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Britische Polizeidienste nach Indien outsourced?

Montag, 8. Oktober 2007 , von Freeman-Fortsetzung um 23:08

Bald werden sogar die Anrufe bei der Polizei möglicherweise in Indien beantwortet.

Die Polizeikräfte in Grossbritannien privatisieren ihre Telefonzentrale und Administration, um die Kosten zu reduzieren.

Die britische Regierung muss aus Mangel an Geld drastische Sparmassnahmen vornehmen, in dem sie den Polizeikräften erlaubt, Verträge mit privaten Firmen abzuschliessen. Dies bedeutet, die Polizei kann Call-Center in der privaten Wirtschaft wie in Indien engagieren um die Routineanrufe entgegen zu nehmen.

Bisher sind alle zivilen Mitarbeiter direkt bei der Polizei angestellt. In den nächsten Jahren werden 20'000 Zivilisten in die Privatwirtschaft entlassen, wobei vermutlich ein Grossteil der Arbeitsplätze ins "billigere" Ausland exportiert werden.

Die Gewerkschaften haben ihre Bedenken geäussert.

Wir sind gegen die Privatisierung der Arbeitsstellen des öffentlichen Dienstes.” sagt Gewerkschaftlerin Lisa Youlton. „Wir haben keine Information wie das überhaupt funktionieren soll, wie es aufgebaut wird, wie die Menschen in die neuen Firmen übernommen werden, ob es Arbeitsplatzgarantien gibt.“

Aber die Polizei sagt, diese Aktion wird “erhebliche Vorteile” bringen und wichtige Ressourcen werden für die Kriminalitätsbekämpfung freigegeben.

Pual Gree, der Vorsitzende der Avon und Somerset Polizeivereinigung sagt: “Durch die Partnerschaft mit der Privatwirtschaft können wir Gelder wieder zurück an die Front dirigieren. Wir finden das gut.“

Der Grosskonzern IBM ist einer der ersten Firmen die sich so einen Vertrag gesichert hat. IBM hat schon einen ersten Vertrag in Höhe von 400 Millionen Pfund mit der Verwaltung von Avon und Somerset unterschrieben und hat eine Offerte für die Übernahme der Informatik und Finanzverwaltung der regionalen Polizeikräfte abgegeben.

Sollte sie den Auftrag erhalten, dann übernimmt IBM die Beantwortung aller Telefonanrufe aus der Bevölkerung in Avon und Somerset.

Ebenfalls im Rennen für die weiteren 200 Verträge mit britischen Polizeikräften sind die Firmen BT Britisch Telecom und Capita.

Kommentar:
Im Irak gibt es schon mehr private Subunternehmer und Söldner als amerikanische Soldaten, 180'000 insgesamt. Der Krieg ist zum grossen Teil outsourced, mit dem Resultat, die geldgierigen Privatfirmen und deren kriminellen Mitarbeiter sind vogelfrei und unterstehen keiner Überwachung, sind niemanden Rechenschaft schuldig und können Morde begehen ohne bestraft zu werden. Siehe Blackwater.

Jetzt sehen wir den gleichen Trend bei den Polizeikräften auf uns zu kommen. Es fängt mit den Dienstleistungen an die ausgelagert werden und endet mit privaten Sicherheitsfirmen die dann die Polizei ersetzt. Die ganzen hoheitlichen Aufgaben des Staates werden einer nach dem anderen privatisiert, mit der Ausrede, man muss Geld sparen. Tatsächlich verdienen sich die Konzerne eine goldene Nase und die Bevölkerung erhält einen immer schlechteren Service.

Warum outsourced man nicht gleich die ganze öffentliche Verwaltung, die Regierung, ja gleich den ganzen Staat an die Grosskonzerne? Die können es ja angeblich besser und billiger. Aber faktisch ist es ja sowieso bereits so... die Grosskonzerne kontrollieren die Politiker und wir leben schon in einer faschistischen Konzerndiktatur.

insgesamt 5 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Man darf doch nicht immer alles so schwarz sehen. Ich glaube kaum das die Polizeidienste durch private Sicherheitsdienste ersetzt werden.

    Aber was spricht dagegen die Verwaltung zu outsourcen? Die gewonnen Kräfte und Mittel können dann in den Polizeidienst investiert werden.

  1. Hoheitliche Aufgaben dürfen grundsätzlich nicht an die private Wirtschaft ausgelagert werden. Das ist das Ende der Demokratie. Denn, die Konzerne sind nur an Profit interessiert und haben keine Moral oder Verantwortung gegenüber der Bevölkerung. Ihr Gott ist der Mamon.

    Beamte im Gegensatz unterliegen einer Dienstpflicht, einem Service-Public, sie kann man zur Rechenschaft ziehen. Sie denken nicht an den Gewinn an erster Stelle, sondern was ist gut für die Gesellschaft. Sollten sie jedenfalls.

    Man sieht ja wie toll die Privatisierung in anderen Bereichen nicht funktioniert, wie die Bahn in England, wo seitdem die Züge zu spät kommen und die ganze Infrastruktur verlottert, oder die Stromversorgung wo Ausfälle normal geworden sind, oder auch der Krieg im Irak mit den Söldnern. Es läuft alles ausser Kontrolle. Das ist doch kein Fortschritt, sondern eine generelle Verschlechterung.

    Ich will sicher nicht von Rabos die meinen sie hätten einen Freibrief mit der Waffe in der Hand bekommen, in Zukunft "beschützt" werden.

  1. Anonym sagt:

    Ich finde es schlimmer, wenn der Staat seine aufgaben privatisiert und diese Jobs auch noch ins Ausland verlagert.
    Brauchen die in England keine Jobs?
    Aber freeman hat türlich recht was die privatisierung angeht.

  1. Anonym sagt:

    Man darf nicht alles so schwarz sehen. Dieser Satz ist typisch und spiegelt die Masse in der Gesellschaft wieder. Solange man meint bei Entscheidungen nicht persönlich betroffen zu sein ist ja alles halb so schlimm und die Leute (anderen oder direkt Betroffenen)sollen sich nicht so anstellen. Ich sage, wehret den Anfängen und nicht warten bis das böse Ende erreicht ist.

  1. Anonym sagt:

    Irgendwie erinnert mich das ein wenig an einen Film der 1980er Jahre. Genauer gesagt an eine Firma in diesem Film.
    "Omni Consumer Products" - kurz: OCP.
    Vielleicht erinnert sich jemand und versteht meine Anspielung. ;-)

    Leider leider muss ich da Freeman zustimmen. Der so genannte Service-Public verschwindet zunehmends. Warum? Weil er Geld kostet! Weil er unrentabel ist. Aber genau DAS ist die Voraussetzung für funktionierenden Service-Public! Nämlich dass er NICHT gewinnorientiert funktioniert.
    Beispiele:
    > Feuerwehr (analog Polizei)... ist 365 Tage im Jahr sofort einsatzbereit. Was wenn es nur an 2 Tagen im Jahr brennt? Soll man also künftig für ca. 360 Tage pro Jahr die Feuerwehr-Hallen schliessen?
    > diverse Ämter... natürlich erheben Ämter oft Gebühren für ihren Aufwand. In der Praxis vermögen diese Gebühren aber selten die effektiven Kosten zu decken. Sie sind mehr gedacht, dass der Bürger ebenfalls einen eigenen Beitrag leisten muss. Würde beispielsweise der Sozialdienst alle seine Kosten an die "Kunden" weiterverrechnen, bliebe von Hartz V leider gar nichts mehr übrig.

    Eine Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn gewisse Leistungen des Alltags vom Staat subventioniert werden. Service-Public eben. Dafür zahle ich gerne Steuern!
    In der Realität ist es aber leider so, dass unsere Steuermillionen immer mehr zweckentfremdet werden. Dass damit Firmen saniert werden, die in Eigenverschulden sonst pleite gehen würden. Selbstverständlich fehlen dann ebendiese Steuermillionen an anderer Stelle. So drängt es sich über kurz oder lang auf, dass auch der Staat Leistungen entweder kürzen oder ganz streichen muss, welche unrentabel sind (weil eben zum Wohle der Gesellschaft).

    Eine Firma hingegen würde niemals einen unrentablen Service anbieten - und schon gar nicht über längere Zeit. Hinter der Firma stehen Investoren, die nur ein einziges Ziel haben: Geld.
    Soziale Verantwortung? Pustekuchen.

    Ich sehe es deshalb auch mit grossen Bedenken, wenn zunehmends auch Sicherheitsaufgaben privatisiert werden sollen.