Schweiz - Wie mit einem russischen Industriellen in der Schweiz umgegangen wird
Gutes Interview im Gegensatz zur SRF, das höchst primitiv ist.
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Der russische Industrielle Andrei Melnitschenko und seine Frau Aleksandra lebten mit ihren Kindern glücklich in der Schweiz. Plötzlich kamen sie in die Mühle der EU-Sanktionen und des Bundesrats. Der Fall trägt Züge kafkaesker Willkür. Hier äussert sich Selfmade-Milliardär Melnitschenko erstmals öffentlich über seinen Werdegang und das Übel der Sanktionen.
Ras al Khaimah, Vereinigte Arabische Emirate
Weltwoche: Herr Melnitschenko, Sie sind einer der reichsten Russen, haben weltweit führende Industriekonzerne aufgebaut im Bereich Dünger, Kohle und Röhrenbau.Sie leben in der Schweiz und stehen seit Beginn des Kriegs auf der Sanktionsliste der EU, die der Bundesrat einszueins übernommen hat. Bevor wir über all dies sprechen, erzählen Sie uns: Wer sind Sie?
Andrei Melnitschenko: Nun, ich wurde 1972 in Gomel geboren, das ist die zweitgrösste Stadt in Belarus. Meine Mutter ist Ukrainerin, mein Vater Belarusse. Beide Eltern waren in Lehrberufen tätig. Mein Vater lehrte Physik an der örtlichen Universität. Meine Mutter hatte russische Literatur studiert und arbeitete an einer Musikhochschule. Wissenschaft faszinierte mich, insbesondere Physik und Mathematik. Ich nahm an zahlreichen Wissenschaftswettbewerben teil.
Weltwoche: Als Siebzehnjähriger haben Sie die russische «Physik-Olympiade» gewonnen.
Melnitschenko: Es gab viele solcher Wettkämpfe, und ich erzielte recht gute Ergebnisse. Das Wunderbare am sowjetischen Schulsystem war die Talente-Auswahl mithilfe solcher Wettbewerbe. Die Teilnehmer mit den besten Ergebnissen hatten die besten Ausbildungschancen. Die hellsten Köpfe gingen in das vom grossen Mathematiker Andrei Kolmogorow aufgebaute wissenschaftliche Zentrum. In den 1980er Jahren gab es über fünfzig Millionen sowjetische Schüler, und jedes Jahr erhielten nur ungefähr hundert von ihnen einen Studienplatz im Zentrum. Es war eine der Staatlichen Universität Moskau angeschlossene Internatsschule, und ich bin froh, dass ich dort zugelassen wurde. Nach absolvierter Schulzeit nahm ich ein Studium an der Fakultät für Physik der Staatlichen Universität Moskau auf und spezialisierte mich etwas später auf Quantenstatistik und Feldtheorie. Es war das Jahr 1989, ich freute mich auf die Zukunft, aber dann änderte sich alles.
Weltwoche: Die Sowjetunion brach zusammen, der Staat, der den Zweiten Weltkrieg gewonnen hatte, zerfiel.
Melnitschenko: Ich war siebzehn Jahre alt. Auf dem Campus der Staatlichen Universität Moskau, wo ich zu der Zeit lebte, gab es Studierende aus der ganzen Welt, überaus kluge junge Leute aus vielen Ländern.
Weltwoche: Spielte es damals eine Rolle, ob einer Russe, Ukrainer, Belarusse ist?
Melnitschenko: Überhaupt nicht. Wir waren etwa zehn Studenten in unserem Schlafsaal. Die kamen aus allen Regionen der Sowjetunion. Als gebürtiger Belarusse wurde ich nicht anders behandelt. Wachten wir eines Tages auf und dachten: Ich bin Russe? Der ist Ukrainer? Und der andere kommt aus Sibirien? Nein. Als Kind und Teenager in Belarus bin ich ausser meiner Lehrerin, die belarussische Sprache und Literatur unterrichtete, niemandem begegnet, der Belarussisch sprach, und auch die Lehrerin tat das nur im Unterricht. Sicher gab es Leute, die Belarussisch sprachen, meistens die aus den kleinen Städten oder Dörfern oder auch die Intelligenzija in Minsk, aber das war nicht von Belang. Die Hälfte meiner Familie stammt aus der Ukraine, wir fuhren oft zu Besuch in die Ukraine, und unter all den Hunderten von Leuten, die ich dort traf, kann ich mich kaum an ein, zwei Leute erinnern, die im Alltag Ukrainisch sprachen.
Weltwoche: Wie würden Sie heute Ihre Nationalität bezeichnen?
Melnitschenko: Ich habe einen russischen Pass. Aber bin ich Russe? Man könnte mich auch als Belarussen oder Ukrainer bezeichnen – oder als Schweizer, weil ich seit fast fünfzehn Jahren hauptsächlich in der Schweiz lebe. Oder als Emirati, weil ich die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Arabischen Emirate besitze. Meine Frau ist Europäerin, sie stammt aus Kroatien. Meine Kinder kamen in Frankreich zur Welt. Sie alle sind europäische Staatsangehörige.
Weltwoche: Wie haben Sie den Kollaps der Sowjetunion erlebt?
Melnitschenko: Ich war fasziniert. Und glücklich. Vorher wusste man genau, was einem in den nächsten zehn, zwanzig, dreissig, vierzig Jahren bevorstand. Wenn man ein interessantes Leben wollte, dann ging man in die Wissenschaft, den Sport, die Musik oder zum KGB. Jedem wurde ein zwar sicherer, aber nicht besonders spannender Platz in der Gesellschaft zugewiesen. Plötzlich öffneten sich unzählige neue Wege. Als Siebzehnjähriger war ich für alles offen, ich befand mich mittendrin in diesem Vulkan voller Möglichkeiten. Ich konnte Risiken eingehen, weil ich nichts zu verlieren hatte.
Weltwoche: Bereits mit 18 stiegen Sie an der Uni in den Devisenhandel ein.
Melnitschenko: Die Leute mussten überleben, das sowjetische System brach zusammen, eine Marktwirtschaft gab es offiziell noch nicht. Keiner hielt sich mehr an die sowjetischen Regeln, es herrschte eine unglaubliche Freiheit. Statt zu studieren, nahmen viele Kollegen die ersten Export-Import-Tätigkeiten auf und halfen den alten Giganten der sowjetischen Wirtschaft, in einem sich schnell verändernden Umfeld zu überleben. Was alle brauchten, war Geld, vorzugsweise harte Währung, Bargeld. Die Nachfrage nach Devisengeschäften war hoch, und die Gewinne waren es auch. Ich eröffnete eine Wechselstube auf dem Campus der Moskauer Universität. Innerhalb von ein paar Jahren hatten wir viele solcher Büros, in Moskau, St. Petersburg, Nowosibirsk, Wladiwostok – in ganz Russland. Anfangs war es weder legal noch illegal. Die Tätigkeit befand sich rechtlich in einer Grauzone. Nach sowjetischem Recht waren Währungstransaktionen verboten, aber das sowjetische Recht existierte nicht mehr, und ein neues russisches Recht gab es noch nicht.
Weltwoche: Es ging rasant aufwärts. Kaum Mitte zwanzig, avancierten Sie zum Banker.
«Die Schweiz hat die Sanktionen eins zu eins übernommen. Sie hat uns den rechtlichen Schutz entzogen.»
Melnitschenko: Im Dezember 1991 entstand der neue russische Staat, und schon bald wurde der Devisenhandel reguliert. Man benötigte eine Konzession. Mein Zweigstellennetz konnte von einem auf den anderen Tag illegal werden. Ich musste es in eine Bank integrieren. Ich fand sie: die Premier Bank. Der Eigentümer war einer der ersten sowjetischen Unternehmer, er war damals Mitte sechzig, und sein Team bestand aus ein paar älteren Damen von einer inzwischen aufgelösten sowjetischen Bank.
Weltwoche: Es müssen turbluente, gefährliche Zeiten gewesen sein. 1991 gab es sogar einen Staatsstreich.
Melnitschenko: Der Putschversuch von 1991, mit dem Michail Gorbatschow gestürzt werden sollte, dauerte vier Tage. Es war keine grosse Sache. Ich war zu der Zeit mit meinen Freunden in Jalta. Wir sahen den Putsch im Fernsehen. Als wir nach Moskau zurückkehrten, war es vorbei. Natürlich bestand das Risiko einer Implosion des Staates. Die Kriminalität schoss hoch, Gangs breiteten sich aus, Korruption, es waren gefährliche Zeiten, keine Frage. Der Wettbewerb war knallhart, die «rule of law» existierte nicht mehr, jeder Tag brachte neue Chancen, aber auch immense Probleme und Schwierigkeiten mit sich. Wie haben wir überlebt? Darüber haben wir nicht mal nachgedacht. Als ich meine eigene Bankkonzession hatte, konnte ich mein Geschäft zu einem grösseren Finanzinstitut ausbauen, zu einer richtigen Bank. Die MDM-Bank wurde 1993 mit einem Anfangskapital von 30 000 US-Dollar gegründet. Als ich sie 2007 verkaufte, wurde ihr Wert auf 4,5 Milliarden US-Dollar beziffert. In den 2000er Jahren war sie die zweitgrösste unternehmergeführte Privatbank in Russland. Wir erhielten mehrere Auszeichnungen: Die Fachzeitschrift The Banker ernannte uns 2002 und 2003 zur Bank des Jahres; Euromoney und Global Finance ernannten uns 2003 beziehungsweise 2004 zur besten russischen Bank. Das war der Grundstein meines Vermögens.
Weltwoche: Um die Jahrtausendwende sind Sie in die Industrie eingestiegen. Wie kam das?
Melnitschenko: Die staatseigenen sowjetischen Industrieriesen gingen Ende 1995 grösstenteils in Privateigentum über. Ich war damals sehr jung, erst 23, und hatte keinerlei politischen Beziehungen oder Verbindungen. Deshalb habe ich diese Chance verpasst.
Weltwoche: Sie hätten Russlands jüngster «Oligarch» werden können.
Melnitschenko: (Lacht) Absolut, aber ich bin es nicht geworden. Es war einfach unmöglich, ganz egal, ob ich es zu der Zeit wollte oder nicht. 1998 kam es in Russland zur Wirtschaftskrise. Viele Finanzinstitute serbelten. Sie hatten in der Privatisierungswelle heftig eingekauft, aber ihre Assets verloren stark an Wert. Die Ölpreise lagen am Boden, die Metallpreise waren abgestürzt, die Zinsen gingen rauf. Das war die Zeit, als der Begriff «Oligarch» geprägt wurde. Die grossen Banken waren an den Privatisierungen beteiligt gewesen. Es gab kaum Regeln, und oft wurden die Regeln so gestaltet, dass einzelne Beteiligte erheblich profitierten. Nach der 1998er Finanzkrise waren diese Banken, die an den darniederliegenden privatisierten Industrien hingen, faktisch bankrott. Meine MDM-Bank, eine Art «One-Man-Show», befand sich in einer ganz anderen Lage. Sie war nicht fremdfinanziert und hatte keinen Ballast. Kurz: Ich profitierte von zwei Krisen. Die erste Krise war der Zusammenbruch der Sowjetunion und die zweite Krise der Zusammenbruch der russischen Finanzwelt.
Weltwoche: Geschäftsregel Nummer eins: Mach aus jeder Katastrophe eine Goldgrube.
Melnitschenko: Wenn du kannst! Der zweiten Krise verdankte ich die Chance, in den Industriesektor einzusteigen. Was brauchte man dafür? Man brauchte Geld. Die MDM-Bank hatte genau das. Und: Politische Verbindungen waren nicht länger nötig. Die begehrtesten Branchen waren bereits privatisiert. Also formte ich mit einem meiner Kunden eine Partnerschaft. Wir nannten sie «MDM-Gruppe». Die Idee war, in bestimmten Sektoren Firmen aufzubauen. Wir konzentrierten uns auf drei Bereiche: Metallrohre, Düngemittel und Kohle.
Weltwoche: Warum gerade diese drei?
Melnitschenko: Weil sie nicht konsolidiert waren. Es gab dort keine grossen Unternehmen, nur viele kleine. Die Grossen waren ins Öl-, Gas- und Stahlgeschäft eingestiegen, bekamen aber Probleme, weil sie mehr geschluckt hatten, als sie verdauen konnten. So waren wir in der Lage, dem Ölkonzern Jukos die Metallrohrfabrik von Wolschski zu einem tiefen Preis abzukaufen. Dasselbe im Kohlebereich: Wir übernahmen innerhalb von zwei Jahren etwa zwanzig Kohlenbergwerke. Kohle galt zu der Zeit als unattraktiv. Beim Dünger ebenso: Kein Düngemittelunternehmen hatte einen Mehrheitseigentümer, alles war zersplittert und verstreut. Wir haben die Eigentumsverhältnisse konsolidiert, und so kam es zur Gründung von Eurochem.
Weltwoche: Hatten Sie von Anfang an Erfolg?
Melnitschenko: Wir reüssierten in allen drei Bereichen. Das Röhrenunternehmen, mittlerweile fusioniert mit anderen Konzernen, wurde die Nummer zwei der Welt. Eurochem war im letzten Jahr die Nummer zwei weltweit, was die Menge an verkauftem Dünger angeht. Und auch der Kohlekonzern Suek schaffte es an die Spitze. Insgesamt beschäftigen Eurochem und Suek über 100 000 Mitarbeiter.
Weltwoche: Der nächste Fixpunkt war 2006. Sie gaben Ihre Anteile ab, gründeten eine unabhängige Stiftung und zogen sich auch als CEO zurück. Sie waren noch nicht mal 35. Was war der Grund?
Melnitschenko: Ich begegnete 2003 meiner zukünftigen Frau. Sie hatte nie in Russland gelebt und sprach fast kein Russisch. Ihre Mutter ist Kroatin, ihr Vater Serbe. Wir heirateten 2005. Meine Frau wollte nicht in Russland leben, weil sie die Sprache nicht beherrschte und weder Freunde noch Bekannte dort hatte. Sollte ich nun in Russland bleiben oder mit meiner Frau ein gemeinsames Leben aufbauen? Ich entschied mich für die Familie. Darum musste ich ein System aufbauen, das sich selbst tragen würde, das ein ausgewogenes Mass an Regeln und Freiheit hätte, wo Führung und Kontrolle funktionieren, ohne dass ich selbst ständig eingreifen oder darin involviert sein müsste.
Weltwoche: Wie genau haben Sie die Struktur der Gruppe aufgebaut?
«Sanktionen, die Energie und Dünger betreffen, sind wirtschaftliche Massenvernichtungswaffen.»
Melnitschenko: Es ist gewöhnliche Corporate Governance. Das Management führt die Geschäfte und wird vom Verwaltungsrat kontrolliert. Darüber steht eine Holdinggesellschaft. Den Vorsitzenden der Holding bestimmt eine unabhängige Stiftung mit ausgewiesenen Führungspersönlichkeiten. Der Präsident der Stiftung ist Ronald Noble, früherer Unterstaatssekretär für den Strafvollzug im US-Finanzministerium, Professor der Rechtswissenschaft sowie vierzehn Jahre lang Interpol-Generalsekretär. Die Eurochem- und Suek-Anteile befinden sich in der von ihm verwalteten Stiftung. Er handelt im Interesse der treuhänderisch Begünstigten. Erster Begünstigter war ich. Bei Rücktritt oder Tod würde meine Frau nachrücken, schliesslich würden es meine Kinder sein. Es ging ganz einfach darum, eine für mein Leben, meine Familie und das Unternehmen taugliche Struktur zu finden.
Weltwoche: Wie war Ihre unternehmerische Rolle nach diesem Teilrückzug?
Melnitschenko: Ich blieb Mitglied der Verwaltungsräte als jeweils nicht geschäftsführender Direktor, gab diese Posten nach Ausbruch des Konflikts in der Ukraine aber auf, um die Unternehmen vor sanktionsbedingten Betriebsunterbrechungen zu schützen.
Weltwoche: Bevor wir auf dieses Thema kommen: Was ist der Grund für Ihren immensen Erfolg, was zeichnet Sie als Unternehmer aus?
Melnitschenko: Ich sehe, wie die Dinge am besten organisiert werden sollten. Man kann es Vision nennen. Ich denke, meine grösste Leistung besteht darin, dass ich jährlich nur fünf oder sechs Wochen für die von mir gegründeten Unternehmen aufgewendet habe. Es gibt viele Leute, die Konzerne aufgebaut haben. Die grösste Herausforderung für mich lag darin, sie aufzubauen, ohne dafür allzu viel Zeit zu verwenden, sei es physisch im Büro oder in Form von Gesprächen mit dem Management. Meine Freiheit bedeutet mir viel. Freiheit ist Zeit zum Nachdenken.
Weltwoche: Irgendwann kam die Schweiz ins Spiel, als Hauptsitz für Eurochem und als Wohnsitz für Ihre Familie. Warum ausgerechnet die Schweiz?
Melnitschenko: Wegen der Rechtsstaatlichkeit, der Neutralität und der Freiheit. Wir hatten den Eindruck, dass sich die Politik hier nicht in die Geschäftstätigkeit hineindrängt. Die Entscheidung für die Schweiz beruhte in persönlicher Hinsicht auf der Annahme, dass es schön und sicher ist, in der Schweiz zu leben. Und aus Unternehmenssicht erschien das Land als besonders unternehmensfreundlicher Standort.
Weltwoche: Und St. Moritz?
Melnitschenko: In den ersten Jahren lebten wir an verschiedenen Orten in Europa, probierten alles Mögliche aus. Schliesslich kamen wir nach St. Moritz. Zuerst mieteten wir ein Objekt, dann bauten wir unser Haus und sind seit 2009 offiziell dort ansässig. St. Moritz wählten wir aus, weil es für uns ein Ort ist, an dem man wunderbar leben und Kinder grossziehen kann. Uns gefällt die Engadiner Landschaft mit ihren Seen und Bergen. Wir fahren gern Ski, wir lieben das Velofahren. Wir schätzen das gesunde Klima. Ausserdem brauchte ich ja nicht mehr ins Büro zu gehen, so dass es kein Problem war, abseits von Grossstädten zu leben.
Weltwoche: Welche Gründe sprachen für Zug als Eurochem-Hauptsitz?
Melnitschenko: Die Eurochem wuchs schnell. 2011, 2012 wurde klar, dass die Hauptambitionen der Firma im Ausland liegen müssen. Unser Marktanteil in Russland durfte nicht mehr grösser werden, aus Gründen der Monopolgesetzgebung. Wir hatten bereits Ableger in Europa, in Brasilien, in den Vereinigten Staaten. Daher suchte die Unternehmensleitung nach einem neuem Hauptquartier für ein zusehends globales Unternehmen. 2014 wurde beschlossen, das Unternehmen in Zug anzusiedeln.
Weltwoche: Wie erlebten Sie damals die Schweiz, privat und geschäftlich?
Melnitschenko: Es war alles so stimmig und einfach zu verstehen: Halte dich einfach an die gesetzlichen Vorgaben und zahle deine Steuern. Man muss seine Zeit hier nicht mit dem Knüpfen von Beziehungen oder mit dem Aufbau nützlicher «Freundschaften» vergeuden. Wir hatten unser eigenes Leben, ganz privat, ich gab keine Interviews, und ehrlich gesagt kannte ich nicht mal den Namen des Gemeindepräsidenten von St. Moritz. Ich hatte keine Ahnung, welche politischen Parteien es in meinem Kanton gab und was ihre Parteiprogramme waren. Ich kam nach Hause, stieg auf mein Velo und dachte mir nichts weiter dabei. Darin bestand für mich die besondere Anziehungskraft der Schweiz.
Weltwoche: Und plötzlich schlägt der Ukraine-Krieg in Ihr Leben ein wie eine Bombe.
Melnitschenko: Im Rückblick unterlag ich sicher einer Fehleinschätzung. Wir hätten mehr tun müssen – damit meine ich mich selbst und die von mir gegründeten Unternehmen – um uns in die Gesellschaft zu integrieren und Reputationskapital aufzubauen. Und als die Krise da war, erwies sich, dass die Öffentlichkeit und die Politiker, wenn sie nicht wissen, wer man ist, sich ihr eigenes Bild machen, leider behaftet mit Klischees und falschen Vorstellungen.
Weltwoche: Nun stehen Sie im Fadenkreuz der Behörden. Grund sei auch Ihre Teilnahme an einer Kreml-Sitzung vom 24. Februar, als Putin einer Gruppe von russischen Unternehmern den Einmarsch seiner Truppen in der Ukraine erklärte. Warum waren Sie an dieser Sitzung?
«Ich war fasziniert vom Kollaps der Sowjetunion. Ich stand mitten in diesem Vulkan voller Chancen.»
Melnitschenko: Lassen Sie uns genau sein: Seit 2004 konzentriert sich der unternehmerische Teil meines Lebens auf 5 Wochen pro Jahr. In den übrigen 47 Wochen beschäftige ich mich mit allen möglichen Dingen, vor allem mit Wohltätigkeitsarbeit und ehrenamtlichen Aktivitäten. Dazu gehört nun meine Position im Russischen Industriellen- und Unternehmerverband. Da geht es um klassische Interessenvertretung von Privatunternehmen gegenüber dem Staat. Das Instrument heisst Dialog, institutionalisierter Dialog. Im Verband war ich zunächst Repräsentant des Bergbausektors. Heute bin ich Vorsitzender des Ausschusses für Klimawandel und Kohlenstoffregulierung. Ich habe die Aufgabe, die Interessen der russischen Industrie zu bündeln, weil Klimafragen sowohl national als auch international immer bedeutsamer werden. Das war der Rahmen der damaligen Veranstaltung.
Weltwoche: Die Bilder jener Zusammenkunft im Kreml am 24. Februar gingen um die Welt. Für die Medien und die Politik war klar: Hier schwört Putin seine Getreuen, seine «Oligarchen», Unterstützer und Financiers, auf den Krieg ein. Sie mittendrin.
Melnitschenko: Das ist alles Unsinn. Nichts davon trifft zu. Es war eine ordentliche Versammlung. Wir waren alle schockiert über die Geschehnisse in der Ukraine. Wir hörten erst in den Nachrichten davon, als wir an dem Morgen aufwachten. Die Zusammenkunft fand am frühen Nachmittag statt. Wir waren in einem emotionalen Ausnahmezustand.
Weltwoche: Wie gut kennen Sie Präsident Putin?
Melnitschenko: Ich kenne ihn gar nicht, habe ihn nie allein getroffen. Es gab keine gemeinsamen Essen oder Gespräche unter vier Augen. Im Rahmen meiner Verbandstätigkeit habe ich ihn ein paarmal in Gruppen von mindestens fünfzehn Leuten gesehen.
Weltwoche: Hatten Sie den Krieg kommen sehen?
Melnitschenko: Nein, ganz bestimmt nicht. An jenem Morgen war das Undenkbare geschehen: Das russische Militär beschoss Ziele in der Ukraine, und Menschen starben.
Weltwoche: Was war Ihr erster Gedanke?
Melnitschenko: Dass die Welt, wie wir sie kennen und in der wir nach dem Zusammenbruch des Sowjetblocks fast 35 Jahre lang gelebt haben, sich gerade drastisch verändere. Das waren die Jahre ohne die allgegenwärtige Konfrontation im Kalten Krieg, und ich bezweifle, dass es innert der Lebensspanne unserer Generation jemals wieder so sein wird. Es ist mehr als nur ein erbittert ausgefochtener Bürgerkrieg zwischen brüderlichen Völkern. Die Welt bricht gerade auseinander. Die Folgen werden für Milliarden von Menschen, die mit diesem Konflikt überhaupt nichts zu tun haben, zu spüren sein.
Weltwoche: Haben Sie geahnt, dass Sie auf einer Sanktionsliste landen würden?
Melnitschenko: Ich war sicher, dass die von mir gegründeten Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen würden. Aber persönliche Sanktionen gegen mich als staatsunabhängigen freien Unternehmer – nein, damit hatte ich nicht gerechnet.
Weltwoche: Wie war die Stimmung bei den Unternehmern nach der Sitzung mit Putin in diesem absurd hohen Kreml-Raum?
Melnitschenko: Fassungslosigkeit. Ungläubigkeit. Wir versuchten, die neue Realität zu begreifen. Bald wurde klar: Das hier ist ein historischer Moment, eine Zäsur. Wir treten gerade in ein neues Zeitalter ein.
Weltwoche: Die EU setzte Sie auf die Sanktionsliste, die Schweizer folgten, interessanterweise aber nicht die USA. Washington sanktioniert weder Sie noch die von Ihnen gegründeten Unternehmen.
Melnitschenko: Das stimmt.
Weltwoche: Sie haben sich, als Unternehmer mit russischem Pass, von Anfang an öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen, ihn verurteilt. Dennoch wurden Sie von der EU und der Schweiz in die Zange genommen.
«Wenn Sie ein Terrorist sind und einen Bahnhof in die Luft sprengen, lässt man Ihre Frau in Ruhe.»
Melnitschenko: Jeder Krieg ist eine Tragödie, und ich befürworte eine Einigung mit ausschliesslich diplomatischen Mitteln. Es muss so schnell wie möglich Frieden geschaffen werden. Wir brauchen ihn dringend.
Weltwoche: Sie stehen zwischen den Fronten.
Melnitschenko: So sieht’s aus. Wäre ich je auf die Idee gekommen, dass ich in der Schweiz, in einem Land mit einer jahrhundertealten Tradition der Neutralität, als mutmasslich enger Vertrauter des russischen Präsidenten angesehen würde, dem Sanktionen auferlegt werden sollten, um auf diese Weise maximalen Druck auf ihn auszuüben, weil das dazu beitragen würde, die entsetzlichen Ereignisse in der Ukraine zu stoppen? Niemals hätte ich das gedacht. Die von der Schweiz ergriffenen Massnahmen haben mich überrascht, aber in konflikthaften Zeiten gehen die emotionalen Wogen hoch – und man muss auch mit dem Unwahrscheinlichen rechnen. Es ist wie ein Naturgesetz, politischer Magnetismus. In jedem Krieg ist das so. Die öffentliche Meinung verfestigt sich. Jeder, der eine abweichende Meinung zum Ausdruck bringt, zieht sich den Hass von jemand anders zu. Habe ich das Risiko vorausgesehen, dass ich nun in Russland, wo die von mir gegründeten Unternehmen tätig sind, als unpatriotisch angesehen werden könnte, weil ich seit siebzehn Jahren nicht mehr in Russland lebe? Natürlich, auch das kann geschehen.
Weltwoche: Wie haben Sie von den Sanktionen erfahren?
Melnitschenko: Aus den Nachrichten. Am 4. März verliess ich nach einer Sitzung bei Eurochem die Schweiz, um meinen 50. Geburtstag mit meiner Familie in Tansania zu feiern. Dort erfuhr ich, dass mich die EU auf die Sanktionsliste gesetzt hatte. Ein perfektes Geschenk zum 50. Geburtstag, und auch so symbolisch. Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können.
Weltwoche: Sie lächeln sarkastisch.
Melnitschenko: Manchmal bleibt einem nur noch der Humor. Aber es wird ja noch komplizierter. Meine Frau ist Bürgerin der Europäischen Union. Das macht sie aus russischer Sicht zur Bürgerin eines unfreundlichen Staates. Mich wiederum behandeln die Europäische Union und die Schweiz wie einen Verbrecher. Ich muss mir westliche Politiker und TV-Moderatoren ansehen, die Leute dazu ermuntern, den «Oligarchen» zu jagen, der sein Vermögen vor den neugierigen Blicken der beunruhigten Öffentlichkeit zu verbergen sucht.
Weltwoche: Was ist eigentlich ein «Oligarch»?
Melnitschenko: Sagen Sie es mir. In alten Zeiten wurden politisch mächtige, einflussreiche Menschen so genannt. Heute ist der Begriff Synonym für wohlhabende Russen, denen Verwicklung in politische Machenschaften, Korruption, Erwerb ihres Reichtums durch politische Beziehungen oder Einsatz ihres Reichtums zwecks Erlangung politischer Einflussnahme vorgeworfen werden. Das ist das genaue Gegenteil von meiner Geschichte.
Weltwoche: Sind Sie kein Oligarch?
Melnitschenko: (Lächelt) Wie kann jemand politische Macht oder Einflussmöglichkeiten in einem Land haben, in dem er in den letzten zehn Jahren weniger als fünf Wochen verbracht hat? Die von der EU gegen mich verhängten Sanktionen beruhen auf zwei Behauptungen: Erstens, dass ich mutmasslich «Mitglied des engsten Kreises von Wladimir Putin» sei. Fakt ist: Ich habe den russischen Präsidenten in meinem ganzen Leben niemals allein getroffen. Wenn ich ihn getroffen habe, dann allenfalls in Gruppen von mindestens fünfzehn Leuten. Alle meine Begegnungen mit ihm fanden im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als Mitglied des Russischen Industriellen- und Unternehmerverbands statt, bei dem mein Programm auf den Klimawandel konzentriert war. Mich als einen engen politischen Vertrauten des Präsidenten zu bezeichnen, als einen mit dem russischen Staat verbandelten «Oligarchen», ist absurd.
Weltwoche: Wie lautet der zweite Vorwurf?
Melnitschenko: Mutmasslich sei ich tätig «in Wirtschaftsbereichen, die für die Regierung der für die Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ukraine verantwortlichen Russischen Föderation eine bedeutende Einkommensquelle darstellen». Hierzu möchte ich Folgendes klarstellen: Das einzige Einkommen, das die Regierung der Russischen Föderation von Eurochem und Suek erhält, sind die von diesen Unternehmen in Russland gezahlten Steuern. Ich gehe davon aus, dass jedes Unternehmen die Gesetze des Landes, in dem es geschäftlich tätig ist, zu befolgen hat; dass es völlig normal ist, Steuern zu zahlen – und eine Straftat, keine Steuern zu zahlen. Es ist doch recht ungewöhnlich, für die Entrichtung von Steuern bestraft zu werden.
Weltwoche: Das ist die dürftige Grundlage der Sanktionen?
Melnitschenko: Ich fasse es für mich so zusammen: Ich werde bestraft, weil ich Russe bin. Denn viele Nichtrussen, viele Leute aus der westlichen Welt vor allem, Politiker, Manager, die viel engere Beziehungen zu Putin haben als ich, werden nicht bestraft. Mein Nachteil ist offenbar: Ich bin Russe. Zweitens: Ich bin reich. Deshalb bin ich auf der Sanktionsliste. Russe, reich, finito.
Weltwoche: Welche Auswirkungen haben die Sanktionen auf Sie, Ihre Familie und die Unternehmen?
«Von den Sanktionen habe ich an meinem 50. Geburtstag in Afrika erfahren. Aus der Zeitung.»
Melnitschenko: Alle Privat- und Familienkonten sind gesperrt, private Vermögenswerte und Sachanlagen der Familie festgesetzt. Grosse Rechtsunsicherheit ist bei den Unternehmen entstanden. Der Betrieb ist erheblich eingeschränkt. Am schlimmsten aber ist: Mein Familienleben ist komplett aus den Fugen. Ich darf nicht länger in die EU einreisen, obwohl meine Familie in Europa lebt. Die Kinder können ihre Freunde nicht treffen, sie vermissen ihre Spielsachen und stellen Fragen, die ich ihnen nicht beantworten kann.
Weltwoche: Konnten Sie Ihren Standpunkt gegenüber der EU jemals darlegen?
Melnitschenko: Ein solches Prozedere gibt es nicht. Das Amtsblatt der Europäischen Union befindet, dass man jetzt ein Straftäter ist – und damit hat es sich. Es gibt kein Verfahren. Auf der Hand liegt, dass das Ziel der Wirtschaftssanktionen darin besteht, Druck auf das politische Regime eines anderen Staates auszuüben. Wie aber soll die Sperrung meiner in der EU und in der Schweiz befindlichen Vermögenswerte oder die Zerstörung der von mir in den letzten dreissig Jahren aufgebauten Unternehmen die Erreichung dieses Ziels befördern? Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie eine solche Massnahme dazu beitragen könnte, die Feindseligkeiten zwischen Russland und der Ukraine zu beenden. Ebenso wenig verstehe ich, wie die Verfolgung meiner in Europa geborenen und aufgewachsenen Frau dazu beitragen kann, ein akzeptables Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine zu erreichen.
Weltwoche: EU-Experten sagen, Sanktionen seien keine Strafe, sondern eine «vorsorgliche Massnahme».
Melnitschenko: Ich sehe das anders. Man wird durch Sanktionen seiner Eigentumsrechte als auch seiner Freizügigkeitsrechte faktisch beraubt. Die Sanktionen stellen sehr wohl eine Bestrafung dar, und zwar eine ziemlich harte. Die europäische Rechtstradition der letzten 800 Jahre – irgendwann seit der Magna Carta – besagt, dass es nicht möglich sein sollte, ein Verhalten zu bestrafen, das keine Gesetzesverletzung darstellt. Der Angeklagte hat ausserdem das Recht, den gegen ihn geltend gemachten Sachverhalt zu hören, seine Einwände vorzubringen und seinen Fall von einem redlichen und unabhängigen Gericht untersuchen zu lassen.
Weltwoche: Das alles gilt in Ihrem Fall nicht.
Melnitschenko: Ich verstehe die öffentliche Empörung über den gegenwärtigen Konflikt. Ich bin auch bereit, zu verstehen, dass es für die allgemeine Öffentlichkeit schwer ist, die beiden Konzepte voneinander zu trennen: nämlich das der formalen Zugehörigkeit zu einem Land als Staatsbürger einerseits und das der aktiven Beteiligung an bestimmten politischen Entscheidungen andererseits. Aber kann eine Sanktion, die in die Eigentumsrechte einer Person eingreift, deren einziger Fehler darin besteht, dass sie aus Sicht der öffentlichen Meinung den falschen Pass besitzt, akzeptabel sein? Das bedeutet eine bewusste Zerstörung der über Jahrhunderte und Generationen hinweg geschaffenen Rechtstraditionen, denen Europa seinen Erfolg verdankt.
Weltwoche: Es war zu lesen, dass Sie alle Unternehmensanteile auf Ihre Frau übertragen hätten. Das führte zu weiteren Beschuldigungen, und schliesslich setzte die EU auch Ihre Frau auf die Sanktionsliste.
Melnitschenko: Auch diese Darstellung ist falsch. Die Eurochem- und Suek-Anteile werden bereits seit 2006 von einer Stiftung treuhänderisch verwaltet. Gemäss der Stiftungsurkunde handeln die Treuhänder unabhängig und nach Massgabe klarer Regeln. Die Stiftung wurde mit dem Ziel und Zweck begründet, den Erhalt der von mir gegründeten Unternehmen auch im Falle meines Todes oder meiner Geschäftsunfähigkeit zu gewährleisten. Die Stiftungsdokumente bestehen in ihrer gegenwärtigen Form unverändert seit nunmehr sechzehn Jahren.
Weltwoche: Kurz nach Kriegsbeginn haben Sie sich als Begünstigter der Stiftung zurückgezogen, gleichsam institutionellen Selbstmord begangen.
Melnitschenko: Am 24. Februar veränderte sich alles. Bilder von mir an jener Versammlung im Kreml machten die Runde. Die deutschen, die britischen Medien begannen auf mich zu schiessen. Also entschloss ich mich zu diesem Schritt. Infolgedessen trat meine Frau als Begünstigte automatisch an meine Stelle – genau so, wie es vor sechzehn Jahren geplant worden war.
Weltwoche: Das ist ein unglaublicher Vertrauensbeweis an Ihre Frau, die nun alleinige Begünstigte Ihres riesigen Vermögens ist.
Melnitschenko: Ja, natürlich habe ich vollstes Vertrauen, aber vor allem musste ich verhindern, dass die gegen mich verhängten Sanktionen die Existenz meiner Unternehmen gefährden. Dieser Schritt war die einzige legitime und unkomplizierte Lösung.
Weltwoche: Was wäre passiert, wenn Sie sich nicht zurückgezogen hätten?
Melnitschenko: Die Existenz der Unternehmen und das Schicksal von über 100 000 Mitarbeitenden standen auf dem Spiel. Zuerst wusste ja niemand, was die Sanktionen bedeuten. Die Banken bekamen es mit der Angst zu tun. Die Regierungen tappten im Nebel. Lieferanten und Kunden waren verunsichert. Niemals zuvor gab es in der europäischen Geschichte solch drastische Sanktionen, und so wusste niemand, wie er reagieren sollte.
Weltwoche: Wenn ich richtig verstehe, hat Ihre Frau keinerlei Funktion in der Firma. Sie ist nicht Eigentümerin. Sie ist lediglich Begünstigte der Stiftung, ausserdem Bürgerin der Europäischen Union. Wie kommt die EU auf die Idee, Ihre Frau zu sanktionieren?
«Ich kenne Putin gar nicht. Ich habe ihn nie alleine getroffen. Es gab keine Gespräche unter vier Augen.»
Melnitschenko: Was soll ich sagen? Das hätte ich niemals erwartet. Wenn Sie ein Terrorist sind und einen Bahnhof in die Luft jagen, dann lässt man Ihre Ehefrau in Ruhe. Wenn Sie ein Mafioso sind und einen anderen Mafioso erschiessen, dann werden die Strafverfolger Ihre Frau nicht behelligen. Meine Frau hat nie in Russland gelebt, sie hatte nie einen russischen Pass. Sie ist kroatische und serbische Staatsbürgerin. Zum ersten Mal in der europäischen Geschichte sanktioniert die EU eine Bürgerin eines Mitgliedsstaates. Meine Frau hat den Präsidenten von Russland niemals getroffen, nicht einmal in einer Gruppe von tausend Leuten. Sie hat ihn vielleicht ein paarmal im Fernsehen gesehen. Alle zwei Jahre war sie für durchschnittlich eine Woche in Russland. Sie wurde zur Zielscheibe der EU, weil sie meine Frau und die Mutter meiner Kinder ist.
Weltwoche: Wie begründet die EU die Sanktionen gegen Ihre Frau?
Melnitschenko: Die EU wirft meiner Frau vor, von mir «profitiert» zu haben. Ich frage mich: Ist es eine Straftat, wenn eine Frau von ihrem Ehemann «profitiert»? Sollte eine Frau durch die Ehe mit ihrem Mann nicht sämtliche Vorteile geniessen dürfen? Die EU legt meiner Frau ausserdem zur Last, dass sie gemeinsam mit mir Häuser und Wohnungen im Wert von dreissig Millionen US-Dollar besitze. Erstens: Die Häuser und Wohnungen gehören ausschliesslich meiner Frau. Zweitens betrug mein Jahresanfangsvermögen gemäss Forbes 28 Milliarden US-Dollar. Die Häuser machen demzufolge einen Anteil von 0,1 Prozent aus. Für die EU stellt es offenbar ein sanktionsrechtfertigendes Problem dar, wenn eine Frau nach siebzehn Jahren Ehe Eigentum besitzt, das sich auf 0,1 Prozent des Vermögens ihres Ehemannes beläuft. Wie kann solcher Unfug Eingang in ein offizielles Dokument der EU finden, die doch eines der angesehensten politischen Organe der Welt sein will?
Weltwoche: Wie wehren Sie sich?
Melnitschenko: Erstens haben unsere Anwälte einen Nachprüfungsantrag an den Rat der EU gestellt. Es heisst, dass diese Sanktionen das Ziel haben, «Russland massive und schwerwiegende Folgen aufzuerlegen», um das Land zu zwingen, den militärischen Einsatz schnellstmöglich zu beenden. Meine Familie und ich leben bereits seit langer Zeit nicht mehr in Russland und haben keinerlei Möglichkeit, die russische Aussenpolitik zu beeinflussen. Die Sanktionen können zur Erreichung von Frieden in der Ukraine nichts beitragen.
Weltwoche: Haben Sie gegen diese Willkür nicht Klage eingereicht?
Melnitschenko: Doch. Wir haben beim Europäischen Gerichtshof, bei der EU und bei Schweizer Behörden Klage eingereicht. Die förmliche Begründung für die gegen mich und meine Familie verhängten Sanktionen ist unsinnig. Ich bin kein Oligarch. Ich bin kein «Mitglied des engsten Kreises». Die Entrichtung von Unternehmenssteuern stellt keine Straftat dar, sondern entspricht natürlichem und rechtmässigem Verhalten. Die Bestrafung meiner Frau allein dafür, dass sie an meinem Erfolg seit siebzehn Ehejahren teilhat, entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Ich hoffe, dass der gesunde Menschenverstand und die Rechtsstaatlichkeit hier schliesslich obsiegen.
Weltwoche: Wie schätzen Sie in alldem die Rolle der Schweiz ein?
Melnitschenko: Meine Familie lebt seit 2009 in der Schweiz. Wir haben uns für dieses Land entschieden, weil es, so mein Eindruck zu jener Zeit, schön, sauber und sicher, darüber hinaus dem Rechtsstaatlichkeitsprinzip verpflichtet ist und weil es liebenswürdige Menschen hat. Ich erhielt eine Aufenthaltsbewilligung und ging davon aus, dass meine Identität und meine Reputation vorab geprüft worden waren, dass ich akzeptiert würde und dass mir das Aufenthaltsrecht gewiss verwehrt worden wäre, wenn ich ein Straftäter oder eine politisch fragwürdige Person gewesen wäre. Schliesslich steht die Schweiz nicht jedem offen, sondern verfügt über bestimmte Sicherheitsbarrieren, mit denen die Interessen der Schweizer geschützt werden. Bad guys müssen draussen bleiben. Nun frage ich mich: Wenn ich damals ein good guy war, was hat sich seither geändert? Warum bin ich jetzt plötzlich ein bad guy? Und wenn ich ein bad guy bin, dann sollten die Schweizer ihre Regierung fragen: Warum habt ihr den bad guy überhaupt erst in euer Land gelassen?
Weltwoche: Hat die Schweiz wirklich alle EU-Sanktionen gegen Sie und Ihre Frau übernommen?
Melnitschenko: Die Schweiz hat die Sanktionen eins zu eins übernommen. Copy-paste. Die Regierung hat diese souveräne Entscheidung der EU überlassen. Bern hat meinen Fall nicht unabhängig untersucht, sondern die Verantwortung an eine ausländische Behörde weitergereicht. Ich las, dass das in der Geschichte der Eidgenossenschaft einmalig sei, ein Präzedenzfall. Das kam ganz unerwartet für mich. Ich hätte erwartet, dass die Schweiz jeden Namen auf der Sanktionsliste mit der gebührenden Sorgfalt prüfen würde, insbesondere bei Personen, die ihren Wohnsitz in der Schweiz haben und dort entsprechend gut bekannt sind. Ich hätte erwartet, dass die Fakten geprüft und dass Betroffene Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten würden. Stattdessen hat mir die Schweiz ihren rechtlichen Schutz entzogen. Sie hat einen EU-Beschluss mitgetragen, indem sie einen Mann und seine Familie, die hier seit vielen Jahren leben, sich regeltreu verhalten und alle für den rechtmässigen Aufenthalt geltenden Bedingungen erfüllen, in die Zange nimmt. Ich habe mich hier in der Annahme niedergelassen, dass die Schweiz ein souveräner, auf dem Rechtsstaatlichkeitsprinzip fussender Staat ist, in dem solche Dinge nicht passieren können. Dasselbe gilt für den Fall meiner Frau. Sobald die EU Sanktionen verhängte, zog die Schweiz nach.
Weltwoche: Haben Sie beim Bundesrat Einspruch erhoben?
Melnitschenko: Natürlich. Wir haben vor den EU-Sanktionen gegen meine Frau im Juni eine Bitte an den Bundesrat und an die Bundeskanzlei geschickt, man möge eine allfällige Entscheidung ein paar Tage hinauszögern, damit wir die Möglichkeit hätten, unsere Sicht darzulegen. Wenn Sie uns für schuldig erachten, sanktionieren Sie uns, aber bitte geben Sie uns die Chance einer Anhörung.
Weltwoche: Wie lautete die Antwort?
Melnitschenko: Es gab keine.
Weltwoche: Erstaunlich.
«In die Schweiz kamen wir wegen des Rechtsstaats, der Neutralität und der liebenswerten Leute.»
Melnitschenko: Ich hätte nie gedacht, dass die Schweiz Menschen so behandeln würde. Menschen, die ihren ständigen Wohnsitz hier haben und seit Jahren hier ihre Steuern zahlen. Meine Familie wird bestraft, weil ich die falsche Nationalität habe und wohlhabend bin.
Weltwoche: Befinden Sie sich noch im Gespräch mit den Schweizer Behörden?
Melnitschenko: Kürzlich haben wir ein weiteres Schreiben an den Bundesrat geschickt und ihn um unabhängige Prüfung unseres Falls ersucht.
Weltwoche: Lassen Sie uns abschliessend auf das Gesamtbild blicken. Sie haben eines der weltgrössten Produktionsunternehmen für Düngemittel gegründet. Sie waren auch im Energiesektor sehr erfolgreich. Was bedeuten die EU-Sanktionen gegen Russland und russische Unternehmer für die Welt?
Melnitschenko: In Bezug auf die Düngemittelproduktion bedeuten die EU-Sanktionen Leid, Hungersnot und Migrationsströme von vielen hundert Millionen Menschen. Sanktionen, die Nahrungsmittel und Energie betreffen, sind wirtschaftliche Massenvernichtungswaffen. Sie treffen Unschuldige am härtesten. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Milliarden Menschen ihre Auswirkungen spüren werden. Die Welt wird Fragen haben an diejenigen, die eine solch entsetzliche Kraft – Hunger und Energie-Armut – entfesselt und sie auf Milliarden Menschen losgelassen haben, um ihre politischen Ziele zu erreichen. Und es wird dann keine Möglichkeit geben, die Verantwortung auf andere abzuwälzen.
Weltwoche: Man wird sagen, Putin habe mit seinem Einmarsch in der Ukraine das ganze Elend verursacht.
Melnitschenko: Ich verurteile jeden Krieg. Aber es ist nicht Russland, das entschieden hat, die Düngerlieferung an die Weltmärkte zu kappen, ebenso wenig waren es die Uno oder die Vereinigten Staaten. Diese Sanktions-Politik ist das Werk der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Es war nicht der Präsident Russlands, der den Betrieb der Eurochem-Fabrik in Litauen vor zweieinhalb Monaten zum Erliegen brachte. Soweit ich weiss, konnte und könnte diese Fabrik Düngemittel zur Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung von fünf bis sieben Millionen Menschen herstellen. Es war die litauische Regierung, welche die Welt um diese Düngemittel brachte.Es war auch nicht der Präsident Russlands, der den Düngemittel-Lieferkettenbetrieb in Frankreich, Deutschland und Italien stoppte. Vielmehr waren es diese Länder selbst. Und wieder war es nicht der Präsident Russlands, der den Estland-Transit von Düngemitteln und Rohstoffen zur Düngemittelherstellung verhinderte. Es war die estnische Regierung.Das ist ziemlich seltsam, da sich die G-7-Länder und eine Milliarde ihrer Bürger doch immer noch als die moralischen Führer der Welt sehen und dabei über die Interessen der anderen sieben Milliarden Menschen auf der Erde hinweggehen. Der Westen will der Ukraine helfen und hat das souveräne Recht, das auch zu tun – doch darf das nicht ohne Verantwortungsbewusstsein geschehen. Der Einsatz von wirtschaftlichen Massenvernichtungswaffen ist die falsche Wahl.
Weltwoche: Das sind krasse Szenarien. Können Sie das beziffern?
Melnitschenko: Anfang der 1960er Jahre lebten drei Milliarden Menschen auf der Welt. Heute sind es acht Milliarden. Gleichzeitig hat sich die landwirtschaftliche Nutzfläche nicht wesentlich verändert. Wodurch wurde es möglich, fünf Milliarden Menschen mehr mit Nahrungsmitteln zu versorgen? Durch Düngemittel, ausschliesslich durch Düngemittel. Russland und Belarus beliefern die Landwirte der Welt mit 17 Prozent aller Düngemittel. Fallen diese Lieferanten am Weltmarkt weg, dann verliert die Welt nach nur wenigen Ernten Nahrungsmittel für nahezu 750 Millionen Menschen. Aufgrund der durch die EU und die Schweiz verhängten Sanktionen hat die Belieferung mit russischen und belarussischen Düngemitteln bereits um 30 oder sogar 40 Prozent abgenommen. Der durch diese Sanktionen angerichtete Schaden ist mit dem der russischen Regierung durch sinkende Steuereinnahmen beigebrachten Schaden nicht vergleichbar.
Weltwoche: Was würde passieren, wenn das in der Schweiz domizilierte Unternehmen Eurochem aufgrund der Sanktionen überhaupt keine Düngemittel mehr herstellen könnte?
Melnitschenko: Im Jahr 2021 hat Eurochem 19,1 Tonnen Dünger produziert. Das entspricht dem Bedarf für ungefähr 84 Millionen Tonnen Getreide. 84 Millionen Tonnen Getreide ernähren fast 274 Millionen Menschen. 274 Millionen Menschen ohne Nahrung – das passiert, wenn Eurochem von der Düngemittelerzeugung ausgeschlossen wird.
Weltwoche: Eine Katastrophe.
Melnitschenko: Die Getreidepreise sind bereits jetzt höher als 2011 zur Zeit des Ausbruchs des Arabischen Frühlings in Nordafrika und im Nahen Osten. Die Schweizer und die Europäer können zweistellige Inflationsraten bei den Lebensmittelpreisen verkraften. Aber die Reichen werden die Armen mit ihrer Kaufkraft an die Wand drücken, zum Beispiel die Kinder in Afrika, die Menschen in Asien und das leidgeprüfte Sri Lanka. Wir wissen nicht, ob die Menschen in der Dritten Welt bereits sterben oder «nur» hungern oder abwandern. Es sind soziale Unruhen zu erwarten. Vielleicht wird auch der Dschihad seine schwarze Fahne wieder hissen. Das sind keine wilden Theorien, sondern Fakten.
Weltwoche: Das in der Ukraine festsitzende Getreide ist ein grosses Thema in den Nachrichten. Nur ein Tropfen auf den heissen Stein?
Melnitschenko: Dieses Getreide betrifft die Situation heute. Düngemittel betreffen ein viel grösseres Problem in der Zukunft. Hierzu zwei Zahlen: In der Ukraine sitzen 1,5 Millionen Tonnen Getreide in den Häfen fest. Alle ukrainischen Silos zusammen fassen fünfzehn Millionen Tonnen. Darüber spricht Europa. Worüber Europa aber nicht spricht: Russland und Belarus haben 46 Millionen Tonnen Düngemittel auf dem Weltmarkt verkauft. Das bedeutet nahezu 230 Millionen Tonnen Getreide, und das wiederum ist das Vierzehnfache der in der Ukraine blockierten Menge. Das Düngemittelproblem hat eine völlig andere Grössenordnung.
Weltwoche: Die EU sagt: Wir sanktionieren keine Unternehmen. Wir sanktionieren die Eigentümer.
«Bin ich Russe? Man könnte mich auch als Belarussen oder Ukrainer bezeichnen – oder als Schweizer.»
Melnitschenko: Ja, das sagt sie. Gleichzeitig lautet der offizielle Grund für die Sanktionen gegen Russland, man wolle damit «Russland massive und schwerwiegende Folgen auferlegen». Wenn dies tatsächlich das Ziel der Sanktionen ist, dann ist es gar nicht vorstellbar, wie es ohne die Zerstörung russischer Unternehmen erreicht werden kann. Ich glaube nicht, dass sich die EU-Politiker bewusst sind, dass sie allein mit ihren Sanktionen gegen mich die Lebensmittelversorgung von fast 280 Millionen Menschen gefährden.
Weltwoche: Können die Sanktionen Präsident Putin überhaupt in die Knie zwingen?
Melnitschenko: Die Sanktionen schaden der russischen Wirtschaft zweifellos. Es stellt sich nur die Frage: Ist es vernünftig, die russische Wirtschaft mit einem Flächenbombardement von Sanktionen zu überziehen? Die Sanktionen haben Russland getroffen, aber Hunderte Millionen unschuldiger Menschen werden auch bestraft.
Weltwoche: Unter anderem die Bürger der Europäischen Union und der Schweiz.
Melnitschenko: Das gilt auch für die Energie. EU-Politiker zwingen ihre Bürger, zweistellige Inflationsraten hinzunehmen. Das ist die souveräne Entscheidung der EU, aber damit verabschiedet sie sich von ihrem Anspruch, ein verantwortungsvoller globaler Leader zu sein. Die Sanktions-Politik ist eine Katastrophe für die ärmeren Staaten der Welt. Verantwortungsvolle Führung heisst, dass man Kosten und Nutzen seiner Entscheidungen genau abwägt. Erreichen die Sanktionen ihre Ziele? Sind die Kollateralschäden verkraftbar? Kein Arzt verschreibt Medikamente, die seinen Patienten umbringen.
Weltwoche: Was lösen die Sanktionen Ihrer Meinung nach in Russland aus?
Melnitschenko: Das geht aus Meinungsumfragen klar hervor. Es besteht kein Zweifel, dass die Sanktionen die Zustimmungswerte der Regierung ansteigen lassen und ein Erstarken nationalistischer Gesinnungen befördern.
Weltwoche: Wie sehen Sie die zukünftigen Beziehungen zwischen Europa und Russland?
Melnitschenko: Der totale Wirtschaftskrieg gegen Russland dürfte die Beziehungen für die nächsten Jahrzehnte vergiften. Man bestraft ja nicht nur die Befürworter der Regierung, sondern auch alle anderen, einschliesslich der Regimegegner und Nichtwähler. Das ist unfair. Nehmen Sie meinen Fall. Ich bin vollständig in den Westen integriert. Ich lebe seit fast zwanzig Jahren nicht mehr in Russland. Nun bedroht die EU alles, was ich dreissig Jahre lang aufgebaut habe, und zwar nicht als Handlanger oder Günstling der russischen Regierung, sondern als Unternehmer durch Leistung in einem harten Wettbewerb.
Weltwoche: Wie nehmen die Ihnen bekannten internationalen Geschäftsleute die Sanktionen der EU und das Verhalten der Schweiz wahr?
Melnitschenko: Sie pflegten die Schweiz als ein für Ausländer sicheres Land zu erachten und waren davon überzeugt, dass man sich auch in der EU auf das Rechtsstaatlichkeitsprinzip verlassen kann. Nun beobachten sie sehr genau, was mit den Russen geschieht. Wieder kann man in Europa dafür bestraft werden, die falsche Nationalität zu haben und dazu wohlhabend zu sein. Nehmen Sie einen Unternehmer aus Saudi-Arabien, der mit dem Krieg gegen den Jemen nichts zu tun hat. Er muss realistisch damit rechnen, dass sein Vermögen und das von ihm aufgebaute Unternehmen morgen eingefroren werden, weil sich die politische Stimmung gewandelt hat. Ist es nicht an der Zeit auch für Geschäftsleute chinesischer Herkunft, sich über all diese Dinge Gedanken zu machen?
Weltwoche: Welchen Einfluss wird dieser neue Nationalismus auf die Weltwirtschaft haben?
Melnitschenko: In Europa kann man aufgrund von Geschäftserfolg und Nationalität Angriffen ausgesetzt sein. Es ist kein sicherer Ort mehr, man siedelt sein Vermögen um. Die EU, die Schweiz und Grossbritannien zerstören gerade ihre Attraktivität als Investitionsstandorte. Die Aufgabe ihrer Prinzipien, ihres regelbasierten Rechtssystems, wird sich verheerender auswirken als die Inflation, die in ein paar Jahren ausgeglichen sein wird. Die westliche Gesellschaft, und insbesondere auch die Schweiz, war erfolgreich, weil ihr Erfolg auf einfachen Grundsätzen beruhte: Rechtsstaatlichkeit, Eigentumsgarantie, Demokratie, wobei Letztere aus der Eigentumsgarantie erwächst. Diese Grundsätze sind in Gefahr.
Weltwoche: Mit welchem Gefühl blicken Sie in die Zukunft?
Melnitschenko: Die Zeit des Wohlstands und des gemeinsamen Wachstums könnte zu Ende sein. Es wird komplizierter für die Welt. Europa hat seine Interessen vergessen. Russland und Amerika werden besser zurechtkommen. Ich fürchte sehr, dass wir uns inmitten eines tiefgreifenden Wandels befinden. Wir legen jetzt fest, wie die Welt für die nächsten dreissig bis vierzig Jahre aussehen wird. Vieles hängt vom Weitblick der heutigen politischen Führer ab.
Weltwoche: Welcher Politiker flösst Ihnen noch Vertrauen ein?
Melnitschenko: Der klügste, feinsinnigste Politiker ist derjenige, der eine Vision formulieren kann, wie die Welt in zehn oder zwanzig Jahren aussehen sollte – eine Vision, die von der grossen Mehrheit der Weltbevölkerung als erstrebenswert erachtet und geteilt wird. Mir ist kein solcher Politiker bekannt. Wir leben im Zeitalter des Populismus und kurzfristiger, einander widerstrebender politischer Ziele.
Weltwoche: Fallen wir zurück in ein neues Mittelalter kleinräumiger Interessensphären?
Melnitschenko: Ich hoffe nicht. Aber wir haben es hier mit einer Umwälzung zu tun wie nach dem Zweiten Weltkrieg oder wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. So ähnlich könnte es auch nach der russischen Revolution oder nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gewesen sein. Eine neue politische Ordnung entsteht. Wir befinden uns an einem Scheideweg. Steuern wir auf einen grossen Krieg zu, möglicherweise auf einen Atomkrieg, einen totalen Wirtschaftskrieg – oder können wir aus dem derzeitigen Debakel etwas Positives erwachsen lassen? Lässt man sich von Gefühlen beherrschen? Oder denkt man über den Augenblick hinaus? Meiner Meinung nach sollte es keine Rolle spielen, wer der good guy und wer der bad guy ist. Schuldzuweisungen sind nutzlos. Wir leben auf einem einzigen Planeten, wir müssen zusammenarbeiten und unsere Interessen friedlich verfolgen. Wohlstand und Frieden müssen das Ziel sein.
Weltwoche: Was halten Sie eigentlich von Russlands Präsident Putin?
Melnitschenko: Ich denke, er hat in den ersten acht Jahren seiner Amtszeit, also von 2000 bis 2008, ausgezeichnete Arbeit zum Wohle der Russen geleistet. Die Lebensumstände der Russen waren nie besser als in jener Zeit, und das Wirtschaftswachstum war beeindruckend. Stellungnahmen zu den letzten Jahren sind deutlich schwieriger. Erlassen Sie mir daher bitte die direkte Beantwortung dieser Frage. Meine geschäftlichen und sozialen Interessen verbinden mich sowohl mit Russland als auch mit dem Westen – und in diesen Zeiten des Massenwahnsinns wird freie Meinungsäusserung zu einer Illusion. Es gibt sie einfach nicht.
Weltwoche: Werden Sie in die Schweiz zurückkehren?
Melnitschenko: Schwierige Frage. Kehrt man in ein Land zurück, in dem man wie ein Verbrecher behandelt wird? Wo die eigenen Kinder aus ihrer gewohnten Umgebung vertrieben werden? Wo man Stalking erfährt, geradezu gejagt wird und wo Politiker die Verhängung noch härterer Sanktionen gegen einen verlangen, ohne den Fall zu kennen? Warum sollte ich das tun? Ich hoffe, dass sich die Stimme der Vernunft durchsetzt. Und ich hoffe immer noch, dass meine damalige Einschätzung der Schweiz korrekt war.
Weltwoche: Gibt es eine neue, bessere Schweiz? Wo würden Sie mit Ihrer Familie und Ihren Geschäftsinteressen heutzutage hinziehen?
Melnitschenko: Einen solchen Ort gibt es noch nicht. Viele werden sich nach Kräften bemühen, den bisherigen Platz der Schweiz einzunehmen.
Weltwoche: Herr Melnitschenko, vielen Dank für dieses Gespräch.
Starkes Interview ohne politisch dummes Geschwätz. Damit sehr bürgernah verständlich. Jämmerliche Versager Figuren sind EU-Regierungen und BR gegenüber Melnitschenko's kluger und starker Persönlichkeit. Die EU/CH Sanktionen verursachen Elend der eigenen Bevölkerungen. Dazu Hungersnöte und Masseneinwanderungen. Neue Flagge für die EU: eine einfältige Gans, auf blauem Hintergrund, mit 26 Körnern um sie herum, die sie alle auffrisst. Alle Sanktionen dringendst beenden. Courage, Schweizer Bürger!
Dank Fred Noble ist er nicht auf der US Liste.
Die Rechtssicherheit ist offensichtlich in Gefahr. Wenn unsere Gesetze so verbogen und uminterpretiert werden, wie hier geschildert wird, wird das früher oder später auch uns Schweizer blühen. Unsere Politiker der FDP und Mitte müssen dringend eine Kehrtwende machen und der Woke-Grün-Sozialistische-Gesinnungsdiktaur Paroli bieten. In Zürich wurde ja die Enteignung der privaten Gärten und der Dachterassen angenommen und in Basel sind solche Absichten auch schon geplant.
FDP und Mitte fahren uns gegen die Wand, Nich mehr wählen.
Ein sehr gutes Interview. Recht hat er.
Meine Meinung zu unseren Institutionen: #nichtmehrmeineregierung
Der Mann ist das Ideal unserer Zeit, 5 Wochen im Jahr was tun und 47 Wochen im Jahr sich als guter Menschen ( weil sich in Wohltätigen Vereinen zeigend) tätig sein. Seine Rendite erwirtschaftet das Geld ( nicht Menschen, die man in Deutschland Fachkräfte nennt, statt das was sie sind: Leute die ein nervenden Job machen für ein Gehalt für das Leute in dem Land diesen nicht machen wollen, weil man in dem Land mit dem Gehalt lebt wie ein Hund) Rollenvorbild- alle wollen so sein
Es ist nicht ganz falsch was Sie uns erzählen Genossin das ist, aber das System. Uebrigens dürfen Sie sich auch eine so Tätigkeit auswähen in diesem System, dass mir ebenfalls manchmal auf dem Wecker geht.
Der wird so ungerecht bestraft.
Warum bestraft man nicht den korrupten Selenski?
Danke, Roger Köppel, für dieses äusserst wertvolle Interview!
Ich habe DIE Lösung:
Unser Bundesrat zieht bei der EU diese ungeprüfte, blinde Übernahme der EU-Sanktionen zurück, mit dem Agument, dass diese weltweit mehr Probleme als Lösungen schaffe.
Nun wird unser Bundesrat das aber nicht können, weil es dazu etwas bräuchte...
Hervorragendes Interview! Klare Statements gegen Moralismus und RU Sanktionen, die der Europa inkl. CH Schaden. Unschuldige RU Unternehmer werden ungerecht bestraft, was schlussendlich der Schweiz schadet. Friedensverhandlungen sind dringend nötig. Reden miteinander.
Man erinnert sich, als im März eine SRF-Reporterin mit Kamera und Mikrophon um das Grundstück schlich, läutete und fragte: Herr Melnitschenko hier ist das Schweizer Fernsehen, sind Sie da? Allein das ist Sensationsrecherche vom Allerbilligsten, nicht einmal auf dem Niveau eines Boulevardblattes. Pfui SRF! Gschämig für die CH! Da kommen mir unweigerlich die Beamten in den Sinn, die in D unschuldige Leute überfallsmässig in ihren Wohnungen aufsuchten, wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung.
Meltnischenko hat Talent, kennt Russland & verstand mit viel Kompetenz im Zug der Ausschlachtung der UdSSR ein Geschäftsimperium zu errichten. Zu seinem Pech hat er die Wertegesellschaft atlantischer Prägung, wie viele vor ihm, komplett unterschätzt. Ob USA-Ureinwohner im eigenen Land oder ferne Konkurrenzstaaten mit mehr Eifer & Geld irgendwo auf der Welt: Alle wurden noch ausgerottet oder fein ausgeraubt, was immer sich als effizienteste Methode empfahl. Das sollte US-Vasallen zu denken geben!
Dieses Interview bestätigt meine Einschätzung und Haltung zu einer dämonisch wirkenden menschlichen Entartung politischer Mechanismen (entsetzlich unbesonnen bis besinnungslos!), welche sich in unverständlicher Weise wie zu verselbstständigen scheinen.
Reich an Geld, ist nicht gleichbedeutend mit korrupt. Arm an Materiellem, auch nicht mit arbeitsfaul. Sondern nur, dass man den Auswirkungen der Abläufe anders ausgesetzt ist.
Ein sehr interessantes Interview, das auch mein Erstaunen über das wegwischen der "Werte" unserer Gesellschaft und den Rückfall in die Zeit vor der Magna Carta anspricht. Wir sollten nicht vergessen, morgen wird es weitere Feinde in neuen Kriegen, z.B. im Kampf gegen das Klima geben - vielleicht sehen wir hier schon einen Testlauf wie weit man in der Bestrafung/Konfiskation einzelner bei genügender journalistischer Rückendeckung mit Billigung des Volkes gehen kann.
Lieber Roger Köppel, ich bin erschüttert nach diesem Interview und schäme mich zu tiefst einen Schweizer Pass zu besitzen! Es ist unglaublich von was für Pfeiffen der Westen momentan regiert wird. Und wir glauben schön alles, was uns Regierungen und Medien so täglich vorlügen, ohne dass sie die grösseren Zusammenhänge überhaupt sehen geschweige denn verstehen.
Seine Frau kommt aus Serbien und nicht aus Kroatien. Aus Belgrad um genau zu sein. " Model und Sängerin".
Er ist ein sehr unsympathischer mensch aber das was Bundesrat ( Schweiz) macht ist eine Katastrophe. Kriminell um genauer zu sein. Dafür muss man eigentlich rechtlich bestraft werden.
Guter Ruf ist einfach für immer weg.
Dank ein paar Dilettanten.
Sehr geehrter Herr Köppel, sehr geehrter Herr Melnitschenko. Danke für dieses eindrückliche Statement. Meiner Meinung nach hat sich die Schweiz - von der EU gar nicht zu sprechen - selten derart politisch falsch verrannt,wie mit diesen unsinnigen, ungerechten und selbstzerstörerischen Sanktionen gegen Russland. Und diese hastige Aufgabe der Jahrhunderte alten und bewährten Neutralität war ein monumentaler Fehlentscheid der Schweizer Regierung
Das politische Geschirr ist bereits durch die EU/NATO-Sanktionen zerschlagen. Es kann sein, dass die vielen global aufgestellten Konzerne mit Sitz in der Schweiz ein Auslaufmodell sind, weil der Westen vom wachsenden ANTI-Westen zunehmend ausgegrenzt wird.
Die aggressive, von den USA ins Extrem getriebene imperiale Politik scheint sich heute in den Schwanz zu beissen. Das gedruckte Geld sorgt für den Rest.
Der letzte seidene Faden der Schweiz ist ev. das Freihandelsabkommen mit China.
Es ist ja direkt erschütternd, wie dämlich unser Bundesrat unsere Werte, die die Schweiz erfolgreich gemacht haben, mit Fleiss zerstört. Die Frage ist jetzt noch, ob er auch die Grösse hat, Fehler zuzugeben, oder ob er die Katastrophe, die den Zenith noch nicht erreicht hat, einfach aussitzen will.
Das Interview: Ein PR-Masterpiece. Die Plattform: Die Weltwoche. Investigativer Journalismus? Fehlanzeige. Melnitschenko verkauft jeden CEO, der 24/7 für sein Unternehmen arbeitet, für dumm, wenn er betont, dass er sich lediglich 5/6 Wochen für seine 100.000 Mitarbeitenden einsetzt. Es ist offensichtlich, der «Selfmade-Oligarch» lässt die «Drecksarbeit» andere machen. Klare Statements gegen die EU? Aber sicher. Eine klare Haltung gegen Russland? Lieber nicht, man fürchtet die Kugel des Kremls.
Dieser intelligente Mann würde dir mit Sicherheit keinen Job anbieten!
Was erlauben Strunz?
Entweder nichts verstanden, Realitätsverweigerer, unverbesserlicher Neider, oder dann ganz einfach ein Repto.
Es liegt doch auf der Hand dass man nicht einfach Sanktionen aussprechen, oder einfach übernehmen kann, ohne sich zuerst die Folgen zu überlegen. Und diese hat sich der Bundesrat nicht überlegt, offenbar nicht einmal für das eigene Land. Bitte an Frau KKS. Bereiten Sie sich auf Hungerflüchtlinge vor oder äufnen Sie ein Futterkässeli für die kommenden "Hungerländer".
Es gibt Menschen welche in 5 Wochen effizienter arbeiten als Andere ihr ganzes Leben lang
Die Linksgrünen zocken ohne Leistung das Steuersubstrat der Wertschöpfung und das Volksvermögen ab, Herr Stihl. Da müsste Ihre Beurteilung doch wahrlich vernichtend sein. Warum ist Sie es nicht? Liegts am rotgrünen Brett vor dem Kopf?
Es ist zum verrückt werden: Leute die produktiv sind, die Erfolg haben, werden gepiesackt und bestraft und Bundesräte und Bundesrätinnen (wie Berset/Sommaruga) die für die Schweiz Milliardenschäden verursachen, werden vom Volk hochgejubelt und sind beliebt. Und da wundert man sich, wenn es mit der Schweiz nur südwärts geht!
Leute "die produktiv sind". Einfach so kommt man nicht zu so einem Riesenvermögen. Schön für diesen Herrn, dass er nur noch fünf Wochen im Jahr arbeiten muss. Und dann die Kinder - sie vermissen ihre Spielsachen! Dann soll er ihnen neue kaufen, am Kleingeld fehlt es ja nicht. Nein, auf diese Mitleidstour von Melnitschenko falle ich nicht herein.
Was haben wir für Möglichkeiten, wenn Staatsangestellte durchdrehen? Mann kann sie kündigen.
So gesehen, ist die Abschaffung des Beamtenstatus gar nicht so blöd. Allerdings muss eine Volksmehrheit her aber die sind ja 😵💫 (Russe böööse). Parlament?
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/abschied-per-volksabstimmung-die-schweiz-hat-beamte-abgeschafft/472156.html
@Redaktion: ich fände es gut, wenn man diesen Artikel von der Abo-Pflicht befreien würde. Das Interview bietet einen vielseitigen Blick auf die Zeit des sovjetischen Umbruchs, der viele Vorurteile beseitigen kann. Diese Info sollte man einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Als Abo-pflichtig kann man den Link nicht weiterreichen (man kann, aber es hilft wenig).
Ja bitte. Ich habe Freunde in Deutschland, die sehnen sich nach der Wahrheit.
So nebenbei: die Sanktionen sah ich schon immer als riesigen Schwachsinn, und dass die Schweiz diese übernimmt erst recht.
Und der Satz sitzt: "...in diesen Zeiten des Massenwahnsinns wird freie Meinungsäusserung zu einer Illusion. Es gibt sie einfach nicht." Besonders wenn man was zu verlieren hat.
Kann man schon: zum ausdrucken gehen, als PDF speichern (alle mir bekannten Druckprogramme haben diese Funktion), weitergeben.
Ich bin einfach nur noch sprachlos wie inkompetent und verantworungslos unsere Schweizer Regierung ist! Purer EU-CH Nationalismus!!!
Vielen Dank für das aufschlussreiche, interessante Interview. Es erweitert den Blick auf "die Schweiz".
Also Russe ist gleich Putin.....da ist dann an Enteignung Diskriminierung Verhetzung nach Nazi-Art etc. nix auszusetzen.....oder?
Frage an die anonymen Oberschlaumeier; -eingeschlichener Secondo-Hetzer, - bly - rossier, -armer Knochen bellt, -petmud, -Niedrighüsler, -Klee, - überhitzer Boiler, - Denken-würde-helfen, - Corongeschädigter-3-fach-Geimpfter etc etc. ... LOL
Unglaublich, erschreckend, unfassbar, Superinterview. Der "Teufel" (US-Deepstate) scheint Europa und die Schweiz übernommen und heimgesucht zu haben, Hungerfolgen (Düngermangel), Hass, Elend, Leid und Kriegsausweitungen auf die ganze Welt drohen. Der Schmerz über die Zerstörung des Rechtsstaates und Souveränität der Schweiz über Nacht muss für jeden echten Schweizer schrecklich sein, jedenfall für mich! Fast unerträglich. Die Heimat wird zerstört.
Danke herzlich Herr R. Köppel und Team, hoffe alle Schweizer, Bewohner lesen diese Zeilen. Im Jahr 2002 wurde der Beamtenstatus abgeschafft, danke Bewohner und gevifte Politiker. Wenn beim Schweiz Staat -auch BH Bern ein fundierter Personalchef und ein Revisor(Volksstaatskasse) bewachen, Personalchef Aufnahme-Test mit den "7" tun, wären die durchgefallen. -Man steht für Gerechtigkeit Land, Bewohner, unpässliche, ungeeignet, auch arbeitsscheue, Alkohol/Arb.platz von uns Bewohner unakzeptabel.
Dieses Gespräch sollte jedem CH die Augen öffnen. Einige EDA Mitarbeiter, der BR und einige Parlamentarier wie MITTE PFISTER tragen die Verantwortung für diese Situation. Sie kopierten die EU Sanktionen. Sie entschieden diese ohne detaillierte Prüfung anzuwenden und verletzten BV Art 185. Wer glaubt, dass solche Sanktionen den Konflikt stoppen können der irrt.
Diese Sanktionen treffen unser Land sehr, das Vertrauen ist weg und wir befinden uns im politischen Müllstream mit der EU, pfui EDA.
Welch ein Segen und Glück für unser Land, wenn alle 7 dieser völlig inkompetenten BR-Truppe geschlossen den Rücktritt erklären würde. Wir haben wohl den schlechtesten BR aller Zeiten. Es werkeln lauter Profilneurotiker und Selbstdarsteller, diese schnallen es partout nicht, wie sie unser Super-Land Schweiz kontinuierlich an die Wand fahren!
Haben Sie das Gefühl, der gleiche Nationalrat wählt das nächste Mal besser? Die Werbung und die Medien bestimmen die Wahlen. Damit kann man gleich die Demokratie in Frage stellen und dem Schwarzen Block beitreten. Oder?
Werter "fredy-bgul", seien Sie unbesorgt. Die Wahrheit über den Ukraine-Krieg, über unsere kleptokratsich-demokratisch-planwirtschaftlich verlogen organisierte Schweiz, unser Unwertesystem und unser marodes, überschuldetes und korruptes Finanzsystem, wird das Tageslicht erblicken. Es wird allerdings für grosse Teile der Bevölkerung schmerzhaft sein zu erkennen, welcher politischen "Elite" sie währen Jahrzehnten auf den Leim gekrochen sind.
Der Bundesrat macht seid bald 3 Jahren sein eigenes Ding und hebelt ständig die direkteDemokratie aus. Bei Corona war der Vorwand der Zeitfaktor, bei den Sanktionen der Druck der EU. Die direkten Folgen sind Spaltung und Rechtsunsicherheit. Der Bundesrat muss geschlossen zurücktreten bzw das Parlament die Vertrauensfrage stellen! Jetzt. Sonst droht der Fall in die Mittelmässigkeit.
Das sichere Leben für die Politiker dürfte bald vorbei sein laben sie weiter am Vermögen anderer.
Vertrauensfrage durch das Parlament? Träumen Sie weiter. Das Parlament ist ein grosser Teil des Problems!
Im 2002 wurde der Beamtenstatus abgeschafft. Sind wir denn noch ein Rechtsstaat oder einfach nur eine Firma? Es ist alles öffentlich rechtlich. Keiner darf unterschreiben ausser ein echter Beamter. Die Sanktionen sind demnach nicht rechtsstaatlich, ausser ein CH Beamter hat so einen Wisch unterschrieben. Hat einer?
Haben Sie das Interview gelesen?
Melnitschenko hat es 2x deutlich angesprochen bzw erklärt!
Und Ihnen ist schon klar, dass die Schweiz, unser Land, eine direkte Demokratie ist und auf Rechtstaatlichkeit beruht? Leute werden geächtet, weil sie Russen sind, aber kaum im Land leben!
Die Schweiz, und es tut mir weh, hat die Rechtstaatlichkeit und Ihre Glaubwürdigkeit verlassen!
Dieser Fall bestätigt meine frühen Gedanken und Fragezeichen als die Oligarchen-Sanktionen verkündet wurden:
Wer ist ein Oligarch? Russe und reich = Oligarch somit zu sanktionieren? Wo bleibt die Rechtsstaatlichkeit? Sind wir wieder bei der Sippenhaft? Ist das die Schweiz? Traurig wo wir gelandet sind, Handlanger der EU. Ist gschämig für die Schweiz! Ich hoffe die Schweiz beginnt schleunigst selbst zu beurteilen wer sanktioniert wird und warum!
Diese EU in der heutigen Form ist eine Ansammlung von selbstherrlichen Spinnern, die mit Vollgas unseren Kontinent an die Wand fahren. Ein Klugscheisser nach dem anderen der Wein trinkt und Wasser predigt, meistens ohne einen Tag Arbeitserfahrung. Nach dem Moto, auch Einbildung ist eine Bildung. Eine rasant wachsende Eiterbeule, welche, wenn sie dan geplatzt ist, das ganze Europa in den wirtschaftlichen Ruin treiben wird. Und, die Schweiz wird rücksichtslos mit in den Abgrund gestossen!
Ist ja einfach wieder ein Beispiel für die Tatsache, dass unsere Gutmenschen in der Bundesverwaltung selbst die grössten Rassisten sind, wenn es denn ins Konzept passt. Ebenso wie die Gutmenschen bei Magazine zum Globus, Coop etc. welche russische Produkte boykottieren, nur weil es russische Produkte sind (und dann iranischen Kaviar verkaufen; finanziert ja nur Terroristen). Oder wie die Hetzer bei TA, NZZ, TA-Media und Co. Man kann gar nicht soviel fressen, wie man kotzen moechte.
Unglaublich wie recht Sie haben. Und wenige stören sich daran, oder zumindest man hört keine.
Wahrscheinlich weil sie Angst haben gekenzelt zu werden. Diese kranke und moralappostolische politische Korrektheit führt uns direkt ins Verderben.
("Die Sanktions-Politik ist eine Katastrophe für die ärmeren Staaten der Welt. Verantwortungsvolle Führung heisst, dass man Kosten und Nutzen seiner Entscheidungen genau abwägt. Erreichen die Sanktionen ihre Ziele? Sind die Kollateralschäden verkraftbar? Kein Arzt verschreibt Medikamente, die seinen Patienten umbringen".) Das ist den Brüsseler Vögten völlig egal, sie können ungestört ihre Untertanen weiter melken. Bis sie wie in Holland ausrasten und Gegenwehr leisten.
Danke für das hervorragende Interview, das zeigt, wie sich der Westen ins eigene Bein geschossen hat. Es ist beschämend, wie dumm sich die CH ihrer Vermittlungsrolle beraubt, und wie wir sehen die Krise vertieft hat, indem sie blind der EU und insbesondere Frau an der (US-)Leynen folgte.
Eine kleine Ergänzung: Eurochem hat in 2020 ingesamt 6.2 Mio T Dünger produziert und nicht wie im Text angegeben “19.1 Tonnen”. Dies ist ca. 2/3 der RU Produktion, nach China, US, Indien die viertgrösste!
Im Zusammenhang mit der Bemerkung @Nordlicht48 erinnern wir uns auch, wie Lawrow VOR der Übernahme der US/NATO/EU Sanktionen durch die Schweiz (1.3.) um Klärung der Position der CH bat. Höchstwahrscheinlich war sich Lawrow der in diesem Interview geschilderten Zusammenhänge - im Gegensatz zu unserer Politik-Elite - vollkommen bewusst! In diesem Licht besehen, ist die Schweizer Position noch viel dümmer, erbärmlicher und beschämender, als wir es je erahnen konnten!
Übrigens ist die Total-Rangliste der globalen Exporteure von Dünger wie folgt:
1. Russland (15.1% of global total)
2. China (13.3%)
3. Canada (8%)
4. Marokko (6.9%)
5. US (4.9%)
Die Ukraine liegt mit einem Anteil von 0.8% abgeschlagen auf Platz 25.
Das heisst, Russland, China, und Marokko allein haben einen 35 % Anteil am globalen Düngemittelexporthandel. Die US, Canada kommen lediglich auf 12.9%.
Das Versagen der CH-Politikerkaste wird immer eklatanter: Die Noch-Dümmeren folgen den Dummen
So aus dem Handgelenk würde ich sagen, bei Russland handelt es sich um Stickstoffdünger, bei Marokko um Phosphat. Benötigt wird beides.
Stickstoffdünger, Ammoniumnitrat, kann mit viel Energie aus Luftstickstoff produziert werden, aber Phosphat wird aus Mineralien abgebaut, Apatite, die sind endlich. Ein zusätzliches Problem, das in den kommenden Jahrzehnten wohl zu einem grossen Thema für die Welternährung wird.
Vielen Dank für die wichtige Präzisierung und die wertvollen Infos: Eurochem stellt ungefähr zu gleichen Teilen K, N und P Dünger her, die 6.2 Mio Tonnen von Eurochem umfassen also ca. je 2 Mio Tonnen K, N und P. Andererseits konnte ich (noch) keine Auffächerung der Exportrangliste nach K,N, und P finden, das wäre in der Tat aufschlussreich. (Die Länder-Rangliste im ersten meiner Posts war in der Tat eine "N-Dünger Rangliste", die im dritten Post eine "overall" (K+N+P) Rangliste)
Selfmade Milliardär, einfach so und in kurzer Zeit.
Haben Sie diese Fragen bei Elon Musk, Zuckerberg, Bezos, Gates usw. auch in den Raum gestellt?
Oder ist es einfach Melnitschenko =Russe=Verbrecher?
Herr Melnitschenko war an Physik-Olympiaden erfolgreich und gewann einen Studienplatz am Kolmogorov-Institut der Uni Moskau. Kolmogorov war einer der vielfältigsten und erfolgreichsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts, mit Beiträgen (vor allem) in Wahrscheinlichkeitstheorie, aber auch in Logik, Turbulenz, Topologie, Informationstheorie und algorithmischer Komplexität. Sie?
Das zählt eben nicht bei Russen 🙂
Und - last not least - war Kolmogorov einer der Begründer der Chaos-Theorie und Haupt-Architekt des sogenannten "Kolmogorov-Arnold-Moser" Theorems - eines der wichtigsten mathematischen Ergebnisse des 20. Jahrhunderts. Das KAM Theorem zeigt exakte Bedingungen auf, unter welchen chaotisches Verhalten in klassisch mechanischen Systemen entstehen kann.
(PS: Leider bietet die westliche Politik ein tragisch anschauliches Beispiel für die Entstehung von Chaos aus "harmlos" erscheinendem Anfang..)
Statement eines äusserst klugen, erfolgreichen und durchaus symphatischen Unternehmers. Es ist unendlich traurig, dass wir im einundzwanzigsten Jahrhundert erneut mit der umfirmierter Ansage "Kauf nicht beim Juden" konfrontiert werden. Das stimmt mich persönlich sehr nachdenklich und traurig. Damals waren es die Juden, heute sind es die Russen, morgen irgendjemand anders. Es ist zu teifst enttäuschend und vernichtend, wie dumm die Menschheit in ihrer Wohlstandsverwahrlosung geworden ist.
Die Frage ist: wir können wir uns selbst aus dieser ungewollten, irren Situation retten?
Im Herbst 2023 bei den Gesamterneuerungs-Wahlen. Indem wir die Roten und die Dunkelroten Grünen Sozis konsequent abwählen. Und natürlich jeden Tag unsere verträumten BR-Selbstdarsteller massiv kritisieren.
Ja hoffentlich klappt das! Sonst muss ich ernsthaft über Auswandern nachdenken. Nur wohin, der Sumpf hat sich nahezu überall ausgebreitet.
Die Schweiz ist nicht mehr. Diese aktuelle Regierung hat sie verkauft, Und das begann schon 2020 mit dem Beginn von Corona. Schweizer Grundwerte wurden da schon vom Bundesrat begraben. Es wäre unbedingt notwendig, vor den nächsten Wahlen eine Revision aller Wahlprozesse und eingesetzten Wahlstrukturen durchzuführen. Dies um sicher zu stellen, ob alle gewählten Politiker tatsächlich vom Volk gewählt wurden, oder nicht!
Lesen Sie den Artikel nochmals, es ist erwähnt.
Sippenhaft nennt sich das und die Europäer machen mit. Das hatte man schon vor langer Zeit immer wieder. Im Informationszeitalter ist diese "Pest" noch wirkungsvoller. Die Verursacher leben aber schön und komfortabel in ihrem Biotop. Vorallem über dem Atlantik.
Die Frage, warum Herr Melnitschenko am 24. Februar im Kreml mit Herrn Putin tagte, bleibt im Interview leider ungeklärt. Warum wurde da nicht nachgefragt?
Und dann sollte man noch die Frage in den dunklen Raum stellen warum der Bundesrat, allen voran Herr Cassis, der EU so in den Hintern kriecht und alle EU–Normen einfach so übernimmt (Entschuldigung für die Wortwahl aber die einfachen aus dem Volk sprechen nicht die edle, diplomatische Hochschulsprache, dafür wurden sie zu sehr von der Realität des Alltags in der 0815 Welt geprägt) Darüber wurde bisher auch noch nicht im KLARTEXT gesprochen!
Weil am 24. Feb nach der Münchner Siko und Selenskyj's Androhung, aus dem Budapest Memo. auszusteigen und dem angekündigten NATO Beitritt Putin keinerlei Alternativen mehr sah und wie stets im folgenden, dem Westen einige Schachzüge voraus war.
Ich erinnere daran, dass 30t PU in der UKR lagern, und dass das US-DoD 46 Biolabore unterhielt, und die US persönlich nach Putin’s Kopf trachten (Atlantic Council Dokument "Thwarting Kremlin" vom 8. Feb. 22). Wie hätten Sie an Putin's Stelle reagiert?
Ein Schweizer Oberst a.D. hat übrigens das Atlantic Council Dokument "Thwarting Kremlin" als "Zeile für Zeile" US-Kriegserklärung an Russland bezeichnet, notabene am 8. Februar 2022.
Solche Fragen sind berechtigt, hier aber unerwünscht.
Die Frage darf man durchaus stellen. Nur müsste man dann alle Milliardäre der Welt einbeziehen, auch Schweizer, Deutsche, US-Amerikaner....
Die arschkriechende Übernahme der EU-Sanktionen ist offenbar die neue (Geld) Beute von produktiven Unternehmer mit nicht passendem Pass. Offenbar aus purem Neid werden jetzt begütete Unternehmer wie Kriegsverbrecher selbst behandelt. Noch ein Bemerk zum ungeklärtem Interview. Es gibt durchaus Gröberes, was dem Bürger totgeschwiegen und von unseren Superstrategen unter dem Deckel gehalten wird.
@Nordlicht 48: Sie scheinen mehr zu wissen, denn Herr Melnitschenko sagt im Interview, er habe Putin nie persönlich getroffen.