Sie verschleiern ihre eigenen Verluste
... sagen die Anwälte von Jerome Kerviel, der Händler der Societe General, welcher angeblich €4.9 Milliarden verspekuliert hat.
Der 31 jährige hat sich am Samstag selber der Polizei gestellt. Der Staatsanwalt muss am Montag entscheiden, ob sie Kerviel für weitere Befragungen in Untersuchungshaft behalten oder freilassen wollen.
Die Bank Societe Generale hat Anzeige gegen ihn erstattet und behauptet, ihr Angestellter hätte Dokumente gefälscht und unerlaubten Zugang zu Computern benutzt um die Spuren seiner Futures- und Hedge-Geschäfte in Höhe von mindestens €50 Milliarden zu verwischen.
Aber die Anwälte des Händlers haben am Sonntag zurückgeschlagen und beschuldigen die Bank, sie würden ihre eigenen Verluste aus der Hypothekenkrise mit einer „Nebelkerze“ verschleiern.
Elisabeth Meyer und Christian Charriere-Bournazel sagten, ihr Klient hätte “nicht unrechtes getan, hat keinen Cent für sich abgezweigt und hat in keiner Weise davon profitiert.“
Es ist sogar so, sagen seine Anwälte, Kerviel hätte als Motiv nur im Interesse der Bank gearbeitet und um als guter Händler angesehen zu werden. Die Geschäfte die Kerviel seit zwei Jahren macht, waren bis vor kurzem für die Bank profitabel, und haben sich erst jetzt in Verluste gewandelt.
Sie sagten, die Bank versucht “mit einem Vorwand die Öffentlichkeit von ihren Verlusten abzulenken, die viel grösser sind als die welche in den letzten Wochen aufgelaufen sind.“
Der oberste Staatsanwalt in Paris, zuständig für Finanzfälle, Jean-Michel Aldebert, sagte die Untersuchung würde “gut verlaufen” und Kerviel würde “sehr interessante” Fakten liefern.
In einer Erklärung sagte die Societe Generale, ihr Händler hätte Positionen im Wert von €50 Milliarden geführt als er erwischt wurde, eine Zahl die weit über den Marktwert der Bank liegt.
Die Geschäfte wurden aber dann am schwarzen Montag schnell liquidiert um die Verluste auf die €4.9 Milliarden zu beschränken.
Aber Kerviel’s Anwälte sagen, die Societe Generale hat die Verluste selber verursacht, in dem sie unnötig schnell handelten.
Dies wird durch Gerüchte im Markt bestätigt die sagen, der Absturz der Börsen in Europa, speziell des DAX in Frankfurt am schwarzen Montag, wäre hauptsächlich wegen der angeordneten hastigen Positionsbereinigung durch die Societe Generale verursacht worden.
Die Untersuchungsbeamten interessiert es deshalb brennend, wie war es dem Händler möglich, solche gigantischen Summen zu bewegen, ganz alleine und ohne dabei entdeckt zu werden, und ob es Komplizen gibt oder ob sogar ganz andere dafür verantwortlich sind.
Der Vorsitzender und CEO der Societe Generale Daniel Bouton bezeichnet Kerviel als einen “Gauner, Betrüger und Terroristen”, aber Arbeitskollegen sagten gegenüber der Presse er wäre eine scheuer, zurückhaltender Mann.
Die Familie von Kerviel aus der Kleinstadt Pont L'Abbe in Brittany verteidigten ihn, und seine Tante meinte, er würde zu einem Sündenbock für die Fehler oder sogar kriminellen Handlungen der Bank gemacht.
„Jerome kann so was nicht gemacht haben“ sagte seine Tante Sylviane Le Goff in einem Interview gegenüber RTL Radio.
„Sie müssen in seiner Umgebung, seinen Vorgesetzten und der Bankleitung suchen um die Täter zu finden. Jerome ist ein ehrlicher und seriöser Junge der seiner Familie nahe steht.“ sagte sie.
CEO Bouton hat Behauptungen widersprochen, die Bank würde Verluste aus anderen Geschäften in diesen Fall reinmanövrieren wollen. Er musste aber zugeben, sie hätten zusätzlich €2 Milliarden aus dem Subprime-Debakel verloren.
Kommentar:
Aha, jetzt kommen wir der Sache schon näher und natürlich wird gleich mit dem Begriff "Terrorist" um sich geworfen. Der Kurssturz am schwarzen Montag wurde durch die Bereinigung der Societe General Positionen möglichweise verursacht. Das erklärt den Verlust von über 5%, der höher war als an den anderen europäischen Börsen. Dann, was die Bank erzählt ist nicht glaubhaft. Wie kann ein Einzeltäter Geschäfte in Höhe von €50 Milliarden handeln, mehr als das ganze Kapital der Bank, und niemand merkt das? So ein Märchen können sie uns nicht erzählen. Wenn es so wäre, dann muss die gesamt Führung der Bank wegen Verletzung der Aufsichtspflicht, totaler Inkompetenz und Versagen sofort zurücktreten. Die haben doch ihren Laden nicht im Griff und schädigen damit nicht nur ihre Aktionäre, sondern die ganze Finanzbranche. Aber ich tippe eher auf die Verschleierung von Verlusten.
Siehe "Societe Generale €4.9 Milliarden Verlust"
Wenn EINE Person solch´immense Beträge bewegen kann,wozu brauchen wir dann jede menge gut bezahlte Aufsichtsorgane in diversen Institutionen?
Wieso können die mehr handeln, als sie eigentlich haben ?
So kann eine Bank ihre gemachten Verluste auch verschleiern. Einfach jemanden viel Geld bieten, damit er alles auf sich nimmt und nach dem Knast als Mulitmillionär leben kann.
Sind solche "betrügerischen" Verluste eigentlich durch Versicherungen gedeckt?
Hi Freeman,
guck mal wer der Typ im Verwaltungsrat der SocGen ist, der so einen guten Riecher hatte, daß er am 09.01. Aktien der SocGen für rund 85 Mio. rausgehauen hat:
http://bavaria-for-ron-paul.blogspot.com/2008/01/kleine-gauner-groe-gauner.html
hasta la libertad, siempre
Fabio
Bouton traeumt sicher von einem 9/11 auf seine Bank.
Hi Freeman!
Ich hab' mal (vor langer Zeit) IT für Banken gemacht - ich glaub' net, dass da einer wie er lustig ist mit Mrd. rumspielt. Allerdings gibt es eine Koinzidenz die erklären könnte was denn nun hinter der Geschichte steckt: In der Woche zuvor hat der DAX (und in dieser Weise nur der DAX) seinen schwarzen Montag erlebt - nachdem in der Woche zuvor am Freitag die Hypo einen zusätzlichen SubPrime-Verlust von 300 Mio. verkündet hat. Das hat ausgereicht, um, in dieser Heftigkeit, nur den DAX in den Keller zu schicken. Auch der frz. CAC kam an diesem Montag mit halbwegs erträglichen Bläsuren davon. Leider kamen dann am nachfolgenden Freitag die ersten Gerüchte auf, dass die SGS ebenfalls noch (gewaltig viele) Leichen im Keller habe. Genau genommen 2,1 Mrd. (nicht nur ein paar Mio.)! Was würde also am Montag (letzter Woche) mit dem CAC passieren? (Anmerkung: die 300 Mio. Geschichte der Hypo reichte für die Vernichtung von irgendwas um die 20 Mrd. im DAX.) Na ja, nach Adam Riese ganz einfach: der siebenfache Verlust (2,1 Mrd. / 300 Mio.) hätte dann natürlich eine Vernichtung (Börsenwert) von 140 Mrd. (20 Mrd. * 7) zur Folge. Die Franzmänner (und -Frauen) waren also einfach nur clever und haben uns den ganzen Montag mit dieser sagenhafte Geschichte von der offiziellen Meldung (am selben Montag) der 2,1 Mrd. ausreichend (erfolgreich!) abgelenkt.
Mitlerweile werden ja schon ganz ordentliche Verteidigungswälle für den armen Buben errichtet und in einigen Monaten kräht sowieso kein Hahn mehr danach! Clever, die Franzosen!