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Kissingers Geheimtreffen mit Putin

Donnerstag, 19. Juli 2007 , von Freeman-Fortsetzung um 21:41

Wenn ein politisches Schwergewicht wie Henry Kissinger auf einer geheimen Mission irgendwo in die Welt düst, dann wird fast nie darüber berichtet. So geschehen beim Bilderberg Treffen in Istanbul im Juni (siehe hier) und jetzt auch wieder mit seinem neuesten Besuch in Moskau. Die Medien ignorieren oder besser gesagt zensieren, dass Kissinger in Russland sich mit Vladimir Putin getroffen hat. Ausser ein paar Zeilen in der Moskau Times und ein mickriger Artikel im Guardian hat keine grosse Nachrichtenagentur über diese Geschichte berichtet. Und schon gar nicht irgendwelche Europäische und Amerikanische Zeitungen.

Wenn man sich die Entourage die Kissinger mitgenommen hat anschaut, dann ist das die „Creme de la Creme“, die Schattenregierung der USA. Das sind die welche wirklich das Sagen haben in Amerika. Der ehemalige Aussenminister George Schultz (Oberfadenzieher und Präsidentenbestimmer), der Russland und Abrüstungsexperte und Präsidendentenberater Thomas Graham, dann der ehemaliger Finanzminister Robert Rubin, ehemalige Senator Sam Nunn und Chevron Ölmulti Aufsichtsratvorsitzender und CEO David O'Reilly, zu dem Texaco und Caltex auch noch gehören.

Wow, das ist ja eine „beeindruckende“ Truppe.

Die Reihe an Spezialisten in der Delegation suggeriert, dass die USA und Russland heikle, hochrangige Gespräche führten, über Themen wie Abrüstung, Raketenabwehr, Ölressourcen, das Iranische Atomprogramm, bis hin zu der Trennung des Kosovo von Serbien und dem Kursverfall des Dollars mit dem gigantischen Aussenhandelsdefizit. Die USA und Russland sind im Streit über diese Themen und die Beziehungen der beiden Länder verschlechtern sich zusehends.

Niemand weiss natürlich was genau besprochen wurde, aber wenn man die Abschiedsworte von Kissinger beurteilt, dann war es nicht harmonisch. Er sagte zu einem Reporter: „Wir schätzen die Zeit die Präsident Putin uns gegeben hat und die offene Art wie er seinen Standpunkt dargelegt hat.“ In diplomatischer Sprache heisst „offene Art“, es gab sehr viele unterschiedliche Meinungen. Der Hauptmeinungsunterschied ist sicher Putin's Bestehen auf eine multi-polare Welt, in dem die souveränen Rechte jedes Landes durch internationale Gesetze garantiert werden. Also keine Regimewechsel und "ich mach was ich will" Politik von Bush. Putin ist ein vehementer Patriot und er wird nicht die Russische Unabhängigkeit kompromittieren, um in Kissingers verrückte Idee einer Neuen Weltordnung a la Bilderberg beizutreten.

Nur 48 Stunden nach diesem „US-Russischen Blick in die Zukunft“ Treffen hat der Britische Aussenminister David Miliband verkündet, sie würden vier Russische Diplomaten ausweisen, als Antwort auf die Weigerung Russlands Andrei K. Lugovoi auszuliefern, den die Britischen Behörden beschuldigen mit Polonium 210 den ehemaligen FSB-Agenten Alexander Litvinenko vergiftet zu haben. Diese Ausweisung von Diplomaten ist ein klares Zeichen, dass Gordon Brown der neue “Pudel” Washingtons ist und beauftragt wurde Russland in die Waden zu beissen.

Diese Britische Aktion ist völlig absurd. Der Russische Aussenminister war etwas verstört durch dieses Manöver. Schliesslich haben die Briten 21 Gesuche um Auslieferung von Russen die sich im Land befinden, wie den Obergangster und Oligarchen Boris Berezovsky und den Tschechenischen Terroristenführer Akhmed Zakayev nicht entsprochen. Wie Vizeaussenminister Alexander V. Grushko sagte: "Wenn Russland die gleiche Formel anwenden würde, dann müssten wir die ganze Britische Botschaft von 80 Personen heimschicken“. Diese Heuchelei ist typisch für den Westen.

Ausserdem, wer soll glauben die Britische Regierung hat ein wirkliches Interesse den Tod eines einzigen unwichtigen ex-FSB-Agenten aufzuklären? Erstens stecken sie ja selber hinter dem Mord und zweitens töten die Briten mehr Iraker in Basra an einem Tag, als irgendeiner aus dem Kreml im ganzen Jahr. Das ganze stinkt nach politischem Opportunismus, genau wie die Untersuchung des Todes von Libanesischen Prämieminister Rafik Hariri.

Die Russen werden sich entsprechende Gegenmassnamen überlegen, aber die Resultate aus diesem Konflikt sind eindeutig. Die USA und die Briten haben Russland auf die “Liste der Feinde” geschrieben und werden einen Guerillakrieg mit Schikanen, Verleumdungen und Geheimoperationen ausführen, um die Spaltung zwischen Europa und Russland zu bewirken. Natürlich wird Putin von den gesteuerten westlichen Medien wie bisher als „Bedrohung der Demokratie“ dämonisiert. Das Ziel der Amerikaner ist, Europa gegen Russland aufzuhetzen, damit sie in Ruhe die Öl und Gasreserven in Zentralasien und im Kaspischen Meer sich unter den Nagel reissen können. Das ist ihre Strategie und Kissinger und Putin wissen das.

Bis jetzt hat Putin die Oberhand in dieser Sache, weil er auf clevere Art die Allianzen mit seinen regionalen Alliierten gestärkt und vertieft hat. Ausserdem werden die Erdgaspipelines aus diesen Regionen über Russland geführt. Man darf nicht vergessen, Russland ist was Ressourcen betrifft das stärkste Land der Welt. Es hat 6.6% der Weltölreserven, 26% der Weltgasreserven, es fördert zur Zeit 12% des Welterdöls und 21% des Welterdgases. Im Mai 2007 war Russland der weltgrösste Erdölproduzent. Siehe mehr hier.

Neben der Ganzen Umorganisation und Rückgewinnung der staatlichen Souveränität über die Ölindustrie im Interesse Russlands, hat Putin viele vorrausschauende und strategisch wichtige Verträge mit Europa gemacht. So mit der Österreichischen Regierung über ein Gasdepot um Erdgas nach Südeuropa zu liefern, dann die Unterwasserpipeline mit Deutschen Partnern durch die Ostsee um 80% des Deutschen Ergasbedarfs damit zu decken, dann die Vereinbarung mit Frankreichs Total um mit Gazprom das gigantische Shtokman Gasfeld zu erschliessen, und er bereitet den Korridor für die Gaspipeline für die Türkei und den Balkan vor. Putin verbreitet damit seinen Einfluss gleichmässig über Europa, mit dem Ziel die transatlantische Allianz zu trennen und die erdrückende Umklammerung des Kontinents durch Amerika zu lösen.

Dazu versucht Putin ausländische Investoren ins Land zu locken und hat dafür ein neues “Model der Kooperation” im Energiesektor lanciert, welches Geschäftspartner an den Gewinnen profitieren lässt, gemeinsames Management erlaubt und die industriellen, kommerziellen und finanziellen Risken teilen lässt. Alle diese Massnahmen sollen die Beziehungen zwischen Europa und Russland stärken und es für Bush schwerer machen Moskau auszugrenzen.

Letzte Woche hat Russland entschieden den CFE (Conventional Armed Forces in Europe Treaty) zu suspendieren als Antwort auf Bush’s Pläne das Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien aufzubauen. Im Gegensatz zu Russland, welche die Truppen vereinbarungsgemäss hinter den Ural verlegt hat, haben die USA sich nie an diesen Vertrag gehalten. Russland ist jetzt frei die Truppen und schweren Waffen wieder an die westliche Grenze zu stellen. Das wird sicher die ehemaligen Ostblockstaaten aufrütteln und sie über ihre US freundliche Politik nachdenken lassen. Dieses Manöver verbessert die Sicherheit Russlands nicht unbedingt, aber es macht die Europäischen Staaten darauf aufmerksam, wie sie durch die egoistische US Politik ins Kreuzfeuer kommen werden. Das Raketenabwehrsystem ist ein grosser Blödsinn und niemand gewinnt dabei, es kann nur mehr Unsicherheit und sogar Konflikte bedeuten.

Das Problem ist, dass die US Regierung unter dem Einfluss der Neocons unbedingt die NATO erweitern will, um die abnehmenden Weltressourcen für sich zu erobern. Amerika und die Weltfaschisten sehen nur eine Möglichkeit zu überleben, wenn sie die restlichen Energiequellen, egal was es kostet, einnehmen. Deshalb die Kriege im Irak, Afghanistan und bald gegen den Iran. Wir können deshalb erhöhte Spannungen erwarten, wenn beide Parteien ihre strategischen Spielchen machen. Russland und China, sowie weitere dynamische Länder werden sich das nicht gefallen lassen.

Der plötzliche Besuch von Kissinger, Schulz, Graham, Rubin und Nunn in Moskau zeigt, diese Architekten der Neuen Weltordnung und eines Weltimperiums sind sehr besorgt und deshalb sind sie jetzt persönlich aus den dunklen Schatten getreten. Sie haben damit die lächerliche Täuschung aufgegeben, dass diese Marionettenfigur eines Präsidenten in irgendeiner Weise was zu sagen hat und die Aussenpolitik bestimmt.

insgesamt 2 Kommentare:

  1. maddin sagt:

    Sehr schöner Beitrag. Früher war mir Putin fast unsympathisch, heute fast sympathisch.

    Die Metapher des Schattens und der wahren Machttäger war ebenso nett.

    Weiter so !!!

    Martin

  1. Unknown sagt:

    hmhmhm... ich bin eigentlich kein fan von putin vor allem nicht seit ich die bücher von ana polikovskaja gelesen habe.

    ein knallharter machtpolitiker ABER der typ wird niemals aus freiem willen russland ner weltregierung unterordnen, seltsam dort gabs auch noch kein erbeben... ach ja stimmt die haben ja auch so ein neues spielzeug wie HAARP in old Nischni.

    Dass mit den diplomaten hab ich damals gelesen und mich gefragt hö.. is doch schon länger her und gleich vier stück jetzt und siehe da der kissinger wars.

    Russland macht jetzt auch einen auf demokratie. der Medwedew meinte irgendwie was mit das die alte Formel weniger demokratie gegen mehr stabilität out sei. Die Zeitungen hier überschlugen sich nachher fast vor geilheit zu berichten das das ein klarer bruch mit der putinpolitik sei. Der Traum vom freundlichen russland das freiwillig seine atomwaffen abstellt uboote verschrottet usw. eu-mitglied wird und zwei kommissionsplätze in der geraden runde bekloppter bekommt flog irgendwie an meinem kopf vorüber und zerschmetterte an der eisernen faust putins lol.

    Russland ist ein grosses Land mit einer langen Geschichte da haben sich schon ein paar verloren.