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Firma im Wikileaks-Komplott hat enge Beziehungen zum Geheimdienst

Donnerstag, 17. Februar 2011 , von Freeman-Fortsetzung um 18:00

Als Fortsetzung meines Artikels „Der geheime Plan Wikileaks zu zerstören“ möchte ich die enge Verbindung der involvierten Firma HB Gary Federal im Komplott gegen Wikileaks zum US-Sicherheitsapparat aufzeigen.

Wie wir wissen, nutzen die amerikanischen Regierungsbehörden verstärkt private Subunternehmen, um ihre Drecksarbeit zu erledigen, damit sie sich nicht selber die Hände schmutzig machen müssen. Typisches Beispiel sind die privaten Söldnerarmeen, die so Firmen wie Blackwater (neu Xe Services) zur Verfügung stellen, die im Irak und Afghanistan für das Pentagon und der CIA das Morden erledigen. Genau so ist es mit den Geheimgefängnissen, wie in Ägypten und Marokko, wo Gefangene im Auftrag der CIA gefoltert werden, bevor man sie in Guantanamo einsperrt. Ein weiteres Beispiel ist die Datensammlung über und das Ausspionieren von US-Staatsbürgern, die auch Privatfirmen durchführen.

Dieses „Outsourcing“ ist deshalb notwendig, weil das Militär, die Geheimdienste und die Ministerien gewissen gesetzlichen Einschränkungen in den USA unterliegen. Die Generäle, Minister, Staatssekretäre und Beamten, wollen sich nicht strafbar machen. Ein grosses Budget dafür haben sie, deshalb werden die sogenannten „private contractors“ reichlich mit Aufträgen versorgt, denn dann begeht das Verbrechen jemand anders. Wenn ein Skandal gelegentlich auffliegt, können sie das Unschuldslamm spielen und sagen, sie wussten von nichts, haben damit nichts zu tun.

Bereits in den 60ger und 70ger Jahren verwendete die CIA diese Taktik, um die illegalen Operationen in Burma, Kambodscha, Thailand und Laos durchzuführen. Dafür gründete sie die Firma „Air America“, die als private Fluglinie getarnt, Söldner für einen geheimen Krieg in die Länder transportierte, Bombenangriffe auf Rebellen durchführte und massenweise Drogen aus dem „Goldenen Dreieck“ herausschmuggelte. Offiziell durfte der Geheimdienst auf Befehl des Präsidenten das nicht machen, also wurde die Drecksarbeit outsourced, nach dem Motto, „was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss“.

Genau so verhält es sich möglicherweise mit dem Plan, Wikileaks zu zerstören. Offiziell kann die US-Regierung nicht viel gegen die Whistleblower-Webseite unternehmen. Da gibt es den ersten Zusatzartikel der Verfassung über die Meinungsfreiheit und Pressefreiheit. Dann müssen halt Privatfirmen das für sie erledigen. Es können einfache Sachen sein, wie der Rausschmiss von Wikileaks durch Amazon als Hoster für ihre Server. Oder die Sperrung aller finanziellen Mittel, wie es MasterCard, Visa und PayPal gemacht haben. Ein Anruf aus Washington genügt und die Firmen spuren, obwohl es keine gesetzliche Grundlage dafür gibt.

Die Analyse der E-Mails der Firma HB Gary Federal, die von der Hackergruppe Anonymous veröffentlicht wurden, zeigen auf, wie eng die Beziehung zum amerikanischen Staat ist und wie viele Aufträge sie von dort bekommen haben. Hat die Firma im Namen einer US-Behörde gehandelt, um die Sabotage von Wikileaks durchzuführen?

Jedenfalls hat das US-Justizministerium der Bank of America empfohlen, die Dienste der Anwaltskanzlei Hunton & Williams zu benutzen, um sich mit Hilfe von HB Gary Federal gegen die drohende Veröffentlichung von kompromittierenden Dokumenten durch Wikileaks zu wehren. Hier gibt es eine klare Verbindung.

Wie Salon.com berichtet, hat die Firma HB Gary Federal zum Beispiel vergangenen Monat die sogenannte “security clearance” oder Sicherheitsfreigabe vom US-Verteidigungsministerium erhalten. Dieses besondere Privileg bedeutet, der Firma wird vertraut, sie hat Zugang zu gesicherten Informationen und sie darf geheime Aufträge durchführen. Das bekommt nicht jeder einfach so.

In einer Mail prahlte der Chef von HB Gary Federal, Aaron Barr, seine Firma liefere „spezielle Informationen über die Bedrohungslage, Reaktionen auf sicherheitsrelevante Ereignisse und Operationsinformationen an die Geheimdienstgemeinde, an das Verteidigungsministerium und den Bundesbehörden“. Er behauptet, die Firma hätte die beste „Malware-Analyse und Reaktion darauf“ für US-Regierungsbehörden.

HB Gary hat Regierungsaufträge im Wert von 3,3 Millionen Dollar seit 2004 erhalten, wie Unterlagen zeigen. Diese beinhalten Dienstleistungen gegen Internetangriffe, wie eine „Schutz- und Verwundbarkeitsbeurteilung“ für die Armee, Navy und Air Force und für das FBI und dem Innenministerium.

Die richtige Berechtigung ist der Schlüssel, um sicherheitsrelevante Aufträge zu erhalten.

Deshalb ist es nicht überraschend, dass der COO der Firma HB Gary Federal, Ted Vera, eine Sicherheitsfreigabe beim Verteidigungsministerium und den Geheimdiensten hat. Barr selber kam zu HB Gary Federal nach seinem Dienst bei der Navy als Kryptologe (Verschlüsselung von geheimen Nachrichten) und als Offizieller zuständig für die Cyber-Sicherheit bei Northrop Grumman, einer der grössten Rüstungshersteller. Der ehemalige CEO von HB Gary Federal, Jamie Butler, der 2006 die Firma verlies, hatte sogar die Sicherheitsstufe „top secret“.

Am 27. Januar, als das Komplott gegen Wikileaks weit fortgeschritten war und bereits seit einigen Monaten lief, hat HB Gary Federal die sogenannte „facility clearance“ im Verteidigungsministerium erhalten. Diese erlaubt der Firma den Zugriff auf geheime Informationen, die für die Ausführung von jeweiligen Aufträgen notwendig sind.

Die E-Mails zeigen weiter, die Geschäftsleitung von HB Gary Federal führte Korrespondenz mit Beamten der verschiedenen Dienste, einschliesslich Los Alamos National Labs (Forschungslabor der US-Regierung in einer militärische Sperrzone), der US-Armee und der National Security Agengy (NSA). Es wird auch in den Mails über Arbeit für das FBI und dem Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security) gesprochen.

Warum soll die “Sicherheitsfirma” HB Gary Federal einen Angriffsplan gegen Wikileaks ausarbeiten, um die Organisation zu diskreditieren und zu zerstören, wenn kein Auftrag vorliegt? Wer hat denn das grösste Motiv dafür?

Alleine die Tatsache, dass Wikileaks Diplomatendepeschen veröffentlicht hat, in denen die ungeheuerliche Tatsache zu Tage kam, Hillary Clinton hat ihre Diplomaten beauftrag, die UNO-Offiziellen auszuspionieren, einschliesslich Generalsekretär Ban Ki-moon, hat Washington in Rage gebracht und liefert Motiv genug. Das ist ein Skandal, viel schlimmer als die Watergate-Affaire, was den Rücktritt von Clinton und Obama nach sich ziehen müsste.

Deshalb ist es für mich ein Rätsel, wie gewisse "Skeptiker" die absurde Behauptung aufstellen, Wikileaks hätte nicht weltbewegendes gebracht. Das stimmt doch gar nicht. Sehr viel neues und skandalöses ist jetzt bekannt, obwohl erst 2 Prozent der 250'000 Dokumente gelesen werden können. Das Problem liegt doch nicht an Wikileaks, sondern die Medien machen nichts aus diesen brisanten Informationen, ignorieren sie einfach.

Das Aaron Barr über seine Arroganz nun gestolpert ist, sich mit den falschen wie der Hackergruppe Anonymous angelegt hat und nun durch die Veröffentlichung der E-Mails alles ans Tageslicht kommt, ist für uns ein Glücksfall. Auch diese Typen machen Fehler.

insgesamt 7 Kommentare:

  1. Unknown sagt:

    <>

    Dazu sehr empfehlenswert das Buch von John Perkins - confessions of an economic hitman

    Vielen Dank für deine Beiträge freeman

  1. Anonym sagt:

    @ Ronny / @ all (John Perkins DokuFilm)
    Im Dienst der Wirtschaftsmafia -- Ein Geheimagent packt aus Video

    http://www.youtube.com/watch?v=b-8LEso1-qM

  1. Unknown sagt:

    "zu den sogenannten "Skeptikern" - oder wovor man auf der Hut sein sollte"

    schließlich und endlich ist es die sogenannte Skepsis, die einem dazu verhilft gewisse Dinge zu hinter leuchten, zwischen SCHEIN und SEIN zu differenzieren
    - nicht alles was glänzt ist auch wirklich Gold.
    So scheint es, als ob der Wunsch vieler Skeptiker nach einer Organisation wie Wikileaks so groß ist, dass mit dem Moment ihres erscheines, die Skepsis in den Hintergrund gelangt ist, zu groß scheint die Freude, um diese kritisch zu hinterfragen, zu schön die Erfüllung einer jahrelangen Hoffnung.... genau darin liegt auch die Gefahr, aber die Zeit wird es zeigen, wie die Aufdeckungen von Wikileaks genutzt werden,... Qui bono?

  1. "Das Problem liegt doch nicht an Wikileaks, sondern die Medien machen nichts aus diesen brisanten Informationen, ignorieren sie einfach."

    Genau, ZB. SPON ignoriert so weit es geht und versucht das was man nicht ignorieren kann, klein zu reden.

    Mein Bedenken ist immer noch, wenn jemand brisante Nachricht über unsere Regierung hat, warum gibt er ausgerechnet dem deutschen Propaganda Dienst, erstmal die Hoheit über die Information.

  1. @metaperspektive
    Zwischen gesunder Skepsis und extremer Paranoia liegt nur ein allzu kleiner Schritt...

    Diese Form der Verschwörungsübertreibung kann auch sehr kontraproduktiv sein - d.h. dort wo man absolut keine Beweise für eine Verschwörung hat, einfach so zu tun, als hätte man sie. Damit hilft man auch die Stimmen zum Schweigen zu bringen, die wir dringend nötig hàtten, um etwas gegen diese Elitepläne auszurichten.

    Da liegt das grundsätzliche Problem mit der Skepsis!

  1. Unknown sagt:

    @ notepad publishing

    es geht hier nicht um eine "Verschwörungsübertreibung", sondern um Gedankenfreiheit die gewahrt werden soll,... und da sich meist bejahende Kommentare zu dieser Thematik betreffend finden, dachte ich es sei angebracht zu erwähnen, dass man sich seines Glaubens nie allzu sicher sein sollte. Es sollte nur erwähnt werden, dass Euphorie durchaus das Potential besitzt abzulenken,.. ich habe nie behauptet das sich hinter Wikileaks eine Verschwörung verbirgt.
    kritische Auseinandersetzung ist noch keine Positionierung

  1. @metaperspektive

    Dann habe ich Dich falsch verstanden. Sorry.