Interview mit Tim Osman
Am vergangenen Mittwoch machte ich einen Ausflug zum bekannten Wintersportort Gstaad im Berner Oberland, um etwas frische Luft und Sonne zu tanken. Als ich durch das Dorf schlenderte, sah ich eine Film-Crew bei der Arbeit mitten in der Fussgängerzone. Neugierig geworden fragte ich, was sie hier machen. „Einen Werbspot“ wurde mir geantwortet und sie schickten mich zum Sprecher des Auftraggebers der anwesend war.
Die Crew am Filmset mitten in Gstaad:
Ich staunte nicht schlecht, als mir der Verantwortliche des deutschen Haarfärbegiganten, Welle AG, voller stolz verriet, sie hätten einen Coup gelandet, es wäre eine Verbindung wie im Jannat (Arabisch für Paradies), denn sie hätten mit Tim Osman, alias Osama Bin Laden, einen Werbevertrag unterschrieben und würden hier einen Werbe-Spot für ihre Produkte drehen.
„Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Osama, um der Welt zu zeigen, wir haben die besten Haarfärbemittel für Männer“ sagte der Vertreter von Welle. „Frauen lieben Männer die Ungläubige bekämpfen und dabei natürlich gefärbte Bärte tragen ohne graue Strähnen,“ sagte er voller Stolz.
“Osama gefällt sein Bart jetzt, dank den Produkten von 'Welle für Männer' und er möchte alle wissen lassen, ein Terroristenchef zu sein ist sexy“ sagte der Sprecher. Die Werbekampagne passt zu Bin Ladens Philosophie „echte Männer haben keine Angst ihr Haar zu färben“ sagte er.
Ich packte die Gelegenheit beim Schopf und fragte, ob ich ein Interview mit seinem Werbeträger zwischen den Aufnahmen führen dürfte und der folgende Dialog kam dabei zustande:
Frage: Wie darf ich sie nennen, Osama Bin Laden?
Tim Osman: Osama Bin Laden ist nur mein Künstlername. Richtig heisse ich Tim Osman und bin von Beruf Schauspieler. Osama Bin Laden wurde mir von der CIA vergeben, die mich damals in den 80ger Jahren für die Rolle des Terrorchefs engagierten.
Frage: Ach so. Sie haben nur eine Rolle gespielt?
Tim Osman: Ja sicher. Sie benötigten einen islamischen Terrorchef damals, der als Aushängeschild für den Kampf gegen die sowjetischen Besatzer dienen sollte. So posierte ich vor den Kameras mit einer Kalaschnikow, umringt von Statisten, die sich als islamische Kämpfer ausgaben. Es war eine Show für das amerikanische Publikum, um Washingtons Intervention und Unterstützung der Mudjahedin zu kaschieren. Damals waren wir Helden und wurden gefeiert.
Frage: Später wurden sie mit allen möglichen Anschläge gegen die Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht, zuletzt mit den Angriffen vom 11. September. Was sagen sie dazu?
Tim Osman: Ja, das hat mich sehr gewundert, denn sie haben mich bzw. meine Figur als den Bösewicht überhaupt hingestellt und mich für alles verantwortlich gemacht. Ich soll das gewesen sein, dabei waren sie es selber. Aber meine Auftraggeber in Langley sagten, das dürfte ich nicht so eng sehen. Sie würden ja mich nicht wirklich verfolgen, es wäre nur eine Rolle die ich spiele.
Während des Interview wurde am Fakeup gearbeitet:
Frage: Aha, ich verstehe. Deshalb werden sie auch nicht vom FBI gesucht und es gibt auch keine Anklage gegen sie wegen 9/11.
Tim Osman: Ja genau. Das ist ein riesen Theater, welches schon seit 10 Jahren läuft. Sie haben mich versteckt und tun nur so wie wenn sie mich suchen würden. Mir ist erst später dann klar geworden, ich wurde benutzt, damit sie den Krieg gegen Afghanistan begründen können und überhaupt den ganzen Krieg gegen den Terror. Für die Amerikaner ist ja Krieg, wie alles andere auch, nur Show-Business.
Frage: Und was ist jetzt? Warum treten sie in einem Werbefilm auf?
Tim Osman: Na ja, ich muss schliesslich Geld verdienen. Die CIA braucht mich nicht mehr und hat mich sozusagen still und heimlich ausrangiert. Jetzt begründen sie ihre Kriege auch ohne mich, ich meine ohne Bin Laden. Haben sie Präsident Obama jemals von mir reden hören? Oder irgend einen anderen westlichen Politiker, oder überhaupt die Medien in letzter Zeit? Washington bombardiert Länder ohne das ein Bösewicht wie ich dort sein muss.
Frage: Das stimmt. Ich habe mich schon gewundert, warum man nichts von ihnen hört, wegen den ganzen Revolutionen in den arabischen Ländern. Da wäre doch früher von Osama Bin Laden ganz sicher eine Botschaft und Kommentar darüber in den Medien erschienen.
Osama Bin Laden spricht mir ins Mikrophon:
Tim Osman: Sehen sie. Die brauchen mich nicht mehr. Sie haben mir keine Rolle zugeteilt oder einen Skript geliefert. Die greifen jetzt Libyen mit ganz anderen Begründungen an. Es gehe um humanitäre Hilfe, Schutz der Zivilbevölkerung und um Menschenrechte. Die Bedrohung des Westens durch eine Terrororganisation wie Al-Kaida, die ich angeblich leite und es gar nicht gibt, ist als Kriegsgrund nicht mehr notwendig. So haben sie mich nicht mehr weiterengagiert.
Frage: Verstehe. Aber macht ihnen das nicht zu schaffen, als der meist gesuchte Terrorist der Welt zu gelten? Sie wurden als das grösste Monster überhaupt hingestellt. Und was sie mir da erzählen, ist ja hochexplosiver Stoff. Wenn das raus kommt. Fürchten sie nicht um ihr Leben?
Tim Osman: Klar beschäftig mich das, aber ich hab mich an die Rolle so gewöhnt, ich glaube fast selber ich bin Bin Laden. Anderseits, wie ich bereits gesagt habe, sie suchen mich ja gar nicht wirklich, deshalb haben sie mich in den letzten 10 Jahren auch nicht gefunden, wenn sie verstehen was ich meine. Wenn mich heute einer sieht, wie die Zuschauer die jetzt hier um das Film-Set herumstehen, dann meinen die wirklich ich bin nur ein Schauspieler. Keiner glaubt ja, ich bin der echte unechte Bin Laden. Da lachen ja alle. Jetzt profitiere ich von diesem Image und mache Werbung. Das ist auch gut für den Auftraggeber, denn er wird damit sehr viel Aufmerksamkeit für seine Produkte erhalten. So haben wir alles was davon.
Frage: Klingt ja unglaublich. Aber was ist schon normal in dieser Welt der Täuschung. Dann wünsch ich ihnen noch viel Glück und Erfolg mit ihrer Karriere als Osama Bin Laden. Passen sie auf, dass sie nicht auch noch hollywoodmässig getötet werden, da sie für die CIA ausgedient haben.
Tim Osman: Ja, sie sagen es, alles Schall und Rauch. Aber ich werde wieder für die Aufnahmen benötigt und muss mit dem Film weitermachen.
Danach war ich baff. Ich fragte dann noch den Sprecher der Welle AG, wann der Werbespot erscheinen würde. Er sagte, es werden noch Aufnahmen hier in den Schweizer Bergen gedreht, damit es wie im bergigen Afghanistan aussieht, aber ab Herbst würde der Spot über alle TV-Kanäle laufen.
Nach dem ich Bin Laden gesehen habe muss ich sagen, die Haarfärbemittel sind wirklich sehr effektiv, von grauen Haaren keine Spur. Bei der Verabschiedung erwähnte er noch, er würde auch demnächst Werbung für ein Jungbrunnenelixier machen. So gut wie er aussieht, muss er es bereits nehmen.
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...Und das Kartenhaus bricht zusammen! Das war mal ein glücklicher Zufall, Freeman! Endlich wurde der Schauspieler gefunden und hat sich selbst geoutet!
April, April!!
Tja, auch ein Tim Osman muss sehen wo er bleibt! Echt klasse und das "Fakeup" Bild erst.
April...April. Mal wieder Satire vom Feinsten. Wenn er doch garnicht mehr gebraucht wird, der gute alte Tim bin Dingens, warum verwenden wir eigentlich nicht sein Image für solch erheiternde Zwecke, oder muss man den erst mittels Cash In Advance (CIA) vertraglich herauslösen?
...und ich habe mich gefragt, warum ich über die Firma Welle AG im zusammenhang mit Haarfärbemitteln nichts finden kann, der 1. April erklärt das ganze natürlich, dennoch ist der Beitrag wirklich gelungen Freeman =)
Dacapo:-)
wieso satire? DAS IST EIN T A T S A C H E N B E R I C H. mfg kalle
1. April halt ; ) Hätte mich aber auch gewundert, wenn man jemanden mit so einer kritischen Weltanschauung auch noch mithilfe von Werbespots durch unsere Medien spazieren lässt.
Wasn jetzt? Scherz oder nicht? Da es hier aber wahre Tatsachen nd harte Fakten gibt, denke ich es ist keiner
"Passen sie auf, dass sie nicht auch noch hollywoodmässig getötet werden, da sie für die CIA ausgedient haben."
Wenn das mal keine passende vohersage ist...
DU bist ein Wahrsager Freeman :D