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Die EZB denkt über einen Euro-Austritt nach

Dienstag, 12. Januar 2010 , von Freeman-Fortsetzung um 14:27

Die Europäische Zentralbank hat ein Papier mit dem Titel veröffentlicht "RÜCKZUG UND AUSSCHLUSS AUS DER EU UND EMU". Offensichtlich macht man sich ernsthaft darüber Gedanken, was bisher völlig tabu war, den freiwilligen Ausstieg oder sogar Zwangsausschluss eines Mitglied aus der EU und der Währungsunion. Das kann kein Zufall sein, wo doch die ClubMed Länder und speziell Griechenland völlig bankrott sind und unter dem Euro fast zerbrechen.

Das Papier untersucht die Sezession und den Rauswurf aus der Europäischen Union (EU) und der Wirtschafts und Währungsunion (EMU). Darin kommt man zum Schluss, ein Ausstieg aus der EU ist rechtlich möglich, auch schon vor der Ratifizierung des Lissabon-Vertrags, wäre aber kontrovers und einmalig. Ein Verbleib in der EU bei gleichzeitigen Ausstieg aus dem Euro ist rein rechtlich nicht vorstellbar. Obwohl indirekt möglich, ist der Rauswurf eines Mitgliedlandes aus der EU oder EMU rechtlich kaum zu machen.

Bis vor kurzem wären Gedanken über eine Sezession aus der EU als völlig absurd abgetan worden. Das gleiche trifft auf die Währungsunion zu. Die Geschehnisse in letzter Zeit haben aber das Risiko eines Ausstiegs erhöht und deshalb werden mögliche Szenarien durchgespielt.

Die EU und der Euro haben nur Schönwetterperioden erlebt. Was bei einem Sturm passiert, der sich mehr und mehr zu einem Orkan zusammenbraut und bereits an den Randgebieten der EU sein Unwesen treibt, weis niemand. Der Stress auf den stark verschuldeten Ländern von Portugal bis nach Griechenland wird immer mehr zu einer Zerreissprobe.

Die Griechen haben ja schon ihre Zahlen gefälscht als es um den Eintritt in den Euroraum ging. Sie sind ja nur durch Beschiss überhaupt reingekommen. Jetzt können sie aber die wahre Finanzsituation nicht mehr vertuschen und die Katastrophe fliegt ihnen um die Ohren, das Land steht vor dem Staatsbankrott. Die Sorgen um den Zustand der griechischen Staatsfinanzen haben auch Fragen zur Stabilität des Euro insgesamt aufgeworfen. Alle Euroländer sitzen in einem Boot und wenn es ein Leck gibt leiden alle darunter, sinkt der Kahn.

Wie lange kann Deutschland es sich noch leisten und ist dazu bereit, den Euro durch hunderte Milliarden an Ausgleichszahlung für die ertrinkenden Länder am Leben zu erhalten, das ist die grosse Frage. Deutschland hat bereits deutlich gemacht, dass man Griechenland nicht beistehen werde.

Ob die Euro-Länder dem wirtschaftlichen Bankrott eines ihrer Mitgliedsländer tatsächlich tatenlos zuschauen können ist zu bezweifeln. Andererseits in der Not gilt die Devise, rette sich wer kann und man ist sich selbst der Nächste, heisst Griechenland über Bord zu werfen liegt durchaus drin. Oder die Griechen steigen freiwillig aus, um nicht mehr dem monetären Zwang von Frankfurt ausgesetzt zu sein, um frei entscheiden zu können.

Jedenfalls wird die Währungsunion im Laufe des Jahres weiter unter Druck geraten, denn in Portugal, Spanien, Italien, Irland etc. sieht es nicht viel besser aus. Alle diese Länder leiden massiv unter dem Euro, der ihre Wirtschaft zum Teuro, also nicht mehr wettbewerbsfähig macht. Nur ein Ausstieg aus dem Euro und der Rückgewinnung der Währungssouveränität, mit massive Abwertung des eigenen Geldes (so wie früher), kann sie aus der misslichen Lage der Überschuldung bringen und die Wirtschaft ankurbeln.

Dass die EZB über einen Euro-Austritt nachdenkt und ein Papier zu diesem Thema veröffentlicht zeigt, nichts ist unmöglich oder kategorisch ausgeschlossen.

insgesamt 14 Kommentare:

  1. Wow, thanks, Freeman. This ECB-paper is a real gem ... see e.g. page 31:

    "The recognition of a unilateral right of secession by the drafters of the Lisbon Treaty inevitably
    prompts the following question: if Member States are to have the right to secede voluntarily,
    should there not be a possibility for their fellow Member States to expel them from the EU if their
    participation were to be deemed undesirable or prejudicial by their partners and if the latter were
    to fail to persuade them to withdraw from the EU or EMU voluntarily?"

    Die Daemme braechen, right ?

  1. fips sagt:

    da tut sich ja einiges im Notenbankbereich

    wie auch die Meldung, dass der österreichische Finanzminister Pröll die "National"Bank verstaatlichen

    das Jahr wird auf alle Fälle heiss, und das nichteinmal wegen dem CO2

  1. Tom sagt:

    Ja, bitte werft uns alle aus der EU raus! Je schneller desto besser. Kann in Worten garnicht beschreiben wie groß meine Verachtung für dieses Konstrukt samt ihren Hintermännern ist.

  1. Quadrillion sagt:

    Ein Rausschmiss von Griechenland aus der EU wäre ein vernichtender Schlag für die Glaubwürdigkeit des Euro, denn an Symbolik nicht zu überbieten: Der Erdteil Europa (und später auch der Euro) erhielten ihre Namen von einer Prinzessin, die sich mit dem griechischen Götterkönig Zeus vermählte. Siehe Homer :
    "Tröste dich, Europa! Zeus ist es, der dich geraubt hat; du bist die irdische Gattin des unbesiegten Gottes; unsterblich wird dein Name werden, denn der fremde Weltteil, der dich aufgenommen hat, heißt hinfort Europa!"

    Das Land des Zeus ist also die Achillesferse eines pervertierten Europa und wird es zu Fall bringen. Das ist der Stoff, aus dem Mythen gesponnen werden! Vielleicht wird man in Zukunft Hellas noch dafür Lorbeerkränze winden...

  1. Hotzenplotz sagt:

    Tja - Offensive ist die beste Verteidigung!

    Bevor noch einige (evtl. Hauptzahler-) Mitgliedsstaaten auf die Idee kommen und sagen "Ihr könnt uns mal..." - so will man von ganz oben die Querulanten und Störenfriede ausschließen.
    Wenn Ersteres geschehen würde, würde dies eine Lawine lostreten - dies versucht man damit evtl. zu unterbinden bzw. dem Kind einen anderen Namen zu geben...
    Dann heißt es: Ihr musstet gehen weil ihr so schlecht wart - und nicht - Wir sind gegangen weil WIR es so wollten...

    Wie auch immer - die EU als solches, muss aufgrund Ihrer Größe und Vielschichtigkeit einfach scheitern...

    Meine Gedanken dazu...

  1. fraumaichi sagt:

    Gibt es eine offizielle Übersetzung des Papiers?
    Leider sind meine Englischkenntnisse nicht ausreichend um mir den Inhalt selber zu erschließen.

    Danke.

  1. Anonym sagt:

    @fraumaichi:

    Offenbar nicht, auch nicht für frühe Artikel aus dieser Serie:
    http://www.ecb.int/pub/scientific/lps/date/html/lpsall.en.html

    Wie wärs mit http://translate.google.de/ ? Da kann man auch das ganze PDF-Dokument hochladen und übersetzen lassen. Nicht brilliant, aber lesbar.

    Für einzelne Vokabeln, Satzteile und Redewendungen kann ich http://www.linguee.de/ empfehlen. Dort werden offiziell mehrsprachige Dokumente und Webseiten benutzt, sodass die Übersetzungen sehr natürlich und professionell sind :-)

  1. fraumaichi sagt:

    ...vielen dank für die schnelle reaktion, die ezb nimmt mal wieder mit schweigen vorlieb, denn die habe ich auch gefragt.

  1. Tja, die EUdSSR ist pleite, war ja bei dem Vorbild auch zu erwarten. Damals, als überall die Preise ins Kraut schossen, wurde uns in GerMoney erzählt, die Inflation liege bei unter 2%, und dass, obwohl der Teuro die Mark in kurzer Zeit 1:1 abgelöst hatte, aber die Umstellungrate beinahe 1:2 war. D.h., wir verloren mal eben knapp 50% Kaufkraft. Inzwischen ist es ja noch viel schlimmer, da die Kaufkraft weiter gesunken ist und die Preise auch noch anziehen. Kleiner Vergleich: als ich den Führerschein 1972 machte kostete der Diesel 28 Cents (56 Pfennig) pro Liter, und das war TEUER!

  1. Bernman sagt:

    Ich denke wir laufen geradewegs und relativ schnell auf eine Inflation zu. Nicht unbedingt eine galoppierende, eher so 5-7%.
    Wie sonst sollte man den Euro halten können wenn diverse Euro-Staaten kurz vor der Pleite stehen.

    Die Menschen haben sich nicht gerührt als der Euro eingeführt wurde, und dann werden sie eben den Preis für ihre Dummheit zahlen müssen.

  1. Quadrillion sagt:

    Aufruf von Brigitta Jonsdottir
    (ab 14:00)

    Unterstützen wir Island in der Revolution gegen die Bankster, welche die geesamte Bevölkerung zu Schuldskaven machen möchten!

    http://www.youtube.com/watch?v=xHVWZLcfLOA

  1. fraumaichi sagt:

    für alle die die Isländer unterstützen wollen.
    Ne Petition mit Kommentarmöglichkeit.

    http://www.petitiononline.com/NLforIce/petition.html

    Britische Banken bekommen hier den Kanal nicht voll.
    Was ist der unterschied zwischen den Banken und den Präparatoren.
    Letztere lassen die Haut übrig.

    Allet Jute Leute

  1. euroweld sagt:

    EU = Europäischer Unsinn???

    ist wie jede ehe, sobald es nicht mehr so läuft wie gedacht, lässt man sich eben scheiden.

    griechenland hat eben kein ÖL oder GAS was es interessant machen würde....

    und wenn die alten weisen griechen plato, sokrates und aristoteles schon keine echte demokratie aufbauen konnten, was zur hölle erwarten wir da von unseren diktatoren????

  1. Comax sagt:

    Diese Nachricht passt irgendwie zu dieser Nachricht, dass man bereits Gelddruckmaschinen bestellt hat:

    http://info.kopp-verlag.de/news/deutschland-vorbereitungen-auf-die-hyperinflation-gelddruckmaschinen-bestellt.html

    Und im Handelsblatt steht folgendes:

    http://www.handelsblatt.com/finanzen/devisen/die-geldordnung-muss-reformiert-werden;2145703;0

    da braut sich was zusammen...