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Schweiz - Die gewollte De- Industriealisierung fängt an

Mittwoch, 11. Januar 2023 , von Freeman-Fortsetzung um 05:41

 



TRIENGEN LUFamilienbetrieb fühlt sich von CKW abgezockt und bangt ums Überleben

Ein Familienbetrieb aus Triengen erhebt schwere Vorwürfe gegen den Energielieferanten CKW. Dieser habe den Betrieb unter Druck gesetzt und in einen neuen Vertrag gedrängt, der die üblichen Mehrkosten stark übersteigt. Das KMU fürchtet nun sogar um seine Existenz.

von
Gianni Walther
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Marcel Ottiger (r.) mit Vater Werner (mitte) und Bruder Werner Junior. Sie betreiben eine Gastrofirma in Triengen.

Marcel Ottiger (r.) mit Vater Werner (mitte) und Bruder Werner Junior. Sie betreiben eine Gastrofirma in Triengen.

20min/ Sara Formentin
Sie werfen dem Energieversorger CKW vor, unter dem Vorwand steigender Energiepreise die Stromkosten drastisch zu erhöhen. Das bedrohe nun sogar die Existenz des Betriebs mit rund 20 Angestellten.

Sie werfen dem Energieversorger CKW vor, unter dem Vorwand steigender Energiepreise die Stromkosten drastisch zu erhöhen. Das bedrohe nun sogar die Existenz des Betriebs mit rund 20 Angestellten.

20min/Sara Formentin
Die CKW habe sie dazu gedrängt, einem Fixpreisvertrag für das Jahr 2023 einzuwilligen. Andernfalls falle man in die Notversorgung, was starke Preisschwankungen zur Folge hätte. «Bei den diversen Telefonaten mit dem CKW-Berater wurde uns immer gesagt, wir sollen so schnell wie möglich den Vertrag akzeptieren und unterschreiben», so Ottiger.

Die CKW habe sie dazu gedrängt, einem Fixpreisvertrag für das Jahr 2023 einzuwilligen. Andernfalls falle man in die Notversorgung, was starke Preisschwankungen zur Folge hätte. «Bei den diversen Telefonaten mit dem CKW-Berater wurde uns immer gesagt, wir sollen so schnell wie möglich den Vertrag akzeptieren und unterschreiben», so Ottiger.

Matthias Schumacher
Seit 1976 betreibt Werner Ottiger in Triengen ein Gastlokal und produziert in seinem KMU Gewürze.

Seit 1976 betreibt Werner Ottiger in Triengen ein Gastlokal und produziert in seinem KMU Gewürze.

20min/Sara Formentin

Darum gehts

  • Die Krise auf dem Energiemarkt macht kleineren Betrieben besonders zu schaffen.

  • Ein Familienbetrieb aus Luzern sorgt sich nun um seine Existenz. Der Grund: extrem hohe Kosten durch neue Verträge mit dem Energielieferanten CKW. 

  • Die Inhaber werfen der CKW vor, sie unter Druck gesetzt und zum neuen Fixpreis gedrängt zu haben. Ähnliche Betriebe in der Region würden zudem deutlich weniger bezahlen als sie.

«Wir stehen vor einem grossen Problem, das unsere Existenz bedroht und uns schlaflose Nächte bereitet», sagt Marcel Ottiger, Teil der Firmeninhaberfamilie von Ottiger Gastro + Food in Triengen. Ein Betrieb mit rund 20 Angestellten, der Gewürze, Saucen, Hundekauartikel und weitere Produkte herstellt. Denn mit dem neuen Jahr kommen auch die neuen Strompreise. Nicht nur für Privathaushalte steigen die Kosten, sondern auch und besonders für Betriebe.

Schon kurz nach der Ankündigung einer möglichen Stromlücke im Winter meldeten sich die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) bei der Firma. Die Preise würden stark ansteigen. An drei Daten seien jedoch Fixpreisverträge für das Jahr 2023 möglich. Ohne Unterschreiben eines solchen Vertrags würde die Firma unter die Notversorgung fallen. «Die Strompreise dabei sind sehr hoch und können stündlich wechseln», so Ottiger. Auf das Angebot eines Fixpreisvertrags müsse man allerdings innerhalb von drei Stunden einwilligen, ansonsten verfalle es. «Bei den diversen Telefonaten mit dem CKW-Berater wurde uns immer gesagt, wir sollen so schnell wie möglich den Vertrag akzeptieren und unterschreiben», so Ottiger. Der E-Mail-Verkehr zwischen CKW und der Firma, der der Redaktion vorliegt, bestätigen das harsche Vorgehen des Energielieferanten. «Wir fühlten uns einfach genötigt, in einer solchen kurzen Zeit einen solchen grossen Entscheid zu treffen», sagt Ottiger.

«Nun sind wir halt selbst Schuld. Der CKW scheint das egal zu sein»

Auf das zweite Angebot sei das KMU aus Angst schliesslich eingegangen: Ein Preis von 691,50 Franken pro Megawattstunde – ein fast viermal höherer Preis als zuvor. Betriebe mit einem ähnlich hohen Stromverbrauch hätten zwei Dörfer weiter entfernt aber Strompreise, die nur rund halb so hoch sind. Die Verantwortlichen beim KMU fühlen sich hintergangen. «Nun sind wir halt selbst Schuld. Der CKW scheint das egal zu sein», sagt Ottiger. Er fordert Hilfe von der Politik: «Wir wünschen uns, dass die Strompreise besser kontrolliert und überwacht werden. Es gibt auch viele andere Firmen, die davon betroffen sind. Wir benötigen schneller Unterstützung.»

Die Firma selbst ergreift nun Massnahmen: «Wir streichen kostenintensive Produkte oder reduzieren sie aufs Minimum, um Strom zu sparen». Auch ganz allgemein versuche man, den Verbrauch möglichst tief zu halten. «Wir werden eine Viertagewoche einführen: Steht der Betrieb einen Tag still, spart das viel Geld», sagt Ottiger. «Unser wichtigstes Ziel ist, dass wir niemanden auf die Strasse stellen müssen.»

Bis Redaktionsschluss war die Pressestelle der CKW nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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