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Die Zockerbude JP Morgan verzockt 2 Milliarden

Freitag, 11. Mai 2012 , von Freeman-Fortsetzung um 09:58

Das kommt davon wenn man nicht mehr ein "normales" Bankgeschäft betreibt, sondern nur noch als Wettbüro die Märkte spielt. Die grösste Bank der USA hat auf die falschen Pferde gesetzt und 2 Milliarden Dollar an eigenem Geld verspielt, wie der Vorstandschef von JP Morgan Jamie Dimon gestern verkündet hat. Verursacht hat diesen Verlust das hauseigene "proprietary trading" oder der Eigenhandel, der eigentlich als Risikoabsicherung gedacht ist. Nur, damit hat diese Abteilung im eigentlichen Sinne nichts zu tun, sondern nur mit Spekulation aus Insiderwissen im Arbitragegeschäft. Jetzt ging es in die Hosen weil man zu gierig ist.

US-Senator Carl Levin hat diesen Verlust richtig kommentiert. "Der enorme Verlust, den JP Morgan heute verkündete, ist nur ein neuer Beweis, dass das, was die Banken als 'Absicherungen' bezeichnen, oft riskante Wetten sind".

Ich stelle ja schon lange die Frage, warum unterliegen Grossbanken nicht dem Glücksspielgesetz? Ob man auf Pferde setzt oder auf einen Zins, wo ist da der Unterschied? Die Handelsabteilungen funktionieren wie Buchmacher, die eigene Wetten abschliessen.

Dazu kommt noch, dass viele Banken mit "front running" arbeiten, das heisst sie haben vorab Wissen über den Ausgang des Rennens und schliessen entsprechende Wetten ab. Das ist so wie wenn man die Lottozahlen vorher kennt. Manchmal geht es aber trotzdem schief, wie jetzt bei JP Morgan.

Dieses Wettsystem ist schlimm genug. Was dazu kommt, die Grossbanken wissen, wenn sie einen riesen Verlust hinlegen und vor der Pleite stehen, dann wird der Staat sie retten (müssen). Ist doch ein tolles System. Wenn die Wetten zu ihren Gunsten laufen, dann sacken sie die Gewinne ein. Wenn sie verlieren, dann trägt der Steuerzahler den Verlust. Ein Traum für jeden Zocker.

Um eine Vorstellung zu geben, welche Summen involviert sind, hier die Zahlen vom 2. Quartal 2011, wie vom "Comptroller of Currency" offiziell veröffentlich:

Der Nominalbetrag an Derivaten der US-Banken stieg um 5,3 Billionen Dollar, oder 2,2%, im Vergleich zum 1. Quartal 2011 auf 249 Billionen Dollar!!! Die Derivate stiegen um 11,6% zum Vorjahr. Derivate Kontrakte konzentrieren sich weiter auf Zinsprodukte, die 82% aller Derivate ausmachen. Kredit-Derivate representieren 6,1% alle Derivate und stiegen um 2,2% auf 15,2 Billionen. 2012 sind die Zahlen viel höher.

Die sogenannte reale Wirtschaft der Vereinigten Staaten erarbeitet ca. 15 Billionen Dollar pro Jahr, was man das Brutto Inlandsprodukt (BIP) nennt. Der Bestand an Derivaten, also an künstlichen Finanzkonstrukten oder Wetten auf Zinsen und Kredite, ist aber 249 Billionen Dollar. Wir reden hier von Billionen, also von 1'000 Milliarden. Dieser gigantische Betrag ist fünf Mal das gesamte BIP der WELT!!! Wir sehen, die Spekulationsblase ist so gigantisch, sie hat keinen Bezug zur Realität. Kein Wunder verliert man gleich Milliarden wenn man sich verspekuliert.

Dimon gibt sich jetzt zerknirscht, dabei heuchelt er nur etwas vor. Die Handelsverluste seien selbstverschuldet, sagt er. Sein Haus habe "unerhörte Fehler" gemacht. "Das ist nicht die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben wollen".

Da lach ich ja ganz laut. Genau dieses Geschäft forcieren sie und animieren ihre Mitarbeiter es zu tun. Damit wird nämlich wenn es gut läuft der meiste Gewinn für die Bank generiert. Vor lauter Geldgier ist es jetzt schiefgelaufen und der Verlust sogar höher sein. Je nach Reaktion der Märkte in den nächsten Tagen und Wochen "könnte es noch schlimmer kommen", sagte Dimon.

Wir erinnern uns, Nick Leeson brach der Barings Bank mit "nicht genehmigten" eigenen Positionen das Genick. Die UBS hat auch einen Fall, wo durch "verbotenen Geschäfte" eines Händlers in London ein Verlust von 2,3 Milliarden Dollar entstanden ist. Was Dimon jetzt verschweigt, im schlimmsten Fall könnte JP Morgan sogar einen Verlust von 20 Milliarden Dollar einfahren!

Aber die Bank muss keine Angst vor einem Ansturm an erbosten Kunden haben, denn sie hat sich Protektion bei der Polizei erkauft. Im Herbst 2011 hat sie 4,6 Millionen Dollar an die New York City Police Foundation gezahlt. Diese grösste Spende in der Geschichte der Stiftung wird laut offiziellen Angaben dazu eingesetzt, die Sicherheit im Big Apple zu erhöhen. In anderen Worten, um die Occupy Wall Street Aktivisten niederzumachen.

insgesamt 15 Kommentare:

  1. Jan sagt:

    Also ich finde ja der Vostand sollte dafür noch ca 80-150% Bonuszahlungsteigerung erhalten.

    Leistung muss sich endlich wieder lohnen
    (/ironie)

    Es ist nur noch zum kopfschütteln...

  1. Blogger sagt:

    Interessant, dass diese Verbrecher vor dem Herrn - immer Mit-Teilhaber der FED!! - und mit der Lizenz zum Gelderzeugen, nicht in der Lage sind Gewinne zu machen!

  1. Willy sagt:

    Die hätten das Trennbankensystem ganz einfach nicht abschaffen sollen!

  1. Anonym sagt:

    Beim Geld hört der Spass auf
    Da gibt es kein diskutieren mehr.
    Das die Gerichte und der Staat sich nach dem vollen Geldbeutel richten wissen wir eh schon alle. Eh mehr jemand auf die Seite gestohlen hat desto sicherer ist er vor dem Staat und der Justiz.
    Die sind alle untereinander so geschmiert das keiner dem anderen ein Auge aushackt. Für die Öffentlichkeit spielen sie eine Schmierenkomödie aber hinter den Kulissen lachen Sie uns alle aus. Weil sie die Menschen eh nur als dumme schlafende geldzahlende Schafe ansehen. Womit sie ja auch Recht haben.
    Solche Zocker gehören für immer hinter Gittern und solche Banken gehören für immer verboten.

  1. schüler sagt:

    Erstmal vielen Dank für deine klasse Arbeit, Freeman. Ich als 18-jähriger Schüler verfolge deinen Blog intensiv und bringe immer wieder deine Denkanstöße in meinem Sozialkunde-Leistungskurs ein, die immer wieder auf Verwirrung stoßen. Keiner schenkt mir Glauben, das ist echt enttäuschend.

    Aber eine Frage stellt sich mir zu diesem Artikel: Wie kann es sein, dass diese Bänker mit Vorwissen so viele Milliarden verzocken können? Wenn man die "Lottozahlen" im vorhinein weiß, wie kann man dann verlieren?

  1. Anonym sagt:

    Diese Parasiten haben noch nicht einmal mehr eine Kugel verdient.
    Diese müssten sie sich erst verdienen.
    "Gier frisst Hirn!"

  1. Wonderworld sagt:

    wie sagt man?!: das Geld ist nicht weg, es hat nur ein Anderer...UNGLAUBLICH!

  1. Nichtkampf sagt:

    Unglaublich!

    Das lehrt jedoch, dass die Schulbildung, Studium, Dipl. und Doktortitel nichts bringen.
    Denn die relevanten Entscheidungen werden nicht in der Schul- oder Hochschulbildung gelehrt.

    Wofür gehen dann alle zur Schule? Weil sie *Heil System* rufen sollen.

    Es wundert mich wirklich, dass sich noch keine Organisation bewaffnet hat und weltweit auf Gangsterjagd geht; das wundert mich wirklich.
    Der Grund für die RAF in old Germany war im Gegensatz zu dem, was wir heute erleben, ein Mückenstich. 4,5 Millionen Dollar Spenden und schon werden die Knüppel poliert.

    LG
    Nichtkampf

  1. Ella sagt:

    wenn wunderts,
    war doch nur eine
    Frage der Zeit, bis wieder mal eine Bank so locker einige Billionen verlor, fragt sich nur wer die wohl gefunden hat. Das Geld muss wirklich auf der Strasse liegen.

    Q3 Ich seh Dich kommen.
    Die Druckmaschinen muessen langsam wegen Ueberlastung gluehen.

    Thanks to Bill Clinton wieder mal, er ist der jenige dem wir grundsaetzlich dieses ganze Chaos von der Abschaffung des Glass Stegal acts ( unter Einfluesterung des damaligen Finanzministers compiments von J.P Morgan) bis zum Patriot Act.

    Wenn nicht so traurig waere, waere es nur noch zum Lachen, dieses Schmierentheater fuers nichtsahnende Durchschnittspublikum

  1. Anonym sagt:

    @Nichtkampf
    ja und schon damals haben viele Bürger gesehn, was man alles in Bewegung setzte um an einem Tag das Gesamte Volk auf den Kopf zu stellen, wohl war das wir nicht das System mit Waffen bekämpfen können, sondern mit den einfachsten Waffen,"dem eigenem Verstand"

    stellt euch dem System und zeigt ihm den Finger so gut wie es geht, macht euch frei und Boykotiert, denn die RAF musste letztenendes unterwandert werden, da man den Feind verstanden hatte ...

    nutzt die Zeit die jetzt noch ist und verändert euer geschultes Systemkomformes leben, ihr werdet weniger Schmerzen empfinden ...
    Das System lebt von uns von der Masse, sei du dein eigener Sender auf den unterschiedlichsten Frequenzen, "wie beim Radio" dreht mal dran und ihr werdet vieles verstehen für euch im System anders zu leben ...

  1. Timo sagt:

    Mich wundert es nur das sie überhaupt gesagt haben dass sie das Geld "verloren" haben. Da kommt mir doch spontan die SouthPark Folge Margaritaville in den Sinn.

    http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=gy5YyNZtpGA

    Sehr toller Ausschnitt einer Szene, die meiner Meinung nach sehr toll die Entwicklung der letzten Jahre anzeigt.

  1. Anonym sagt:

    @Ella

    Du sprichst hier einen sehr wichtigen Punkt an.

    Tatsächlich haben die USA Bill Clinton und seinem damaligen Finanzminister Robert Rubin das ganze Chaos zu verdanken. Er war es, der gegen Ende von Clintons Amtszeit, Glass Steagall abgeschafft hat.

    Was war Glass Steagall?

    Ein nach der großen Depression Anfang der 30iger Jahre eingeführtes New Deal-Gesetz von 1933 (unter Theodore Roosevelt verabschiedet), das vorsah, dem Finanzchaos, das zur Depression geführt hatte, einen Riegel vorzuschieben. Es trennte das normale Bankgeschäft, die Vergabe von Darlehn, von den Spekulationsgeschäften und dem 'investment banking' und schützte damit sowohl die kleinen Sparer als auch die kleinen Kreditnehmer, die sich z. B. ein Häuschen bauen wollten.

    Diese kleinen Leute wurde dadurch von den Spielbanken und ihren dubiosen Investmentgeschäften geschützt, wozu heute (und damals schon) besonders JP Morgan Chase und Goldman & Sachs gehören.

    Der Handel mit Derivaten wurde durch das neue Clinton-Gesetz, auch Financial Services Modernization Act (FSMA) genannt, legalisiert. Rubin, der bei Goldman & Sachs im Vorstand gesessen hatte, bevor er zu Clinton kam, wurde später für die Ausarbeitung dieses das Chaos legalisierende Gesetz mit einem Posten bei Citigroup belohnt, wo er dann im Monat $ 100.000 verdiente (Quelle: Robert Scheer, 'The Great American Stickup', 'Der große amerikanische Raubüberall', New York 2010).

    2008, als überdeutlich geworden war, dass die Finanzkrise gerade durch diese Deregulierung entstanden war, hätte Obama das alte New-Deal-Gesetz wiederbeleben müssen. Da Obama aber voll und ganz ein Kind der Wall Street und ihrer Zockerbanken ist und ausschließlich auf deren Wahlkampfgelder angewiesen war, die ihn zum Päsidenten gemacht haben, war er dazu natürlich nicht in der Lage, sondern nur dazu, das alte Spiel weiter fortzuführen und die Spieler auszubailen, damit sie weiter spielen können.

    Wenn dabei mal 2 Milliarden verzockt werden, wen juckt's? Das Risiko für unsere Spielereien tragen ja nicht wir, sondern der Staat und der Präsident ist ja einer von uns.

  1. drdre sagt:

    Ja, da Gier im menschlichen Naturell zu liegen scheint, wundert es nicht, dass diese Casino Mentalität, trotz der Pleiten in 2008 weitergeführt werden. Möglicherweise hofft man , dass der Steuerzahler, die Kuh die immer gemolken wird, auch hier wieder die Verluste sozialisiert. Dies sollte jetzt aber langsam aufhören. Der Zynismus der Handelnden Personen auf Kosten der Allgemeinheit sucht seinesgleichen. Wann werden die Vertreter des Volkes endlich damit aufhören , dass Volk zu verkaufen. Was Deine Schlussfolgerung mit der Spende an die Polizei angeht, hat man ja den Erfolg gesehen. Der brutale Einsatz gegen die Aktivisten zeigte es ja.

  1. 111hucky sagt:

    Merkwürdig. Man wird in letzter Zeit so häufig mit dreistelligen Mrd-Beträgen oder sogar Billionen konfrontiert, dass einem 2 Mrd, die so einfach versenkt werden, gar nicht so viel vorkommt.
    Hier ein Beleg für meine Eindrücke.

    http://demonocracy.info/infographics/usa/derivatives/bank_exposure.html

  1. stachel_69 sagt:

    die gehören doch zu den "GROSSEN VIER"
    da läuft im hintergrund ein krieg zwischen R+R
    was sind denn 2 mrd .....erdnüsse