sofort zur Stelle.
Einkauf beim FC Luzern, privates historisches Dampfschiff auf dem Vierwaldstättersee und ein hochfliegendes Projekt für eine Alpen-Jacht-Marina folgten:
Der neue Messias des Urserntals erdachte sich immer neue Märchen.
Wer ihn zu kritisieren wagte, wurde sofort als Zukunftsverhinderer und rückständiger Alphöhi eingestuft.
Die ganze Innerschweizer Presse schwieg, man wollte es sich mit dem wichtigen Herrn Sawiris aus dem Orient nicht verscherzen.
Und mitten in dieser Aufführung erodierte der Börsenkurs der Orascom Development Holding AG – von 152 Stutz im Jahr 2008 auf nicht ganz 4 Fränkli Ende 2024.
Der absolute Tiefpunkt, dank Einbruch des ägyptischen Pfunds aufgrund der Suezkanal-Mindereinnahmen und der Kriegswirren im Mittleren Osten, welche die Touristen verscheuchten.
Dabei bilanziert der Konzern immer schön ultra-vorsichtig, um ja nicht viel Substanz an den Tag zu legen.
So eine Gelegenheit kann sich eine mit allen Wassern des Nils gewaschene Familie natürlich nicht entgehen lassen.
Sawiris Sohn, der nun die Geschäfte führt (Good cop-, Bad cop-Vorgehen) will die Gesellschaft von der Börse nehmen und offeriert den Minderheitsaktionären läppische 90 Millionen Fränkli.
Sprich, fast 600 Millionen Franken, die bereits felsenfest in Andermatt, Montenegro oder Grossbritannien verbaut werden – gehen den Minderheits-Aktionären flöten.
Die, während sich die Sawiris mit einem mickrigen Einsatz von nur 7,6% ein Schweizer Tal haben finanzieren und verbauen lassen, von Schweizer Weihnachtsgänsen und dummgierigen Lokalpolitikern.
Potz, Blitz, das muss man auch noch können.
Grosszügigerweise werden die Sawiris keinen sogenannten Squeeze-Out anwenden, das heisst, die Minderheitsaktionäre müssen nicht verkaufen, dürfen sich jedoch das eigene Gäste-WC mit den Orascom-Aktien schmücken, wenn spätestens Ende Februar das Börsen-Delisting erfolgt.
Und wie schliesse ich nun einen solchen Beitrag ab? Einfach.
Möge der Schweizer Pass nie den Herren Sawiris Vater und Sohn gewährt werden, denn dieses Vorgehen ist, diplomatisch ausgedrückt, dreist und nicht willkommen.
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Wie recht Sie doch haben Frau Villalon und es ist einmal mehr die Idiotie der Schweiz die das alles möglich macht. Die Armee hat das Land für 5.-/m2 abgegeben und die Lex Koller/Furgler/Villiger gilt da oben nicht. Geil oder?
Ich war einmal auf der Suche nach einer Zweitwohnung und liess mich für ein paar Tage da oben nieder. Im Resort war es ganz hübsch gemacht, aus meiner Sicht eine 1:1 Kopie von Mammoth Mountains in der Sierra Nevada, Californien. Aber hübsch. Für Verkaufsgespräche gab es nur „Tüütsche“, beim Land diskutierte man über 1‘500.-/m2, Nachbarschaft gut betucht aus allen Herren Länder dieser Welt. Da versteckt man gerne sein Geld in einer Immobilie, Weisse Wäsche waschen kann man in der eigenen Wohnung.
Von der Börse nehmen. Das machte in DE einer von Rocket Internet, so Zalando-Gedöns wo die Massen mal wieder hinterherlaufen. Da wo es auch schon länger nach demselben Muster riecht, ist bei Swatch. Lieber eine Uhr kaufen als die Aktien. Gibt noch einige solcher seltsamen Gesellschaften wie Zumtobel oder Heidelberger Druck. Hoher Ausgabepreis und meist landet es in den Depots von PKs, gegen Bakschisch natürlich, dann geht es bergab, bergab, bergab, danach wird saniert wie bei VARTA.
Gut machen Sie das zum Thema. Diese Form des Anlegerklau lernt man vermutlich bei AWD für Fortgeschrittene. In Österreich grüsst KTM. So Ramschtitel wo man wie auf einer Galeere einfach mithängt, landen so oft in den Fonds der PKs und Banken. Ein Fonds ist wie eine schimmlige Wurst mit allerlei Fleischabfällen. Einzig für auf den Grill zu gebrauchen. Na ja, Lerngeld oder man hat einfach genug.