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Interview mit William Engdahl - Teil 3

Montag, 14. April 2008 , von Freeman-Fortsetzung um 13:30

Hier die Fortsetzung des II. Teils meines Interviews mit William Engdahl:

III. und letzter Teil

Freeman: Jetzt haben wir die Situation in Amerika, viele Leute verlieren ihre Häuser und die Finanzkrise zerstört ihre Existenz. Auch in Europa gehen wir in diese Richtung. Was meinen sie können wir in der Zukunft erwarten?

Engdahl: Was jetzt kommt, und die Banken haben dies aus ihren Büchern rausgehalten, weil das geniale an der Verbriefungsrevolution ist, sie können die Auflagen von Basel I damit umgehen und die US-Banken haben nicht mal Basel II unterschrieben. Ausserdem hat Greenspan sich vehement dagegen gewehrt, den amerikanischen Finanzsystem irgendwelche Einschränkungen aufzuerlegen.

Nur, diese faulen Kredite aus den Hypothekenschulden stehen eben dann doch in den Bilanzen und müssen jetzt massiv abgeschrieben werden. Das geht soweit, dass die Abschreiber höher sind als das Kapital der Bank, und ohne frischem Geld sind sie pleite. Das passiert ja laufend, Abschreibungen in zweistelligen Milliardenhöhen und die Suche nach neuen Geldgebern. Nur es nimmt keine Ende, denn der Höhepunkt der Katastrophe kommt noch.

Was jetzt passiert, die Menschen welche in diese räuberische Hypotheken reingelockt wurden, welche alle amerikanische Gross- und Hypothekenbanken ihnen andrehten, erleben eine massive Hypothekenjustierung, sie müssen jetzt erheblich mehr für ihr Häuschen zahlen als vorher.

Es war nämlich so, bis zum Höhepunkt der Hypothekenblase Ende 2005, Anfang 2006 wurden die Hausbesitzer mit niedrigen oder gar keinen Zinsen zur Unterzeichnung der Verträge geködert, mit der versteckten Klausel im Kleingedruckten, die Zinsen würden nach zwei Jahren auf Marktniveau steigen.

Damit bekamen Leute Hypotheken und haben sich Häuser gekauft, die streng genommen gar nicht dazu qualifiziert waren und sicher nicht für die nächsten 10 oder 20 Jahre die Zinsen zahlen können. Sie wurden einfach mit Lockvogelangeboten reingelegt und mussten in den ersten zwei Jahre nichts oder nur wenig zahlen.

Freeman: Es sieht aus, wie wenn alles geplant gewesen wäre um den kleinen Mann reinzulegen, und die Unverschämtheit ist, Greenspan drehte dann an der Zinsschraube.

Engdahl: Ja, das funktionierte gut, ausser in der Zwischenzeit fing Greenspan an die Zinsen alle 6 Wochen zu erhöhen, und sein Nachfolger auch, bis zum Höhepunkt im Sommer 2007. Die mittlerweile panikartigen Zinssenkungen von Bernanke ändern nichts an der Situation, denn die kommen nur seinen Wall Street Freunden zu Gute, die mittel- und langfristigen Hypothekenzinsen für den kleinen Mann haben sich ganz wenig verringert.

Was dann letztes Jahr 2007 begann und in diesem Jahr 2008 seinen Höhepunkt erreichen wird, ist der Auslauf dieser Zweijahresfrist und nun kommt die Welle der Hypothekenblase aus 2006 voll zum tragen. Die Verträge der ganzen Hausbesitzer schalten jetzt um auf die hohen Marktzinsen, die sie aber nicht zahlen können. Damit werden nun $690 Milliarden dieser Hypothekenjustierungen bis Juli dieses Jahres stattfinden und die Zinsen dafür fällig.

Eine unglaubliche Summe. Das wird eine Explosion an unbezahlbaren Hypotheken verursachen, was mindestens die nächsten 2 Jahre beeinflussen wird. Natürlich werden die Leute so lange wie möglich sich an ihre Häuser klammern und auf vieles verzichten, sogar auf ordentliches Essen, nur um ihre Hypotheken zahlen zu können, schliesslich benötigen sie ein Dach über den Kopf.

Aber dies verzögert nur das Unvermeidliche, der Rückstau an unbezahlten Hypotheken wird immer grösser. Wer dreimal hintereinander die monatliche Rate nicht zahlt, dem droht die Räumung und muss raus. Die Banken versuchen dann über eine Zwangsversteigerung einen Teil der Schuld wieder reinzubekommen.

Freeman: Warum sehen wir jetzt in Amerika so eine grossflächige Epidemie an Verarmung?

Engdah: Was jetzt passiert, ganze Regionen und Stadteile quer über Amerika sind durch diese Masse an Zwangsräumungen betroffen. Schöne, ruhige und stabile Wohngegenden der Mittelklasse, wo die Immobilienpreise ständig gestiegen sind, verwandeln sich innerhalb kürzester Zeit in leere, verwahrloste Gettos, der ganze Häusermarkt bricht zusammen, die Menschen verlassen ihre Häuser, entweder weil sie müssen oder sie flüchten einfach vor der finanziellen Last und lassen alles liegen und stehen.

Gleichzeitig verlieren ja viele auch ihre Arbeitsstellen und mit dem niedrigeren oder fehlenden Einkommen, ist der Traum von eigenen Haus sofort zu Ende. Die Amerikaner haben doch keine Ersparnisse, im Gegenteil, die sind über beide Ohren wegen dem Konsumrausch hoch verschuldet. Wenn der wöchentliche Gehaltsscheck nicht mehr eintrifft, ist Schluss.

Man darf nicht vergessen, die Amerikaner sind nicht so gesetzestreu und brav wie die Europäer, oder so sesshaft, sie sagen einfach tschüss, ich kann mein Haus nicht mehr bezahlen und muss deshalb weg. Sie gehen in ein anderes Bundesland und suchen dort neue Arbeit und einen Platz zum Wohnen. Die haben kein schlechtes Gewissen deshalb.

Dazu kommt dann noch, sobald die Häuser verlassen werden, ziehen Drogenhändler und anderes Gesindel ein. Diese Hausbesetzungen bewirken aber einen weiteren Zerfall der Nachbarschaft, die restlichen Hausbesitzer welche keine Hypothekenprobleme haben bekommen Angst und hauen dann auch noch ab. Und das passiert in Massen, ein ganzes Volk ist in Bewegung.

Wir sind dadurch am Anfang einer neuen Grossen Depression in den Vereinigten Staaten, die meiner Meinung nach, gleich oder sogar noch schlimmer sein wird als 1929, abhängig davon was für eine Politik in den USA und der Welt gefahren wird.

Freeman: Wie sehen sie die Zukunft und werden die Wahlen im Herbst etwas ändern?

Engdahl: Diese sehr schlechte Wirtschaftslage wird Jahre andauern und ich sehe keine Besserung mit den Lösungen die vorgeschlagen werden. Es ist sogar so, keiner der Präsidentschaftskandidaten redet gross darüber und bietet eine konstruktive Lösung an, und John McCain schon mal gar nicht, der ist ja nur auf Kriege fixiert. Die tun alle so wie wenn alles in Ordnung wäre und wollen nicht sehen, wie die Wirtschaft und die Gesellschaft in Amerika zusammenbricht.

Es finden lächerliche Diskussionen im TV statt, man streitet sich darüber, ob eine Rezession überhaupt schon begonnen hat oder nicht, und Bush leugnet sowieso alles, wie er immer alle Probleme leugnet und ignoriert.

Die Realität ist aber, nicht nur hat eine Rezession schon lange begonnen, Amerika steht am Anfang einer Depression und wir gehen in eine Weltwirtschaftskrise.

Und die grosse Hoffnung für den „Change“, für eine Veränderung in Amerika, Barack Obama, der hat doch tatsächlich den ehemaligen Fed-Chef Paul Volker als Wirtschaftsberater. Sollte Obama Präsident werden, braucht es keine grosse Fantasie, was dieser dann für radikale Lösungen umsetzen wird.

Freeman: Was raten sie uns sollen wir tun?

Engdahl: Wir in Europa stehen vor einer grossen Herausforderung, denn durch die Globalisierung der Finanzmärkte und der Wirtschaft, sind wir mit Amerika verbunden, sind die Probleme schon bei uns. Es läuft ein Dominoeffekt ab, ein Stein fällt um und bringt den nächsten zum umfallen usw. Wir können nur hoffen, dass die Weltwirtschaftskrise in abgeschwächter Form bei uns stattfindet. Amerika wird es sicher ganz böse erwischen.

Es ist nicht meine Aufgabe den Menschen zu raten was sie im einzelnen tun sollen. Ich zeige die Probleme auf und erläutere die Zusammenhänge. Jeder muss daraus seine eigenen Schlüsse ziehen und Massnahmen treffen. Ich wünsche uns allen, dass wir über diese Durststrecke einigermassen unbeschadet hinwegkommen, aber ohne gewisse Schmerzen und Einschnitte wird es auch hier nicht gehen.

Freeman: Vielen Dank für dieses Interview.

Zurück zum I. Teil.

Copyright © 2008 Alles Schall und Rauch – Freeman

insgesamt 11 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Danke Freeman für deine Arbeit und Engagement, ich sollte bei dir ein Scheibchen abschneiden..!

  1. Anonym sagt:

    Ich will ja nicht das schwarze noch dunkler mahlen. Aber dürfte ich eure Augen mal auf eine 2. Spkulationsblase lenken? Die noch am wachsen ist.
    Ich rede von Chians boomender wirtschafft.
    Ich habe letztes Jahr mal eine Dokumentation auf Phönix darüber gesehen. Fast alle Fabriken da, laufen auf Kredit. Sie produzieren unwirtschafftlich (die sagten da: die geben 3 Dollar aus um einen zu verdienen im Schnitt). Wenn nun die Banken kaputt gehen, dann ist es doch logisch das auch diese China kredite platzen. Was zur Folge hat das auch das Chinesische Wirtschafftssystem zusammenbricht wie ein Kartenhaus. Ich weiß nicht obs passiert. Aber man sollte es vieleicht mal im auge behalten.

  1. Anonym sagt:

    wie ist das eigentlich mit den Kreditkarten in den USA?
    Wie hoch sind dort die Schulden und platzt das auch?

  1. Guter Hinweis und er ist sehr berechtigt. Dank unserer so guten Medien wissen wir nicht, dass seit Oktober 07 die chinesiche Börse um 40% gefallen ist. Ja, um über 40% sogar!

    Das ist ein richtiger grosser Crash, über den nichts erzählt wird, entweder weil sie mit unseren Problemen zu beschäftigt sind oder über den Crash von Britney Spears lieber berichten.

    Aber es stimmt, in China sieht es gar nicht gut aus. Ist ja auch logisch warum, wenn ihr Hauptkunde die USA pleite ist und der Dollar den sie haufenweise haben auch nichts mehr wert ist, dann haben die Chinesen aber wirklich Probleme.

    Dann kommt noch dazu, dass die CIA mit der Tibet-Sache einen heimlichen Krieg gegen China führt, und die blöden Gutmenschen im Westen fallen darauf wieder rein, und sie auch noch durch die absichtliche Verteurung der Lebensmittel, speziell dem Reis, die Chinesen auch noch bei den Eiern haben.

    Die Chinesen haben eine grosses Problem, eine haufen Leute zu füttern, die immer mehr Lebensstandard wollen, aber selber haben sie nicht genung Landwirtschaft und müssen auch noch viel Öl importieren.

    Die Chinesen sind in einer Zwangslage, den dieser Witz gut erklärt:

    Wenn du der Bank 100 Tausend schuldest, dann hast du ein Problem. Wenn du der Bank 100 Millionen schuldest, dann hat die Bank ein Problem.

  1. Anonym sagt:

    Nicht nur die Kreditkartenschulden platzen gleich, sondern auch die Konsumkredite für Autos, Möbel, Urlaub, Boote, Wohnwagen usw.

    Ist doch lustig wie diese Schuldenwirtschaft die nur aus Luft besteht kollabiert.

    Sag auf Widersehen, "American Way of Life".

  1. Anonym sagt:

    Erstmals DANKE! Großartiges Interview .
    Neben China ist auch Japan am Absturz und hier bei uns wird`s noch ordentlich scheppern. Der Osteuropäische Markt wird wie ein Luftballon aufgeblasen und irgendwann macht`s "Peng".Was mich verwundert,ist dass immer noch fast alle Leute der Tatasache nicht ins Gesicht schauen wollen .Man braucht doch nur die Augen aufzumachen ,dann sieht man mit welcher Gerschwindigkeit alles den Bach runter geht.Drum mag ich Leute wie den William Engdahl-der sagt was Sache ist.
    Sissi

  1. Anonym sagt:

    Gruß und Frage an alle: Wie wird es den deutschen Kreditnehmern ergehen? Kann das jemand sagen?

    Danke im vorraus.

  1. Anonym sagt:

    hallo alle, ich empfehlen

    Das Netz
    Dokumentarfilm von Lutz Dammbeck
    Deutschland 2003
    ARTE EDITION/absolut Medien
    DVD Best. Nr. 800 – Farbe und s/w – 115 Minuten

    Der sogenannte „Unabomber“ Theodore Kaczynski verübte über 17 Jahre hinweg Briefbomben-Anschläge auf Wissenschaftler. Der Film begibt sich auf die Suche nach den Motiven des Täters und beleuchtet insbesondere die gesellschaftlichen Einflüsse, die auf Kaczynskis Generation wirkten. Der „Unabomber“, so das Ergebnis der filmischen Recherchen, empfand die Verbindung von Kybernetik, Multimediakunst und militärischer Forschung als bedrohlich und menschenfeindlich - und bekämpfte sie auf seine Art.

  1. Wenn du eine Hyopthek hast, dann musst du unbedingt bei deiner Bank fragen, ob sie den Vetrag weiterverkaufen können, z.B. an einen Heuschreckenfond. Wenn ja, dann hast du ein Problem, denn dann kann es passieren, dass du den Kredit sofort zurückzahlen musst ... und wenn du nicht kannst, dann droht dir die Zwangsversteigerung und Adieu Häuschen.

    Dehalb, wer heute eine neue Hypothek abschliesst, unbedingt im Vertrag ausschliessen, dass dieser verkauft werden kann. Bei bestehenden Verträgen soll man entweder die Klausel streichen lassen oder mit einer Umfinanzierung einen besseren Vertrag aushandeln.

  1. Anonym sagt:

    Hier zwei 10-minütige Ausschnitte aus dem Film "Das Netz" der oben erwähnt wurde:

    Teil 1/2:
    www.youtube.com/watch?v=70CNM1e3k5k

    Teil 2/2:
    www.youtube.com/watch?v=6xFWuDZzkaY

  1. Anonym sagt:

    9/11

    Die s.g. "Immobilienkrise" enspricht dem Verbrechen 9/11 im wirtschaftlichen Bereich. Die Schauspieler sind sicher die Gleiche.

    Was wäre den Rat von freemann zu folgen und ein waisses Bändchen zu binden, siehe "Hallo ihr Sklaven" links oben.

    Ich vermute, dass die "Elite" schnell auch die Bändchen getragen hätte, um im Volk einzutauchen, aber nur so kann man die Verbrecherbande ausbremsen. Also nicht vergessen, ein weisse Bändchen binden.

    FED hat Millionen Menschen in den Tod in 2 nach ihrem Design Weltkriegen begleitet, sie will noch mal versuchen, aber diesmal werden die U.S.A.-Bürger andere Rolle spielen.

    Wenn man von U.S.A. hört, dann erinnert man sich an die Bezeichnung „ein Koloss auf tönenden Füßen“. Die U.S.A.-"Elite" ist dabei die U.S.A. abzuwickeln und ihr Vermögen in EU und Asien zu sichern. Das ist der Hauptgrund, warum in EU alles privatisiert werden muss, siehe Post, Bahn u.s.w.

    El.