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Israelischer Präsident wegen Vergewaltigung verurteilt

Donnerstag, 30. Dezember 2010 , von Freeman-Fortsetzung um 18:00

Der ehemalige Präsident Israels Mosche Katzaw (65) ist am Donnerstag wegen Vergewaltigung seiner weiblichen Untergebenen für schuldig befunden und verurteilt worden. Das Strafmass wird noch verkündet, aber Katzaw könnte bis zu 16 Jahre Gefängnis für die Vergewaltigung von zwei Frauen bekommen, was 1998 als er Tourismusminister war passierte, sowie mehrere Fälle von sexueller Nötigung an zwei weiteren Frauen in seiner Amtszeit als Präsident.

Katzaw verlies den Gerichtsaal sichtlich niedergeschlagen ohne einen Kommentar zu äussern. Er bekam die Auflage seinen Pass abzugeben, während er auf den Termin für die Verkündung der Strafe wartet.

Katzaw war Minister in mehreren rechtsextremen Likud-Regierungen bevor er im Jahre 2000 zum Präsidenten gewählt wurde. Er bestritt stets die Vergewaltigungsvorwürfe und behauptete, er wäre Opfer einer politischen Intrige, hauptsächlich weil er aus der sefardischen Gemeinde Israels stammt. Die sefardischen Juden, welche nach ihrer Vertreibung im 16. Jahrhundert aus der iberischen Halbinsel sich im Osmanischen Reich im mittleren und nahen Osten ansiedelten, galten für lange Zeit als Unterklasse in Israel, im Gegensatz zu den Aschkenasen, die aus Osteuropa stammen. Katzaw wurde 1945 im Iran geboren und siedelte 1951 als Kind mit seiner Familie nach Israel um.

Bei der Urteilverkündung sagte der Richter, die Verteidigung von Katzaw wärer voller Lügen. Katzaw Sohn Boaz versprach, sein Vater würde seinen Namen wieder reinwaschen.

Wir werden weiter mit erhobenen Haupt gehen und die ganze Nation, mit Gottes Hilfe, wird wissen, dass mein Vater, der achte Präsident des Staates Israel, unschuldig ist,“ sagte er.

Der Fall wurde 2006 bekannt, als er als Präsident sich über eine seiner weiblichen Angestellten beschwerte, die ihn erpresste. Die Frau ging dann zur Polizei mit ihrer Version der Geschichte, in dem sie die Details der sexuellen Übergriffe beschrieb. Das führte dazu, dass andere Frauen sich mit den selben Beschwerden meldeten.

Laut Anklageschrift zwang Katzaw eine Frau auf den Boden seines Büros im Tourismusministerium 1998 und vergewaltigte sie. Im gleichen Jahr bestellte er eine zweite Frau in ein Hotel in Jerusalem, um mit ihr Dokumente zu besprechen, dabei vergewaltigte er sie auf dem Bett des Hotelzimmers. In der Klage steht, Katzaw versuchte sie mit den Worten zu beruhigen, „entspann Dich, es wird Dir gefallen.

Weiter steht in der Klageschrift, er hätte zwei Frauen während seiner Amtszeit als Präsident sexuell genötigt, in dem er sie gegen ihren Willen umarmte und anzügliche sexuelle Kommentare abgab.

An seinem 60. Geburtstag im Jahre 2005 wollte eine Assistentin ihm gratulieren. Er umarmte sie dabei länger und liebkoste ihren Nacken, steht in der Anklage. Sie beschwerte sich bei der Polizei und er soll dann die Frau genötigt haben ihre Aussage zu ändern, was ihm eine zusätzliche Klage wegen Behinderung der Justiz einbrachte.

Die meisten Politiker des Likud haben sich bisher einem Kommentar über die Verurteilung des Parteimitglieds enthalten. Nur Premierminister Benjamin Netanjahu sagte, „ein trauriger Tag für den Staat Israel,“ aber er fügte hinzu, dass das Urteil des Gerichts in Tel Aviv „zwei Botschaften laut und deutlich damit sendet: Das Männer und Frauen unter dem Gesetz gleich sind und das Frauen das volle Recht über ihren Körper haben.

Die Oppositionsführerin Tzipi Livni äusserte sich ähnlich und sagte, „ein Tag in dem ein Vertreter der Öffentlichkeit wegen Vergewaltigung schuldig gesprochen wird, ist kein einfacher Tag für Israel.“ Das Gerichtsurteil „verkündet eine klare Botschaft an die Offiziellen im Amt, aber noch wichtiger, eine Botschaft an die Opfer. In letzter Zeit gab es das Gefühl, hier geht es um Frauen gegen Männer, aber so ist es nicht. Es geht um Opfer und um die welche sie missbrauchen, sie nötigen, vergewaltigen und ihre Schwäche ausnutzen.

Diese Verurteilung ist nur eines in einer Reihe von Fällen gegen hochrangige Politiker in Israel. Wie der ehemalige Finanzminister Avraham Hirchson, der aktuell im Gefängnis wegen Unterschlagung sitzt. Oder der ehemalige Premierminister Ehud Olmert, der wegen Korruption angeklagt ist.

Wurde Mosche Katzaw reingelegt? Es geht nicht darum ob er es getan hat, sondern warum man ihn dafür bestraft. Normalerweise können Politiker an der Macht machen was sie wollen und werden vor Strafverfolgung geschützt. Ausser sie spuren nicht, verweigern Befehle, machen nicht was ihnen gesagt wird, dann werden die Skandale bekannt, die Person zum Rücktritt gezwungen und öffentlicht hingerichtet. Hinter der Verurteilung des ehemaligen israelischen Staatsoberhauptes muss mehr sein, sonst hätten ihn die "Schutzengel" nicht verlassen.

Denn es gibt auch Beispiele wo es anders lief. So geschehen mit dem ehemaligen Premierminister und aktuellen Verteidigungsminister Ehud Barak. Er wurde beschuldigt eine Soldatin sexuell belästigt zu haben, die in seinem Büro arbeitete. Nicht nur wurde die Frau zum Schweigen gebracht, welche die Beschwerde äusserte, das Ereignis wurde komplett aus den Nachrichten getilgt.

Bemerkenswert war der Kommentar von Putin zu den Beschuldigungen gegenüber Katzaw, bei einem Treffen mit Premierminister Olmert im Kremlin im Oktober 2006, zum Höhepunkt des Sexskandals. Das Mikrophone blieb nach der gemeinsamen Presekonferenz offen und die Journalisten hörten Putins Worte an Olmert: "Sagen Sie Ihrem Präsidenten Hallo. Er hat uns überrascht. Er hat 10 Frauen vergewaltigt. Das hab ich nicht von ihm erwartet."

insgesamt 5 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Er wird mit Sicherheit keine 16 Jahre bekommen oder er wird sie bekommen und nach zwei Jahren wieder auf freiem Fuß sein. Dafür werden die Leute sorgen, mit denen er verlinkt ist und das sind einige, die ihre Verbindungen zur Justiz ins Spiel bringen werden. Und der gewählte Hamas-Abgeordnete, der gestern auf der West Bank von den Israelis gekidnappt und ins Gefängnis geworfen wurde, wird mit Sicherheit länger als Katzaw dort ausharren müssen. Sein Verbrecher: ein gewählter palästinensischer Vertreter zu sein, im Unterschied zu dem Quisling Abu Mazen (Mahmoud Abbas).

    Entführungen selbst von palästinensischen Kindern im Alter von 12 Jahren sind dort an der Tagesordnung und man holt sie aus den Klassenräumen, wo sie Unterricht haben, und steckt sie in Militärgefängnisse dafür, dass sie einen Stein geworfen haben.

    Katzaw ist übrigens kein Einzelfall: Auch E. Olmert, der Vorgänger von Netanyahu, hat oder hatte ein Verfahren. In seinem Fall wegen Korruption und Amtsmissbrauch.

    Aber all dies sind kleine Fische gegen die viel schlimmeren Verbrechen, die das politische und militärische Establishment gegen die Palästinenser und selbst gegen die eigene israelisch-arabische Bevölkerung verübt: Das Massaker von Gaza, das sich am 27. zum zweitenmal jährte und bei dem über 1400 Palästinenser, meist Frauen und Kinder, im dichtbesiedelten Gaza, von israelischen Raketen, Weißem Phosphor und Dime Munition, umgebracht wurden und das von der UN-Menschenrechtskommission verurteilt wurde, wiegt ungleich schwerer: Die Hauptverantwortlichen: Livni, Barak und Olmert. Und niemand klagt diese Massenmörder an.

    Selbst die Dörfer der Bedouinen, Menschen, die dort in der Negev-Wüste wohnten, lange bevor die zionistischen Siedler in den Nahen Osten kamen, werden geschleift und den Menschen jede Lebensgrundlage (es ist die Viehzucht) genommen, um dort wo sie siedeln, militärische Zonen für die näherrückenden illegalen Siedlungen zu errichten.

    Wer gab z. B. den Befehl dafür, das bedouinische Dorf Al Arabiq zu schleifen? Ich glaube, der, der das anordnete, der natürlich straffrei ausgeht, ist ein noch viel schlimmerer Verbrecher. Kein israelisches Gericht wird sich darum kümmern.

    Der Staat Israel ist ein Unrechtsstaat.

  1. Gerd sagt:
    Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
  1. Gerd sagt:

    "An seinem 60. Geburtstag im Jahre 2005 wollte eine Assistentin ihm gratulieren. Er umarmte sie dabei länger und liebkoste ihren Nacken, steht in der Anklage."

    Dieser Teil (der Anklage) ist mit verlaub bigotter Bullshit, ganz egal was wir von diesem Menschen und seiner Politik halten aber wenn dieser "dünnschissige" Teil einer Aklage zum Standard wird ist es nicht nur um Kachelmann und Assange geschehen.

  1. bernd sagt:

    Nunja, man mag von Israel halten was man will, aber die bringen Ihre Verbrecher (auch wenn´s Politiker sind) wenigsten (wenn auch nicht alle) vor´s Gericht und verurteilen sie........hier in BRD/EU sitzen die Verbrecher in den höchsten Ämtern und werden immer wieder vom DumpfVolk gewählt......Von daher..!21&5(=)

  1. Anonym sagt:

    Geht jetzt zwar nicht direkt um diesen Fall aber mich dünkt, je schlimmer ein Verbrechen desto geringer die Strafe.

    Bis zu 10 Jahre Knast für „ein falsches Wort“ für diesen Mann hier:
    http://www.golem.de/1012/80392.html