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Washington macht sich Sorgen um Bahrain

Donnerstag, 17. Februar 2011 , von Freeman-Fortsetzung um 08:00

Tausende Pro-Demokratie-Bahrainis haben sich erneut in der Hauptstadt Manama versammelt, um gegen die jüngste Ermordung von zwei Demonstranten durch Sicherheitskräfte zu protestieren. Von antiamerikanischen Parolen war bei den Demonstrationen in der Hauptstadt Manama bis jetzt nichts zu sehen. Doch den USA ist einiges daran gelegen, ihre Militärpräsenz im Golf beizubehalten. Eine Demokratisierung des kleinen Emirats könnte alles ändern.

Mehrere hundert Menschen haben dem Begräbnis von Fadel al-Matrook, 31, beigewohnt, der einen Tag zuvor bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften erschossen wurde, berichtet Reuters.

"Wir verlangen unsere Rechte auf friedliche Weise," sagt der 21-jährige Student Bakr Akil. "Ich bin optimistisch, dass unsere massive Anwesenheit zur Erfüllung unserer Forderungen führt."

Die ungefähr 2000 Demonstranten, die einen Regierungswechsel im kleinen Königreich im Persischen Golf fordern, verbrachten die Nacht in Zelten am Pearl-Kreis im Zentrum von Manama.

Matrook gehörte zu den etwa 4.000 Demonstranten, die am Dienstag zur Beerdigung eines weiteren getöteten Demonstranten gekommen waren. Es handelt sich um den 27-Jahre alten Ali Abdulhadi Mushaima.

Mushaima war am Montag erschossen worden, als die Polizei mit Tränengasgeschossen und scharfer Munition in Daih, einem Dorf in der Nähe von Manama, auf Menschen feuerten, um einen Pro-Demokratie-Protest aufzulösen. Er erlag später im Krankenhaus seinen Schussverletzungen.

In der Zwischenzeit verlangte der Abgeordnete Jassim al-Saeedi von der Regierung, stets mit scharfer Munition gegen Protestierende vorzugehen.

Die bahrainische Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Society' (BHRS) hat sich schockiert über den Vorschlag gezeigt. 'Human Rights Watch' appellierte am Dienstag an die Bahrainischen Behörden, die Sicherheitskräfte anzuweisen, die Angriffe auf friedliche Demonstranten einzustellen und die jüngsten Tötungen zu untersuchen.

Bahrains König Hamad bin Isa Al Khalifa, der seit 1999 Staatspräsident und seit 2002 König des Scheichtums ist:

"Das Königtum von Bahrain ist ein Land des Rechts und konstitutioneller Staatsorgane."

Obwohl in dem Land Regierungsgegner gefoltert und sogar im Ausland, so in London, vom bahrainischen Geheimdienst verfolgt werden, garantiere sein Königreich, so Hamad,

"das Recht, seine Meinung zu sagen - ein Recht, das durch die Verfassung gewährleistet ist."

Die 18 schiitischen Abgeordneten, die nach den Wahlen vom letzten Jahr in das 40-köpfige Parlament einzogen, haben ihre Präsenz dort inzwischen eingestellt und sich den Pro-Demokratie-Protesten angeschlossen.

Auf den Plakaten der Protestierenden kann man ähnliche Parolen sehen wie in Ägypten.

Ein politischer Kommentator, der von Press TV interviewt wurde, gab an, dass Saudi-Arabien schon Truppen in das Königtum geschickt habe, um mitzuhelfen, die Proteste gewaltsam niederzuschlagen.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind hunderte Polizisten mit Schlagstöcken, Gummigeschossen und Tränengas auf die schlafenden Demonstraten losgegangen, die auf der "Pearl Square" in Manama campierten, um für politische Reformen zu protestieren. 4 Menschen wurden dabei getötet und über 100 verletzt. Nach dem die Polizei den Platz geräumt hatte, fuhren 50 Panzer als Machtdemonstration auf.

"Die Polizei kommt, sie schiessen Tränengas auf uns," rief ein Demonstrant mitten im Chaos. Ein anderer sagte: "Ich bin verwundet, ich blute. Sie töten uns!"

Die Polizeigewalt kam, nach dem tausende von Schiiten, die durch den Aufstand in Tunesien und Ägypten animiert wurden, auf die Strasse gingen, um gegen ihre Unterdrückung durch die regierende sunnitische Königsfamile zu protestieren, noch eine Diktatur, die von den USA an der Macht gehalten wird.

"Das ist echter Terrorismus," sagte Abdul Jalil Khalil, ein Parlamentarier der schiitischen Opposition Wefaq. "Wer immer die Entscheidung getroffen hat anzugreifen, hatte das Ziel zu töten."

Bilder des Angriffs auf schlafende Demonstranten:



Die schiitische Bevölkerungsmehrheit - 70 Prozent der 530.000 Einwohner - klagt schon lange über Diskriminierung und schlechte Behandlung durch die sunnitische Führungsschicht. Seit Jahrzehnten dringen sie auf stärkere politische und gesellschaftliche Teilhabe.

Sie kritisieren, dass Spitzenposten in Politik und Militär Sunniten vorbehalten bleiben. Bei einer wirklich demokratischen Vertretung der Bevölkerung würden aber die Schiiten mehr Einfluss gewinnen und damit möglichweise auch der Iran.

Deshalb ist Washington sehr besorgt über die Lage in Bahrain. Ist doch das kleine Emirat ein zentraler Pfeiler der US-Hegemoniestrategie in der Region. Die 5. Flotte hat ihren Sitz ist Manama. Der Verband besteht normalerweise aus mindestens einem Flugzeugträger und einer „amphibischen Gruppe“ von Kriegsschiffen mit Marines an Bord, die eine Invasion durchführen können.

Angeblich soll die Flottenpräsenz den ungehinderten Transport von Erdöl durch den Golf sicherstellen. Dabei geht es hauptsächlich um eine Drohung gegen den Iran auf der gegenüberliegenden Küste. Nach dem Angriffskrieg 1991 gegen den Irak war Bahrain zu einem der wichtigeren "Partner" des Pentagons geworden. Tatsächlich ist das Land ein höriger Vasall.

In der Zwischenzeit hat ein US-Flugzeugträger den Suez-Kanal passiert. Das Schiff ist auf dem Weg vom Mittelmeer in den Persischen Golf. Die USS-Enterprise ist am Dienstag in Begleitung eines Kreuzers und eines Versorgungsschiff ins Rote Meer und damit im Verantwortungsbereich der 5. US-Flotte gefahren.

Nach Einschätzung von Stratfor hat die US-Marine ihre Präsenz in der Region, wegen der politische Unruhen in Ägypten und Bahrain, verstärkt. Demnach befinden sich im Einsatzgebiet der 5. Flotte nunmehr DREI Flugzeugträger!

Die Verteilung der US-Flotten über den Globus:

Verdeutlicht das imperialistische Gehabe Washingtons, die mit ihrer Kanonenboot-Diplomatie meinen, ihnen gehört die Welt. Eine 1. Flotte gibt es nicht, bzw. damit wird inoffiziell die Flotte der Küstenwache gemeint.

Hier die Live-Berichterstattung über die Situation in Bahrain.

insgesamt 13 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Eine neue Egyptian-style Revolution ist 'in the making'! Auf Press TV gibt es 'roling coverage' dazu. Wer also auf dem Laufenden bleiben will, schalte diesen Sender ein. Er berichtete soeben, dass heute Morgen, in den frühen Morgenstunden, das Camp der friedlich Prostestierenden von Sicherheitskräften überfallen wurde - zu einer Zeit, als die Demonstranten noch schliefen, die teilweise ihre Kinder mitgebracht hatten. Man erschoss mindestens vier Menschen und das Militär blockierte den Pearl-Roundabout, sodass Verwundete zunächst nicht ins Krankenhaus gebracht werden konnten.

    Scheich Al Khalifa erweist sich also als Heuchler, hatte er doch gestern noch zugesagt, dass friedlich protestiert werden könne, dass Bahrain ein Rechtsstaat sei und dass die Tötungen zweier Demonstranten vom Vortag untersucht werden würden.
    Da das Zuckerbrot keine Wirkung zeigte, hat er schnell die Peitsche aus seinem weißen Umhang gezogen, wahrscheinlich nachdem er mit dem Weißen Haus telefoniert hatte.

    Bahrain, das nominell seit 1971 unabhängig ist - es war lange Zeit britische Kolonie - ist heute nicht nur eine US-Kolonie, sondern, wie sich ein politischer Analyst auf Press TV ausdrückte, ein ganz normaler Staat der USA, der überaus wichtige strategische Aufgaben bei den Kriegsvorbereitungen gegen den Iran wahrnimmt. Aber aus diesem Krieg wird wohl vorläufig nichts werden, es gilt ja nun erst mal für die USA ein 'Antidote' gegen die Volksbewegungen in den arabischen Ländern zu finden, und wieder einmal mehr werden die Telefonhörer heißlaufen und die Lichter nachts im Pentagon nicht mehr ausgehen. Robert Gates bekommt Arbeit! Wird man wieder einen Tantawi aus dem Hut zaubern? Hillary - sag' mal was! Die 'falsche Schlange' sieht so betrübt unter ihrer Schminke aus. Was hat sie nur?? Was wird sie demnächst von sich geben? 'The will of the Bahrainian people must be respected' oder kommt der andere Spruch wieder dran: 'Egypt, äh..Bahrain is stable'??

  1. 3DVision sagt:

    Omg diese Aufstände nerven so langsam.
    Und haben die Amis nicht schon Angst wegen Tunesien und Ägypten gehabt?
    Was wird dann erst wenn im eigenen Land das Chaos aubricht?

  1. drdre sagt:

    Ja zum Ärger der sog. Eliten in den Diktaturen am Golf wachen die Menschen langsam auf und beginnen sich zu wehren.. Die Antwort sehen wir tag für tag.. Die kanonenboot Politik der USA ist seit Jahrzehnten die Gleiche die schon das ehemalige Britische Empire betrieben hat.

    Jetzt müssen nur noch die chinesen ihre Flotten ausbauen.. dann sehen wir weiter.

  1. Capari sagt:

    @Blechdose
    "Omg diese Aufstände nerven so langsam."

    Was soll denn das bitte heißen?

    Danke Freeman für den Artikel und danke @xabar für die guten Kommentare :D

  1. Capari sagt:

    @xabar
    Hi, (wie) kann ich dir persönliche Nachrichten schicken? Per Blogger Account geht das ja leider gar nicht. Würde mir aber gerne mal deine Meinung zu so Manchem einholen, falls du nichts dagegen hast.

    Gruß

  1. Heinrich sagt:

    @Blechdose...Wenn das Chaos ausbricht, wie du es nennst, heißt es für JEDEN von uns, aufstehen und kämpfen...!!!

  1. Skeptiker sagt:

    Ich hoffe dass Obama nun die Regierung in Bahrain genauso scharf kritisiert, wie vor einigen Tagen die Regierung des Iran, der er Doppelzüngigkeit vorgeworfen hat :-)

  1. Anonym sagt:

    ja die Geostrategien der Amerikaner
    und den verkappten EU Kriegsverbrecher der NATO
    ----------------
    damit haben sie nicht gerechnet !!!
    nun schwimmen Sie und merken das Sie Menschen sind
    und auch für Ihre Fehler verstehen solln, obwohl welche Fehler in Ihren Augen, ich denke das generell die Macht Eliten der Erde niemals Halt und Stop machen können,Sie suchen sich ne neue Ritze, jedoch besinnen wir uns erstmal auf die Völker
    die endlich STOP sagen, hier nett mehr weiter !!! Ich frag mich noch immer wanns hier losgeht, mit Sicherheit wenns in Saudi Arabien losgeht,und unser eins mit 5€uro Sprit auskommen müssen pro Liter.
    -----------
    ich hoffe für die Menschen die Ihr Leben nehmen, uns allen zeigt,das man in der Not für sein alles getan hat !

    "STOPt die NEW WORLD ORDER"











    -ICH FRAG MICH NOCH IMMER-

  1. Anonym sagt:

    In Bahrain wurde heute ein neues Massaker von der Regierung Al-Khalifa begangen:

    Nach einer Beerdigung für die Toten vom Vortag begaben sich Massen von Menschen - die Rede ist von Zehntausenden - zum Freitagsgebet. Auf dem Weg dorthin kamen sie am Salmaniya-Krankenhaus vorbei, wo sie von hinten ohne Vorwarnung vom bahrainischen Militär unter Feuer genommen wurden. Es gab erneut Tote und zahlreiche Verwundete. Das große Krankenhaus mit diesem Namen ist völlig überfüllt, man sieht die Menschen dort mit ihren Schusswunden. Viele haben Schusswunden am Kopf, am ganzen Körper und liegen am Tropf. Dabei waren viele der Menschen, auf die geschossen wurde, noch nicht mal Demonstranten, sondern wollten nur an der Beerdigung und am Freitagsgebet teilnehmen.

    Es gibt jetzt Ärzte, die sich zu Fürsprechern der Demonstranten gemacht haben und die auf Schultern getragen werden. Unter den Toten vom Vortag war ein Chirurg, der von den Sicherheitskräften erschossen wurde. Es gibt auch Kinder, die getötet wurden, als sie das Camp im Stadtzentrum in der Hauptstadt Manama gestern Morgen überfielen, zu einer Zeit, als die Menschen noch schliefen, und ein Blutbad anrichteten.

    Noch keine westliche Regierung konnte sich dazu aufraffen, das Vorgehen der Armee und der Polizei, die sich größtenteils aus ausländischen Söldnern aus allen möglichen Ländern zusammensetzt, zu verurteilen.

    Originalton 'falsche Schlange' (Clinton):

    Man solle Zurückhaltung üben. Das ist alles. Auch von Merkel ist nichts zu hören. Da Israels 'Sicherheits'interessen nicht unmittelbar tangiert sind, zieht sie es vor zu schweigen.

  1. Hinweis, der mich nicht wundert...:
    http://bazonline.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/USA-wollten-keine-totale-Demokratie/story/24147960

  1. http://de.rian.ru/security_and_military/20110218/258379968.html
    2 Bw-Soldaten von Afghanischem Soldaten erschossen worden bei einer Schiess/Trainingsübung.
    Meine Meinung schon lange: Den Afghanen, den Politikern ist nicht zu trauen.Raus da.
    Der nächste "Verteidgungsminister" sollte wenigstens keine Doktorarbeit gefälscht haben und die Soldaten da endgültig dieses Jahr rausholen!

  1. Ella sagt:

    Und hier noch.was wie Hillary gerade eine Feierrede ueber Aegypten haelt und in "plain sight" von ihr ein Protestierer mit "Veterans for Peace" T.shirt, der sich mit den Ruecken zu ihr stellte,von Security fertiggmacht und verhaftet wurde.

    zu lesen auf redacted news.com
    "At Clinton speach veteran bloodied"
    und auf you tube:" Ray Mc Govern, bloodied, bruised and arrested at Clinton Speech"

  1. Fahim sagt:

    http://www.youtube.com/watch?v=fwnUQcKXmMM&feature=player_embedded