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Grösster US-Steuerflüchtling gestorben

Mittwoch, 26. Juni 2013 , von Freeman-Fortsetzung um 18:00

Für fast 20 Jahre hat Marc Rich ein Doppelleben geführt. Eines als bekannter Rohstoffhändler und Milliardär in der Welt des Jet-Set, umgeben von schönen Frauen, luxuriösen Villen, Ski-Chalets und 5-Sterne-Hotels, und eines als weltweit meist gesuchter Steuerflüchtling, der sich nur in der Schweiz, Spanien und Israel aufhalten durfte. Seit seiner Flucht aus den USA 1983 war Rich das oberste Ziel der US-Steuerfandung und stand auf der Liste der meistgesuchten Kriminellen des FBI, bis Präsident Bill Clinton ihn am 20. Januar 2001 den letzten Tag seiner Amtszeit begnadigte. Am Mittwoch ist Marc Rich im Alter von 78 Jahren in Luzern an einem Schlaganfall gestorben. Morgen wird er in Tel Aviv beerdigt.

Wie es der Zufall will habe ich Marc Rich am vergangenen Samstag bei einer Sportveranstaltung in Zug gesehen. Als Journalist wird man zu so Events eingeladen. Er sass am Tisch neben mir in der VIP-Lounge. Er wirkte auf mich sehr alt und schwach, kaum die Umgebung wahrnehmend. Das Foto welches ich mit dem Handy gemacht habe ist wahrscheinlich eines der letzten die ihn in der Öffentlichkeit zeigt.

Marc Rich vor der Bossard-Arena mit einer Flasche Bier und Zigarre
Zum Höhepunkt seiner Spekulation und Handel mit Rohstoffen hatte seine Firma Einnahmen von 7 Milliarden Dollar im Jahr. Damit häufte er sich Besitztümer an, wie ein riesiges Anwesen in Meggen am Vierwaldstättersee im Kanton Luzern im Wert von 60 Millionen Franken, gefüllt mit Picassos und Kunstwerken anderer teurer Künstler, ein luxuriöses Chalet in St. Moritz und eine Villa in Marbella an der spanischen Küste. Er war aber ein Gefangener im goldenen Käfig, denn er konnte nicht aus der Schweiz raus, ausser nach Spanien und Israel, weil er bis 2001 zur Verhaftung ausgeschrieben war.

Marc Rich und andere Händler wurden 1983 der Steuerhinterziehung, Falschaussage, Handel mit Iran und dem umstrittenen RICO (Racketeer Influenced and Corrupt Organisations, Trading with the Enemy Act) angeklagt. Der damalige Oberstaatsanwalt für den Distrikt von New York und spätere Bürgermeister der Stadt, Rudolph Giuliani, beschrieb die Sache Marc Rich als "den grössten Fall von Steuerhinterziehung in der Geschichte der Vereinigten Staaten."

Aber die Steuerhinterziehung war nur das letzte Stück in der Anklage gegen Rich. Er wurde auch angeklagt an einem komplexen Öl-Betrug teilgenommen zu haben, der die Energiekrise Amerikas in den frühen 80-Jahren ausnutzte. Er wurde in 65 Fällen beschuldigt im Geheimen Millionen von Fass an texanischen Rohöl aufgekauft zu haben, dass unter strikten Preiskontrollen stand, und es unter neuem Etikett als unkontrolliertes Öl auf dem freien Markt mit einem gigantischen Gewinn verkauft zu haben, angeblich 100 Millionen Dollar.

Während der sogenannten Geiselnahme von Teheran, wobei 52 US-Diplomaten 444 Tage lang vom 4. November 1979 bis zum 20. Januar 1981 als Geiseln gehalten wurden, nachdem eine Gruppe iranischer Studenten die US-amerikanische Botschaft in Teheran im Verlauf der Islamischen Revolution besetzt hatte, hat Marc Rich mit dem "Feind" Geschäfte gemacht und iranisches Öl verkauft, trotz eines amerikanischen Handelsembargos, und dabei ein weiteres Vermögen angehäuft. Rich und seine Partner wurden angeklagt, keine Steuern auf diese Profite bezahlt zu haben.

Denn, noch unter dem Schah Mitte der 70-Jahre vereinbarten der Iran und Israel den Bau einer geheimen Pipeline von Elat bis ans Mittelmeer, um so den Suezkanal zu umgehen und auch um aus den Fängen der grossen US-Ölkonzerne zu kommen. Diese Joint Venture belieferte Israel insgeheim mit Öl und es war Marc Rich der nach Aussen das Öl transportierte und die Pipeline benutzte.

Marc Rich stellte sich nicht der Anklage sondern flüchtete in die Schweiz, kurz bevor er verhaftet werden sollte. Obwohl seine Firma sich später schuldig erklärte und bereit war eine Strafe von 171 Millionen Dollar zu zahlen, blieb die Anklage gegen ihn persönlich bestehen. Die US-Behörden begannen eine lange Verbrecherjagd nach ihm, die teilweise wie aus einem Spionagethriller sich liest.

Mittlerweile hatte Marc Rich, der ursprünglich als Marcell David Reich 1934 in Antwerpen geboren wurde und mit seiner jüdischen Familie 1941 in die USA emigrierte, eine Scharmoffensive mit Spenden in der Schweiz gestartet und so sich das Wohlwollen und den Schutz dort erkauft. Aber nicht nur dort war Rich mit "Wohltätigkeit" spendabel, sondern in anderen europäischen Ländern, aber hauptsächlich auch in Israel.

Er behauptete bei zahlreichen Interviews, seine Firma hätte ihren Sitz in der Schweiz und unterliege nicht den amerikanischen Gesetzen. Als guter Steuerzahler wurde er im Kanton Zug gerne gesehen. Ausserdem war damals Steuerhinterziehung in der Schweiz nicht strafbar und deshalb wurde er nicht ausgeliefert.

Aber der wirkliche Grund warum Marc Rich ungestraft sich in der Schweiz aufhalten und Geschäfte machen konnte, waren seine guten Verbindungen zur CIA und zum Mossad. Er hat mit den Geheimdiensten zusammen- gearbeitet und dafür haben sie ihn vor der amerikanischen Justiz und dem FBI geschützt. Sein persönlicher Sicherheitsberater war ja ein ehemaliger Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad.

So hat er zum Beispiel geholfen trotz Sanktionen Öl an Südafrika zu liefern, genau wie Israel an das Apartheidregime Nukleartechnologie und Waffen lieferte. Der erste israelische Atomtest wurde auch ab der Küste von Südafrika im Südatlantik durchgeführt. Rich hat mit diesen Bruch des Boykott einen Gewinn von 2 Milliarden Dollar erzielt.

Der damalige Zuger Gemeinderat und heutige Vizepräsident der Grünen Schweiz, Jo Lang, hat in einem aktuellen Interview über ein Erlebnis Anfang der 90-Jahre gesagt:

"Als ich mich auf Einladung von Gewerkschaften in den USA befand, bekam das FBI Wind davon und lud mich deshalb nach New York ein. Sie boten mir 700'000 Dollar, wenn ich ihnen helfen würde, Marc Rich zu fangen. Meine Antwort war klar: Ich bin ein Politiker und kein Polizeibeamter."

Auf die Frage, warum Rich nie von den US-Behörden verhaftet wurde sagte Lang: "Ich bin überzeugt, dass Marc Rich mit der CIA zusammenarbeitete und damit vor dem Zugriff durch das FBI geschützt war. Das habe ich damals dem FBI in New York erzählt, die Mimik der Beamten zeigte eindeutig, dass sie auch davon ausgingen."

Zur gleichen Zeit wo all das ablief, fand auch die sogenannte Iran-Contra-Affäre statt. Von der Reagan-Regierung waren im Verlauf der 1980er Jahre Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran an die rechtsgerichtete Guerilla-Bewegung der Contras in Nicaragua weitergeleitet worden, um sie bei dem Contra-Krieg gegen die sandinistische Regierung zu unterstützen.

Die Contras wiederum haben über Jahre mehrere Tonnen Kokain mit Wissen und Duldung der CIA in die USA geschmuggelt. Aus den Erlösen des Drogenverkaufs finanzierten die paramilitärischen Contra-Verbände ihren Kampf gegen die linksgerichtete Regierung der Sandinisten, weshalb die US-Regierung bzw. die CIA dies duldete und somit unterstützte.

All das zeigt, in den USA bekämpft die linke Hand die rechte, oder die CIA begeht die kriminellsten Handlungen, welche andere US-Behörden verhindern sollen. Oder die CIA schützt Verbrecher, die das FBI aber zur Fahndung ausgeschrieben hat und sucht. Oder Washington ist offiziell gegen eine Regierung und verhängt Sanktionen, aber insgeheim werden trotzdem Geschäfte gemacht. Dazu wurden Agenten wie Marc Rich verwendet.

Wie der Marc-Rich-Biograf Daniel Ammann anlässlich des Todes in einem Interview sagte:

"Er arbeitete quasi als Mittelsmann für viele Regierungen, die der Öffentlichkeit etwas sagten und im Hintergrund das Gegenteil davon taten. Zum Beispiel, indem er von den Iranern Öl kaufte und dieses an Israel weiterverkaufte. Beide Regierungen wussten das, und für beide Regierungen wäre das offiziell ein absolutes No-go gewesen. Aber aus Opportunitätsgründen gingen sie auf den Deal ein. Zwischendrin stand Marc Rich."

Marc Rich war mit seiner Handelsfirma jahrelang der bedeutendste Rohöllieferant für Israel mit einem Anteil von bis zu 60–90 % des Bedarfs. Das Öl stammte hauptsächlich aus dem Iran und wurde auf dem Papier über Rotterdam vom Ursprung her "gesäubert".

Die "Marc Rich + Co AG“ mit Hauptsitz im schweizerischen Zug wurde über die nächsten Jahrzehnte zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmen der Branche. 1993 verkaufte Marc Rich den Trading Bereich an die Manager. Daraus entstand das Unternehmen Glencore, das heute weltweit das grösste im Rohstoffhandel ist. Zuletzt war Marc Rich im grossen Stil im Immobilien-Bereich tätig.

Die Begnadigung von Marc Rich durch Bill Clinton ist sehr umstritten, denn es sieht aus wie wenn sie erkauft wurde. Denise Rich, von 1966 bis 1996 mit Marc Rich verheiratet und Mutter drei gemeinsamer Kinder, eine in Amerika bekannte Prominente, Gesellschaftslöwin, Spendensammlerin und Liedermacherin, hat 450'000 Dollar für die Clinton Library zusammen- gebracht und so die Gunst des Präsidenten erworben, sagt man.

Andere sprechen von einer zweistelligen Millionenzahlung, damit der Gesuchte auf die Begnadigungsliste kam. Jedenfalls haben sich viele israelische Politiker für Marc Rich eingesetzt, wie Schimon Peres, Ehud Barak und Ehud Olmert. Auch Politiker in der Schweiz, wie der ehemalige Stadtpräsident von Zürich, Josef Estermann.

Denise Rich hat die amerikanische Staatsbürgerschaft abgelegt und 2011 die österreichische angenommen. Marc Rich tat das bereits in den 80-Jahren und nahm die spanische und israelische an. Das machen mittlerweile viele US-Bürger, um so der unabhängig vom Wohnort weltweiten Steuerpflicht zu entkommen.

Als ich ihn am vergangene Samstag bei der Tennis-Veranstaltung "Stars on Court" sah, bei der Steffi Graf, Andre Agassi, Heinz Günthardt, Henri Leconte und Mansour Bahrami sich einen Tennis-Show-Kampf lieferten, dachte ich mir, wow der sieht aber schlecht aus. Ein verschrumpeltes Männchen mit Buckel. Nur drei Tage später ist er gestorben.

Was ich jetzt denke, die Milliarde die Marc Rich sich mit "krummen" Geschäften angehäuft hat, haben ihn nicht vor dem Tod bewahrt und er hat sie nicht mitnehmen können. Wie jeder andere Sterbliche tritt er vor seinem Schöpfer und muss sich für seine Taten verantworten. Dabei kommt mir in den Sinn: "... was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei seine Seele verliert?" (Mt 16,25-26)

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Übrigens, eines der Lieder von Denise Rich wurde weltbekannt, nämlich "Frankie" von "Sister Sledge" gesungen:

insgesamt 5 Kommentare:

  1. Was jetzt fehlt rund um Iran, Israel, Geschäfte, Geldwäsche, Waffen, Drogen, Betrug mit der BCCI Bank: Mark Rich war viele Jahre der Manager des "Quantum" Fund, Haupt Eigentümer Georg Soros und schon schliesst sich das Rad. Mark Rich, war damit auch Financier des CIA, für kriminelle Aktionen, durch Drogen und Waffen.

  1. O.87 sagt:

    Das Streben nach mehr (Koran sure)


    Das Streben nach Mehr lenkt euch solange ab , [102:1]
    bis ihr die Gräber besucht. [102:2]
    Aber nein! Ihr werdet es bald erfahren. [102:3]

  1. taxidriver sagt:

    In dem Zusammenhang ist auch sehr interessant wie tief seine Connections zum Mossad wirklich reichten.

    Ein MI6 Dokument dass die Clinton Jahre im weißen Haus zum Inhalt hat deutet an, dass Rich die Identität von 'MEGA' gekannt haben soll. 'MEGA' ist der codename für Mossad's #1 Spion im Clinton White House, der schon in den späten Jahren von Bush Sr. installiert worden sein soll.

    Rich hat daraufhin im Interesse der israelischen Lobby (natürlich immernoch nicht als foreign agent registriert) AIPAC Druck auf die Clinton Administration ausgeübt die FBI Untersuchung die 'MEGA' zu identifizieren suchte zu unterdrücken bzw. einzustellen. Dabei sehr hiflreich waren die stories der Mossad Helfer in den US Medien die 'MEGA' folgendermaßen erklärten: es sei der hebräische slang für die CIA 'ELGA'. Die glauben wirklich wir sind die letzten Idioten.

    Rich hat auch für die israelische Regierung dafür gesorgt, dass mehr als 30 Mitglieder der russischen Mafia israelische Reisepässe bekamen, die sie noch heute nutzen.

    Wenn noch irgendein Zweifel an seinen ultimativen Loyalitäten liegt ist die Liste seiner Supporter mehr als eindeutig:

    Anti-Defamation-League Vorstand - Abraham Foxman

    Israelischer PM - Ehud Barak

    Ehemaliger Mossad Chef - Shabtai Shavit

    Holocaust Memorial Council Vorstand - Rabbi Irving Greenberg

    Rich hat sich wohl gedacht:

    I already know I'm going to hell so at this point it's go big or go home. :)

  1. Anonym sagt:

    @taxidriver. der maulwurf im oral office war rahm emanuel aus dem paten clan, bruder hollywood ganove, vater bombenleger mit menachim begin. wie mir meine mossad quelle verriet, hat er auch dafür gesorgt, dass monica an clinton`s besten freund hing. es bestand tatsächlich ein zeitfenster für die 2 staaten lösung und da man seitens der israelis wusste, dass clinton einer der schlimmsten sexmaniacs war lag zur unterminierung eines friedensschlusses im sinne eines camp david 2 es nahe für einen handfesten skandal zu sorgen für das folgende impeachment.
    marc rich rest in peace...einer der grössten maffiapaten des planeten hat endlich die augen geschlossen...nun warte ich dass david rockefeller es ihm bald gleich tut!

  1. humanity sagt:

    jaja, wie die grösste private unterschlagung (waren wohl so an die 50 Milliarden $ in den usa) von "Bernie" Madoff...kommen alle aus dem selben stall...wem man damit schadet ist doch egal, hauptsache man macht kohle ;-(