Der Skandal um die Militärflüge der Rega geht weiter
Die Veröffentlichung der Nachricht durch die "Handelszeitung" am 1. Mai, die Rega führt Flüge von US-Militär- angehörigen aus den Kriegsgebieten in Afghanistan und Irak nach Deutschland durch, und die daraus resultierende Empörung der Stiftungsgönner, hat etwas bewirkt. Viele ASR-Leser haben nach meinem Artikel mir mitgeteilt, sie sind mit diesem Geschäftszweig nicht einverstanden, haben bei der Rega protestiert und ihre Gönnerschaft gekündigt.
Jetzt greift die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ein und will Details zu rechtlichen Grundlagen für die militärischen Transportflüge aus Kriegs- gebieten erfahren. Bislang hatte sie von den Soldatenflügen der Rega keine Kenntnis gehabt.
"Wir klären den Sachverhalt bei der Stiftung Rega aufsichtsrechtlich ab", sagte Sprecherin Katja Zürcher gegenüber der Zeitung "Sonntag".
Auch Rega-Sprecher Sascha Hardegger hat bestätigt, "die Stiftungs- aufsicht hat uns am Mittwoch zur Stellungnahme aufgefordert."
Anlässlich des 60. Jubiläums der Gründung der Rega gab deren Chef Ernst Kohler gegenüber dem Schweizer Radio DRS am 27. April 2012 ein Interview. Darin gab er zu, an diesem Tag wäre ein Ambulanzjet von Kabul in Afghanistan mit zwei Verletzten nach Frankfurt unterwegs. Möglicherweise war diese Aussage der Auslöser für weitere Recherchen der "Handelszeitung" und ihrem Artikel.
Wer ist Rega-Chef Ernst Kohler, der seit sechs Jahren die Leitung hat? Er war vorher Bergführer, Rettungschef und war Leiter des Militärflug- platzes Meiringen. Die letztere Tätigkeit ist interessant. Es gibt nämlich Zeugenaussagen, die mit eignen Augen gesehen haben, wie NATO- Transportmaschinen, in einem Fall des US-Militärs, dort gelandet sind. Es wurden Kampfhelikopter ausgeladen und eine Flugdemonstration durchgeführt.
Es wurde beobachtet, wie freundschaftlich und vertraut die Offiziere des US-Militärs von ihren "Kollegen" der Schweizer Armee begrüsst wurden. Es wurde sogar damit geprahlt, man könne jederzeit bei den Amerikanern anrufen und sie würden gerne in die Schweiz kommen und ihre "Waffen" zeigen. Deshalb gab es auch mal die Frage seitens der Bevölkerung, ist Meirigen ein NATO-Flugplatz geworden?
Offiziell zugegeben wird, die Piste in Meiringen wurde auf NATO-Standard ausgebaut und es landen seit Jahren ausländische Flugzeuge dort, sei es zum Zwischenhalt, Besuch oder zu Übungen.
Die Landung von NATO-Flugzeuge in der Schweiz ist deshalb fragwürdig, weil die Schweiz angeblich ein neutraler Staat ist und keinem militärischen Bündnis angehört. In der Praxis stimmt das aber nicht, denn die Schweiz ist Mitglied des sogenannten "Partnership for Peace" Programm, eine Vorstufe zur NATO-Mitgliedschaft. Dieser Vertrag wurde vom damaligen Bundesrat Flavio Cotti als Aussenminister am 11. Dezember 1996 unterschrieben.
Dieser "Verletzung der Neutralität" ist nicht weiter verwunderlich, denn Cotti war während seiner Amtszeit 1994 bis 1997 vier Mal beim Treffen der Bilderberger dabei. Das sagt alles. Der aktuelle Aussenminister Didier Burkhalter ist der neue "Cotti". Er reist in den kommenden Wochen gleich zwei Mal in die USA. Zunächst wird er am 20. und 21. Mai am NATO-Gipfel in Chicago teilnehmen. Am 12. Juni steht dann ein Treffen mit US-Aussenministerin Hillary Clinton auf der Agenda.
Kommt durch diese "enge Beziehung" zur NATO und zum US-Militär des Militärflugplatzes Meiringen und da Kohler dort Leiter war, die Transporte von US-Soldaten aus den Kriegsgebieten zustande? Wurde er durch seine "Freunde" im US-Kommandostab angefragt, ob die Rega solche Einsätze durchführen würde, oder hat Kohler sie den Amerikanern sogar selber angeboten?
Jedenfalls ist so eine Vermischung von zivilen Rettungsdienst, der ja löblich ist, und dem Transport von US-Soldaten aus Kriegsgebieten ins Lazarett nach Deutschland, schon sehr fragwürdig und anstossend.
Die Stiftungsaufsicht hat aber noch mehr Fragen die sie der Rega-Leitung stellen will, wie "Sonntag" berichtet. Nämlich, ob die Rega rechtmässig handelte, als sie im vergangenen Jahr die Abschreibungen auf die Helikopterflotte verkleinerte und so ihre Erfolgsrechnung entlastete.
Laut dem Geschäftsbericht erhöhte die Rega die Nutzungsdauer für ihre Helikopter von acht auf 14 Jahre. Damit verbesserte sich das Jahresergebnis 2011 um 9,2 Millionen Franken. In ihrem Brief vom 8. Mai, der dem "Sonntag" vorliegt, verlangt die Stiftungsaufsicht von Rega-Chef Ernst Kohler eine Stellungnahme zu beiden Punkten bis zum 8. Juni.
Danke dir Freeman, ich wollte dir diesen Artikel bezüglich Burkhalter zusenden, konnte aber keine E-Mail auf die Schnelle finden.
Ich bin sehr gespannt was die Schweiz sonst noch alles verbirgt. Denn, dass Amerika Dreck am Stecken hat, wissen wir mittlerweile zu gut. Doch um die "neutrale" Schweiz noch vor dem totalen Zerbruch der Neutralität zu schützen, wären da Themen wie Ausgaben und Dienstleistungen der Schweiz im Ausland vermehrt interessant. Auch für Nicht-Schweizer. Im Allgemeinen finde ich das du wirklich gute Arbeit leistest. Wäre wirklich froh noch Referenzierungen der Zahlen und Quoten in deinem Blog. Damit dein Blog nicht als Ende der Informationsquelle angesehen werden kann, sondern als Anfang der zusätzlichen Recherchen.
Dankbarer ASR-Leser
Hallo Freeman,
da sind wir ja in Österreich richtige "Engel", denn in unserem neutralen Staat erlauben wir der Nato "nur" aus "humanitären" Gründen den Überflug in den Irak, nach Jugoslawien oder sonst eines dieser bösen Staaten die von bösen Diktatoren regiert werden und deren Bevölkerung dringend Tarnkappenbomber und F-16 als Erste Hilfe Maßnahme brauchen.
Übrigens hab heute eine meiner Lieblingsschulklassen den neuen Film von Nuoviso gezeigt. Sie waren verwundert, verschreckt, überrascht, wütend aber manche auch ablehnend. Es entstand danach wirklich ein hitzige konstruktive Diskussion unter ihnen.
Hat mich echt beeindruckt!
In Kürze schauen wieder einmal die Belgier in Meiringen vorbei:
http://www.flightforum.ch/forum/showthread.php?t=89782