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Die Gründe für den Preiskrieg auf dem Ölmarkt

Mittwoch, 15. Oktober 2014 , von Freeman-Fortsetzung um 13:00

Die Welt schwimmt buchstäblich in Öl, nicht nur weil zurzeit 1 Million Fass mehr gefördert werden als der globale Verbrauch von 90 Millionen Fass pro Tag, sondern weil die Behauptung, Erdöl wäre ein fossiler Brennstoff und wir hätten das sogenannte "Peak Oil" überschritten, völlig falsch und ein Märchen ist. Erdöl ist nicht endlich und tatsächlich im Überfluss vorhanden, wird nämlich im Erdinneren ständig produziert. Siehe meine vielen Artikel über "abiotisches Öl". Der aktuelle Preis für Erdöl liegt so tief wie seit langem nicht mehr. Aktuell bei 82 Dollar das Fass, fast 30 Prozent tiefer als am Anfang des Jahres. Über warum das so ist und was den Preis drückt gibt es verschiedene Meinungen. Ich will versuchen diese möglichen Ursachen für einen Preiszerfall aufzulisten. Der folgende Chart zeigt die Schwankungen des Ölpreis der letzten 36 Monate. Aktuell kostet ein Fass Erdöl wieder fast so wenig wie im Juli 2012, als die Weltwirtschaft in die Rezession abstürzte und der Bedarf deshalb stark zurückging. Daraus stellt sich die Frage, ist der Preis so niedrig weil wir wieder vor einer weltweiten Rezession stehen oder sind andere Faktoren am Werk? Zum Beispiel, ein bewusster und gesteuerter Preiskrieg?


Hier eine Liste der möglichen Gründe für den tiefen Preis:

1. Szenario: Wie bereits gesagt, die Industrie erlebt weltweit einen erheblichen Rückgang der Aufträge und deshalb wird weniger Öl als Energieträger benötigt, also ist die erneute Rezession schuld. Europa und Japan erleben einen Konjunkturabschwung, die Wirtschaft der USA plätschert auch nur so dahin und sieht aus wie wenn sie wieder schrumpft. Ein zusätzlicher Grund für die weltweite Wirtschaftsflaute sind die Sanktionen gegen Russland, die einen erheblichen Schaden speziell in Europa anrichten. Wenn die Wirtschaft stagniert und dadurch weniger Öl verbraucht als gefördert wird, gibt es einen Überschuss der den Preis drückt. Da die OPEC-Länder wie gerade bestätigt ihre Produktion nicht dem geringeren Bedarf anpassen wollen, sondern die Fördermenge gleichhalten und nicht reduzieren, sinkt der Preis. Angeblich soll erst im November beim nächsten OPEC-Treffen über eine Drosselung der Fördermenge entschieden werden. Neue Anbieter für Öl sind auch auf dem Markt, die wegen der jeweiligen Konflikte bisher ausgefallen waren, wie Libyen und Irak. Die ISIS verkauft auch noch das gestohlene Öl aus dem eroberten Kurdistan mit Hilfe der Türkei zu Dumping-Preisen. Wie das unter den Augen der Amerikaner möglich ist, ist eine andere Frage. Das eigene Kind Al-Kaida in ISIS umzutaufen ist wohl der Grund. Aber insgesamt gibt es zu viel Öl auf dem Markt.

2. Szenario: Saudi-Arabien als einer der grössten Ölproduzenten der Welt hat entschieden, über eine Preisreduktion seinen Marktanteil zu vergrössern und will die Konkurrenten ausschalten. Den Saudis und den anderen Golfstaaten passt die verkündete Energieunabhängigkeit der USA, die mit dem massiven Einsatz von Fracking erzielt worden ist, gar nicht. Durch die Reduzierung des Preises auf unter 80 Dollar wird die Förderung von Öl aus Schiefer unwirtschaftlich und rutscht in die Verlustzone. Damit wollen die Saudis die Ölförderung über diese neue umstrittene Methode die relativ teuer ist abwürgen. Ziel ist es generell, alle Ölproduzenten mit hohen Produktionskosten aus dem Markt zu werfen. Da die saudische Förderung erst unter 70 Dollar das Fass unrentabel arbeitet und Riad über gigantische Währungsreserven von 750 Milliarden Dollar verfügt, können sie diesen Preisdruck für längere Zeit durchhalten, bis die lästige Konkurrenz in den USA kaputt ist und aufhört. Ob Obama sich das gefallen lässt, ist eine andere Frage. Gleichzeitig wollen die Saudis den Iran als Konkurrent über die regionale Macht mit einem tiefen Ölpreis schwächen, denn wenn die Einigung im Atomstreit zustande kommt, die Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden, dann kann der Iran wieder Öl verkaufen und mit den höheren Einnahmen stärker werden.

3. Szenario:
Die plötzliche Preisreduktion des Öl auf 80 Dollar das Fass ist ein gemeinsamer Plan von USA und Saudi-Arabien, um Russland zu schwächen und Putin zu stürzen. Washington sinnt Rache, weil der Regimewechsel in der Ukraine in einem Debakel ausgegangen ist. Denn das strategische Ziel der Amerikaner, durch den Putsch in Kiew die Krim zu schnappen, die Russen rauszuschmeissen und den Marinehafen von Sewastopol am Schwarzen Meer zu übernehmen, ist kläglich gescheitert. Putin hat sie völlig ausmanövriert und die Krim ist ihm ohne Gewalt anwenden zu müssen in den Schoss gefallen. Riad ist auf Putin sauer, weil Russland Assad stützt, den die Saudis aber weg haben möchten. Der Plan, Syrien zu übernehmen, ist bisher gescheitert. Wenn der Ölpreis tief liegt, dann fehlen Moskau wichtige Einnahmen, die bereits für die Jahre 2015 bis 2017 aber schon als Staatsausgaben mit 100 Dollar pro Fass budgetiert sind. Die russische Regierung muss dann drastisch sparen, was möglicherweise Unruhen in der Bevölkerung auslöst und sogar zu einem Sturz von Putin führt. Das ist der Gedanke den die Amerikaner und die Saudis mit einem Preiskrieg verfolgen.

4. Szenario:
Es ist genau umgekehrt. Den Preiszerfall steuern Moskau, als grösster Öl- und Gasproduzent der Welt, und China, als grösster Verbraucher der Welt, um den Saudis und Amerikanern einen gewaltigen Schaden zuzufügen. Dieses Manöver ist Teil des Plans der "De-Dollarisierung" des Energiemarktes und überhaupt der Weltwirtschaft, den beide durchziehen wollen. Dazu passt die Vereinbarung zwischen den Zentralbanken von Russland und China über ein dreijähriges Währungstauschgeschäft von 150 Milliarden Yuan und 815 Milliarden Rubel, (umgerechnet 25 Milliarden Dollar). Ziel ist es den Handel zwischen den beiden Ländern massiv auszubauen und die Abhängigkeit von Dollar und Euro zu reduzieren. Der Handel zwischen Russland und China macht jetzt fast 100 Milliarden Dollar aus und soll in den kommenden Jahren auf 200 Milliarden Dollar steigen. Moskau hat genug Währungs- und Goldreserven um einen tiefen Ölpreis länger überstehen zu können und hat seine Auslandsschulden in den letzten Monaten massiv reduziert. China ist über einen tiefen Einkaufpreis für Öl glücklich und hilft Russland im Preiskrieg. Wie oben bereits erwähnt, wird auch noch die Ölförderung der Amerikaner damit erheblich beschädigt, weil Fracking zu teuer wird und unter 80 Dollar es sich nicht mehr lohnt.

Einer der genannten Gründe für den Preiszerfall des Erdöls kann richtig sein, oder mehrere, oder sogar alle. Jeder der Teilnehmer an diesem Markt hat ein Motiv für den Preiskrieg. Die Frage die sich daraus stellt, wer wird diesen Kampf überstehen und wer wird einen erheblichen Schaden davontragen? Am meisten freuen können sich die Verbraucher, denn der Spritpreis an den Tankstellen ist auch gesunken. Sollte den OPEC-Ländern zuerst die Luft ausgehen, werden sie wohl eine Drosselung der Fördermenge beschliessen müssen, damit der Preis wieder steigt. Genaugenommen kann kein Ölproduzent unter 100 Dollar pro Fass wirklich wirtschaftlich fördern und genug Staatseinnahmen dabei generieren. Deshalb wird billiges Öl nur vorübergehend vorhanden sein. Was uns klar sein muss, Öl ist die wichtigste Ressource der Welt und praktisch alle Interventionen und Kriege des Westens wurden in irgendeinem Zusammenhang deswegen geführt. Der Preiskrieg kann also in einem Schiesskrieg enden.

insgesamt 11 Kommentare:

  1. kurzundgut sagt:

    dazu passt auch von 3Sat Öl - und doch kein Ende
    https://www.youtube.com/watch?v=CK3kqM8szLw
    https://www.youtube.com/watch?v=Cge_3mdSvjM

  1. Anonym sagt:

    Alle Szenarien treffen zu! Da auf Aktionen immer Gegenaktionen ausgeübt werden. Es sind die Geheimdienste und die geheimen Geheimdienste die den Scheiss auf unserem Planeten veranstalten! Ob es nun der Rockeficker-Klan oder die Rothschweine- Bande ist, ist dabei Egal! Hauptsache die Menschen leiden, dann ist der Moloch zufrieden!

  1. ER@ sagt:

    Um ehrlich zu sein,Für mich ist diese schwarze Pest immer zu teuer.
    Was die Staaten davon abtragen ist Gier,ehm sorry -mir- eine Sauerei.
    Wenn ich bedenke was die Menschen verdienen,aber auch noch an Sprit bezahlen müssen um zum Arbeitsplatz zu kommen,kommt mir die Galle hoch.
    Drecksäcke die sie alle sind.

  1. yilmaz sagt:

    geopolitisch gesehen treffen bestimmt alle hier beschriebenen Szenarien zu. Meine persönliche Meinung:
    1. Wie im Artikel von Freeman ganz oben beschrieben ist, die Welt schwimmt in Öl da es ständig neu im Erdinnern produziert wird, peak-Oil ist reiner humbuck um die Preise künstlich oben zu halten, eine rein künstliche Verknappung wird hier suggeriert... Aktuell findet man doch fast überall gewaltige Öl- und Gasquellen, das US Imperium hält doch überall den Deckel drauf damit nur ja nicht zuviel auf den Markt gelangt, siehe zB Libyen, Iran, dann die Gasvorkommen im Mittelmeer bei Griechenland & Türkei, Öl gibts fast überall
    2. Dann die Nachfrage: es ist heute sicher daß das E-Auto kommen wird, ich denke bis 2020 wird das Produktionverhältnis von Verbrennungs- zu E-Auto ca 50/50 betragen, das wird den Weltmarkt komplett verändern. Ich glaube nicht daß die Preise für Benzin/Diesel noch steigen werden, schon jetzt bauen die Autohersteller Motoren mit 1 bis 1.4L Hubraum, sogar BMW hat sich vom 6 Zylinder verabschiedet, die holen jetzt alles aus der Schublade was es schon lange gibt: das 3 L Auto... aber trotzdem, gegen das E-Auto kommt der Verbrennungsmotor nicht an, leistungstechnisch, günstiger per gefahrene km / Aufladungskosten, vom Fahrgefühl, günstigere Produktionskosten und Umweltfreundlichkeit.

  1. Ich halte es für einen Irrtum anzunehmen die UCA (United Criminals of America) hätten an einer wie auch immer gearteten Lösung des Konflikts in der Gegend die ihr (ich nicht mehr) Ukraine nennt, Interesse. [https:] Ohne Konflikt braucht Washington die Ukraine nicht.
    Was die wollen und regelrecht brauchen ist Krieg - aus deren Sicht am besten in Permanenz. Die sind die Reiter der Apokalypse und brauchen deswegen - Apokalypse. Das ist, was dabei rauskommt, wenn man der (eigenen) Gier alle Schranken und Grenzen nimmt. Gier ist eine Tödsünde und führt zum Tod der (jeweiligen) Gesellschaft (deswegen heißt das so). Mittlerweile ist damit die Gesellschaft der gesamten Erde betroffen.

    Was Russland und die Politik Russlands anbelangt, hatte ich schon im vorherigen Thema geschrieben: Russland hat sich (angewidert) vom Westen abgewendet und wendet sich (historisch) dem Osten also China (und Indien) zu. Mehr nicht. Wie alle anderen auch: Russen wollen einfach leben, Spaß haben, möglichst wenig krank sein und ihre Kinder gesund aufwachsen sehen. Mehr wollen (und wollten) auch Russen nicht. Noch nie. Und wenn's mit dem sog. Westen nicht geht, na dann. Russland ist groß!

    Und damit das auch mal klar wird: wenn z.B. Europa Gas zu 100% aus Russland beziehen würde, wäre nicht Europa von Russland abhängig, sondern Russland von Europa! Wenn Europa in so einer Situation kein Geld rüber rücken würde (womöglich weil es nicht kann), schaut Russland ziemlich blöd in die Röhre (die dann ja leer ist). Die Abhängigkeit von einem Rohstofflieferanten ist keine. Weil die Lieferanten froh um jeden der ihnen ihre Rohstoffe abkauft. Und dann ist da noch der Fluch der Rohstoffe (siehe Chile/Lateinamerika und Kupfer in den 70ern! Oder Afrika!).

    Jedem Rohstofflieferant kann man nur raten: nichts wie weg hier! Das ist auch der Grund für die teilweise massiven Investitionen in den VAE oder der ganzen saudarabischen Halbinsel. Auch in Iran und auch in Norwegen. Rohstoffe (Öl und Gas eingeschlossen) sind ein Fluch!

    Rohstoffverarbeitungstechnologie, Wissen, Fertigungsfähigkeit (man kann es förmlich hören: z.B. Deutschland oder Schweiz oder Japan) können nahezu beliebig ihre Rohstofflieferanten wechseln und schlagen den Preis der Stoffe einfach auf ihre Fertig- und Halbfertigerzeugnisse drauf. Als bloßer Rohstofflieferant sitzt du bei dem Spiel immer am kürzeren Hebel, weil Du bestenfalls auf deinen Rohstoffstoffen drauf hocken kannst, sonst aber gar nichts. Nochmal: von Gold kann man nicht abbeißen, es nicht essen. Es lohnt sich aber zu wissen, wie man aus Knollen Kartoffeln macht oder aus Erz Eisen oder aus Eisen Stahl oder aus Stahl Autos resp. Chips, resp. Maschinen um Werkzeuge herzustellen usw.

    Ich behaupte, jeder Preiskrieg ums Öl kann uns (Deutschen, Schweizern, Japanern) nahezu egal sein. Und deshalb macht Russland dabei auch nicht mehr mit. Und wenn wir die Verträge zw. Russland und Iran anschauen, Iran bald auch nicht mehr.

    In den Worten von Kant: Habt Mut euch eures eigenen Verstandes zu bedienen (und lasst endlich irgendwelche religiösen, dunklen oder vermeintlich göttlichen Mächte weg)! Ihr sollt euch ja eures eigenen Verstandes (ohne Anleitung von Dritten) bedienen! Schaut hin, denkt nach, zur Not mehrere Stunden, und dann (mit Voltaires Candid:) geht in den Garten und kümmert euch um die Erdbeeren! Weil dort wo die apokalyptischen Reiter unterwegs sind ist offensichtlich - Apokalypse! Was denn sonst?

  1. -oX- sagt:

    vielleicht liegt es aber auch nur daran das man inzwischen öl über die ALGENTECHNOLOGIE für ca 13 cent pro liter herstellen kann - das sind ca 20$ pro barrel

  1. Unknown sagt:

    Lieber oX,

    "öl über die ALGENTECHNOLOGIE für ca 13 cent pro liter"

    Das waere schoen, stimmt aber leider nicht. 13 Euro/liter liegt wahrscheinlich naeher.

  1. Jolex sagt:

    Wenn der Preis fällt würde mich das sehr freuen.
    Ich kann mich noch an `08 erinnern vor der Krise. Da musste ich in Brunnen noch im Juli 1,92 für 95 Oktan zahlen. Als dann die kriese begann konnte ich fast jeden Morgen aus dem Fenster gucken und die Tamoil wurde immer billiger. Das ging bis Mitte Dezember so bis auf 1,28. Das war ne wahre Freude für mich als Vielfahrermit meinem alten Spritfresser. Meine Kollegen die mit dem Zug pendelten hatten gar nix davon. null komma nix. Denn das neue GA wurde nicht billiger und ich bin noch sehr lange billiger gefahren als 1,70. Jetzt hamer aktuell 1.62 mal gucken was da noch so geht.
    Ich freu mich schon :-)
    Gruss Jolex

  1. Unknown sagt:

    Die Öllüge Peak Oil ist eine der großen Lügen, mit denen wir dumm gehalten werden. Angst ist einer der Einpeitscher wie der Klimawandel , die selbstgezüchteten Terroristen und vieles mehr.Der moderne Krieg gehört zu den größten Lügen und deswegen danke für diesem Beitrag zur Angstbkämfung.Klares Denken schafft Freiraum zum Handeln. Das schlimmste ist die Enteignung der Bürger durch die Banken und das Zinseszinssystem.Ich suche da noch gute Aktionen, denn der Militärisch-Industrielle Komplex lebt von diesem Geld,mit dem diese Lüge über Peak Oil aufrecht erhalten werden kann. Kampf dem Geldsystem! Kampf dem ESM, dem unausgegorenen Euro und der Kriegsministerin Merkel!

  1. Anonym sagt:

    leider ist der benzinpreis in der selben zeit nicht um 20% wie der ölpreis, sondern nur um 6% gefallen.

  1. ghoststalker sagt:

    Sehr interessante Thesen, daher wäre es interessant WER das Öl verkauft hat. Ist das nachvollziehbar? Denn dann kann man vielleicht eher und genauer nachvollziehen wer dafür verantwortlich ist oder ob es ein genereller Trend ist. Kleiner Kommentar am Rande. Im Wiener Mariott war vor Kurzem eine Konferenz von Öl-Firmen, Shell, Exon etc. Scheint denen noch gut zu gehen bzw. möglicherweise nicht allzuschlecht, wenn man noch Geld für Konferenzen, Flüge etc. hat. Liebe Grüsse