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Buenos Aires Tag2

Mittwoch, 14. November 2012 , von Freeman-Fortsetzung um 11:00

Argentinien ist das Musterbeispiel für ein Land, in der die Bevölkerung ihrer Währung und ihrer Regierung nicht traut. Wegen der Inflation von mindestens 25 Prozent versucht jeder der kann die Pesos die man übrig hat in etwas wertbeständigem umzutauschen. Die Regierung versucht mit ihrem Sparprogramm, genannt "Sintonia fina" oder "Feintuning", die fiskalischen Probleme des Landes zu lösen. Dazu gehören die Erhöhung der Gebühren für die öffentlichen Dienste, die teilweise sehr subventioniert wurden, Einschränkung der Lohnerhöhungen, Einschränkung der Importe und eine Reorganisation der Staatsbetriebe.



Mit der hohen Teuerung ist der Ruf die Löhne und Gehälter auch entsprechend zu erhöhen sehr gross. So haben Gewerkschaften in den Jahren 2010 und 2011 mit Tarifabschlüssen Lohnsteigerungen zwischen 25 und 30 Prozent durchgesetzt. Wegen dem Rückgang der Währungsreserven durch die negative Aussenhandelsbilanz hat der Wirtschaftsminister Guillermo Moreno Massnahmen beschlossen, um den Ankauf von Fremdwährungen und die Einfuhr von Gütern aus dem Ausland zu verhindern. Das heisst, die Importeure bekommen nur sehr wenige Dollars und Euros um Waren einzuführen, wenn überhaupt. So will man den heimischen Markt und die Hersteller schützen.

Auch die Argentinier die ins Ausland reisen bekommen nur geringe Mengen an Fremdwährungen. In einem Fall wurde mir erzählt, für einen Aufenthalt in Europa von 14 Tage nur 40 Euro. Wenn man eine Kreditkarte im Ausland benutzt, dann schlagen die Behörden eine Steuer von 15 Prozent auf die Rechnung drauf. Banküberweisungen ins Ausland sind fast unmöglich oder sehr schwierig geworden. Der Immobilienmarkt wird praktisch nur in Dollars abgewickelt. Die Häuser und Wohnungen werden nur gegen Fremwährung verkauft, denn niemand will grössere Beträge in Pesos halten, wegen der schnellen Entwertung.

So findet ein Kampf zwischen der Regierung und der Bevölkerung statt, in dem der Staat die Devisen im Land behalten will, den Import einschränkt und den Export fördert, und die Menschen ihr übriges Geld gegen die Inflation durch Umtausch schützen wollen. Es ist schwierig Dollar oder Euro zu kaufen, obwohl man auf der Avenida Florida, der Shoppingmeile von Buenos Aires, alle paar Meter wegen "Gambio" angesprochen wird. Die Schwarzhändler verlangen ca. 25 Prozent mehr als der offizielle Bankkurs. Dabei muss man aufpassen, dass man nicht Falschgeld angedreht bekommt, denn das ist auch ein Problem.

Gold kann man scheinbar überhaupt keins mehr kaufen. Ich hab nämlich meine Bekannten hier gefragt, warum sie überhaupt Dollars und Euros wollen, diese Währungen sind ja auch im Sinkflug und verlieren ständig an Wert. Mindestens 1 Prozent pro Monat realistisch gesehen. Wenn Sicherung des Geldes gegen einen Verlust, dann doch gleich mit Edelmetall. Entweder ist ihnen diese Möglichkeit nicht bewusst oder es geht gar nicht, weil keine Bank Gold verkauft. Es wäre wenn überhaupt sowieso nur gegen Fremdwährungen möglich und da haben wir es wieder.

Jedenfalls beschäftigen sich die Menschen hier viel mehr mit dem Thema Schutz vor Inflation als in Europa. Dort hat man ja noch Vertrauen in den Euro (lach) und guckt einfach zu wie er dahin schmilzt. Was die EZB und die Bundesregierung erzählt, von wegen 2,5 Prozent Teuerung und der Euro ist stabil, ist doch voll gelogen. Alle Fiat-Währungen verlieren an Kaufkraft, die einen mehr und die anderen weniger. Wenn Draghi und Bernanke ihr "unlimitiertes" Gelddrucken wie angekündigt umsetzen, dann geht es richtig los mit der Inflation. Argentinien ist heute wie es bald bei uns aussehen wird.

Die Menschen hier sind im Zwiespalt zwischen einem Patriotismus, dem Ignorieren der Probleme und es ist nicht so schlimm, und dem Wissen, sie werden von den korrupten Politikern beschissen und müssen selber schauen wie sie überleben.

Die Skyline von Buenos Aires mit Wolkenkratzer:



nd







Alte Häuser mit dem tollsten Kabelsalat:





Das Viertel von Boca, berühmt für den Fussball:













Das Hafenviertel:







Da die argentinische Regierung den Flug von Helikoptern der TV-Sender über Buenos Aires verboten hat, um die Grösse der Demonstration vom 8. November nicht zu zeigen, haben findige Amateure ihre Drohne mit Kamera hochsteigen lassen:



Hier gehts zum nächsten Tagesbericht ...

insgesamt 11 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Ich find es einfach klasse was Du da machst,ehrlich.
    Und wie jemand sagte,das ist Bildung mal anders, mal besser.
    Als nächste Station würde ich Island vorschlagen sicherlich auch höchst intressant.

  1. Ghost-Recon sagt:

    hallo freeman,

    was mich persönlich interessiern würde wie den eigentlich die stimmung und die Haltung unter der Bevölkerung aktuell aussieht in Bezug auf das Thema: Falkland Inseln? Ist das noch ein Thema dort und bekommt man als einfacher Mann auf der Strasse überhaupt etwas von diesen politischen spannungen mit. Vielleicht kannst du ja mal bei Gelegenheit nachhaken. wünsche dir viel spass und einen schönen angenehmen Aufenthalt. pass auf dich auf.

  1. hbbaer sagt:

    Danke freeman für deine Berichte. Uns schön, dass du reisen kannst!! Nur, "Bildung" - auch in weitestem Sinne - sollten deine Berichte nicht genannt werden. Zumindest nicht für die Leser. für dich mit Sicherheit. Gute Weiterreise dir in diesem wunderbaren Land!

  1. Unknown sagt:

    Hallo Ghost Recon,

    Nun, ich bin auch öfter in Argentinien gewesen und auch auf den Falklands. In Argentinien stehen die Inseln weiterhin als Malvinas auf der Wetterkarte. Man sieht sie generell als zu Argentinien gehörend aber besetzt an. Das ist auch die Meinung des größten Teils der Bevölkerung. Ganz schlimm ist es natürlich bei offiziellen Stellen. Man kann nicht von den Falklands nach Argentinien kommen, da man dann keinen argentinischen Einreisesrempel hat, nach offizieller Meinung aber aus Argentinien kommt, ergo illegal eingereist ist.
    Aber wie gesagt, nach meiner Erfahrung sieht die Bevölkerngen die Inseln als argentinisch an.

  1. Anonym sagt:

    ich finde die kommentare über die gegenwertige regierung etwas einseitig. warum wird nichts über die durchsetzung der programme zur bekämpfung der armut, die erhöhung der forschungsgelder der universitäten, die wieder verstaatlichung der öl industrie, das völlig kostenfreie studium für jedermann, etc erwähnt. ich befinde mich zufälligerweise ebenfalls gerade in argentinien und hatte die möglich der besagten demonstration gegen die aktuelle regierung beizuwohnen. was mir sofort auffiel, war dass der großteil der demonstranten aus der oberen mittelklasse zu sein schien, die fleißig mit ihren iphones das geschehen festhielten (was ich nicht wusste, ist dass iphones in argntinien offiziel nicht zu erwerben sind und nur auf dem schwarzmarkt zu wucherpreisen erwerbar sind). es schien mir persönlich eher eine demonstration gegen die protektionismus politik (verbot der einfuhr von fremdwährung durch verkauf von eigenwährung, etc, die die absicht verfolgt die eigene nationale wirtschaft zu stärken und sich der wirtschaftlichen abhängigkeit der usa und der eu zu entbinden) zu sein als eine demonstration gegen korruption. denn vor allem menschen die große mengen an katipal in einer fremdwährung im ausland besitzen (und somit den staat hintergehen bzw hintergangen haben um sich zu bereichern) fürchten bzw konteragieren eine derartige regierungsmaßnahme.

  1. Anonym sagt:

    Ich schließe mich @Julu22 an und muss auch sagen, dass das Positive, das die beiden Kirchners (Nestor und Christina, Nestor starb vor zwei Jahren) für Argentinien geleistet haben, bisher wenig in den Kommentaren gewürdigt wurde.

    Folgendes möchte ich anführen:

    1. Die Verstaatlichung der privaten Rentenfonds, die unter dem Vorgänger der Kirchners, dem Neoliberalen, US-hörigen Carlos Menem eingeführt wurde, der Argentinien in die Staatskrise und den Staatsbankrott führte;

    2. Die Einführung eines Kindergeldes auch für Arbeitslose, für Kinder, die regelmäßig die Schule besuchen, was zu einem Rückgang der Armut geführt hat;

    3. Die protektionistischen Maßnahmen zum Schutz der eigenen Wirtschaft und Währung, die bei Freeman erwähnt wurden;

    4. Die Verstaatlichung von Repsol, der größten spanischen Ölgesellschaft unter Christina Kirchner. Jetzt fließen die Einnahmen aus dem Ölgeschäft wie in Venezuela in die Staatskasse und nicht mehr nur in die eines ausländischen privaten Superkonzerns;

    5. Ihre klare Haltung zu den Malvinen und damit ihre klare anti-imperialistische Haltung gegenüber Großbritannien;

    6. Die Aufarbeitung der Geschichte der Militärdiktatur und das Arbeiten an einer Wiedergutmachung;

    7. Den Schuldenschnitt, den ihr Mann Nestor Kirchner gegenüber dem IWF vornahm, um Argentinien zu entschulden; ...

    Die Demonstration, die neulich stattfand, war eine Kundgebung der Bourgeoisie, der bessergestellten Argentinier, denen die Sozialprogramme Christina Kirchners nicht passen. Sie wollen wieder zurück zu einer neoliberalen Politik wie unter Carlos Menem, zu Steuerentlastungen für die Reichen und zu einer Abwälzung der Krisenlasten auf die ärmeren Schichten, um ihre Privilegien zu sichern.

    Die argentinische Regierung unterstützt die bolivarische Revolution in Venezuela und hat bei überregionalen Konferenzen immer eine aktive Rolle gespielt, um Lateinamerika aus der Abhängigkeit von den USA und den multinationalen Konzernen herauszuführen.

    Die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre ist sehr zu begrüßen, weil sie zur Vertiefung des demokratischen Prozesses in Argentinien beiträgt. Natürlich stellen die um ihren Einfluss besorgten reichen Argentinier, die die Regierung Kirchner bekämpfen, dies als 'wahltaktisches Manöver' in ihren Medien dar. Christina Kirchner gewann die letzten Wahlen letztes Jahr im Herbst klar gegenüber ihrem Herausforderer. Das soll sich, wenn es nach der argentinischen Bourgeoisie geht, nicht wiederholen.

    Übrigens, fällt mir ein, gibt es auch ein neues Mediengesetz, das den Einfluss öffentlich-rechtlicher Medien gegenüber den privaten Medienkonzernen gestärkt hat - eine Maßnahme, die dringend nötig war angesichts des Medienmonopols einiger weniger Medienmoguls. Vorher sah es so ähnlich aus wie in den USA heute.

    Also sehen wir auch das Positive, vor allem angesichts der furchtbaren Krise, in die Argentinien durch die neoliberale Politik der Vorgängerregierungen gestürzt wurde.

    Wir brauchen den Vergleich!

  1. yilmaz sagt:

    stimme auch julu22 & xabar zu!

    Chavez hatte irgendwann einmal mal erwähnt, daß "zufällig" mehrere südmarikanische Staatsführer an Krebs erkrankten, inkl. Chavez selbst und ich glaube auch Kirchner, bin mir jetzt bei ihr nicht ganz sicher.

  1. Unknown sagt:

    Es ist schon sehr merkwürdig, dass viele südamerikanische Präsidenten an Krebs gelitten haben und einige zum Teil noch leiden. Chavez hatte mal behauptet, dass eine Verschwörung gegen ihn läuft. Er verdächtigte die USA hinter diesen merkwürdigen Krankheiten.

    Venezuela – Chavez: nach monatelanger Behandlung auf Kuba hat er letztens im Juli bekannt gegeben, dass er den Krebs besiegt hat.

    Brasilien – Präsidentin Dilma Rousseff und ihr Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva: bei Rousseff wurde 2009 Krebs festgestellt. Nach erfolgreicher Behandlung soll sie wieder geheilt worden sein. Lula da Silva soll ebenfalls wieder gesund sein.

    Argentinien – Christina Fernandez de Kirchner: Bei ihr wurde Schilddrüsenkrebs diagnostiziert, aber anschließend wurde doch kein bösartiges Gewebe gefunden.

    Paraguay – ehem. Präsident Fernando Lugo: 2010 wurde bei ihm Krebs festgestellt. Nach einer Chemotherapie soll er auf dem guten Weg sein, Krebs zu besiegen.

    Peru – ehem. Präsident Alberto Fujimori: seit Jahren soll er gegen den Krebs kämpfen. Zuletzt wurde er im August operiert. Sitzt in Haft wegen Menschenrechtsverletzungen.

    Kolumbien - Präsident Juan Manuel Santos: bei ihm wurde Prostatakrebs entdeckt.

    Vielleicht kann man da noch tiefer recherchieren und diese Ungereimtheiten aufdecken.

    Des Weiteren: Arafat wurde ebenfalls radioaktiv vergiftet. Sein Leichnam wird wahrscheinlich demnächst exhumiert und untersucht werden.

    In der Türkei läuft aktuell eine gerichtliche Untersuchung zum ehem. Staatspräsidenten Turgut Özal. Seine Familie und viele Politiker behaupteten, dass er vergiftet worden sei. Daraufhin, als sich die Beweise verdichteten, hat der Staatsanwalt angeordnet, dass das Leichnam exhumiert wird, was vor einigen Wochen geschehen ist. Vorläufiges Ergebnis: er wurde tatsächlich vergiftet!

  1. Ghost-Recon sagt:

    danke für den Einblick ;-)

  1. dissident91 sagt:

    Das Drohnenvideo wurde gelöscht. Ich hab's hier noch mal gefunden:

    http://www.youtube.com/watch?v=w4K3lxFTBw8

  1. dissident91 sagt:

    schon wieder gelöscht, hier aber wieder gefunden

    http://www.youtube.com/watch?v=D-R07VTMbYk