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England - Wie England Europas Kontinentalmächte seit Jahrhunderten in Kriege treibt

Donnerstag, 2. März 2023 , von Freeman-Fortsetzung um 17:04

 



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Deshalb wurde das Minsk II Abkommen von Boris Johnson torpediert..


Wie England Europas Kontinentalmächte seit Jahrhunderten in Kriege treibt

Reinhard Leube hat sich in einzigartiger Weise um eine korrekte Geschichtsschreibung der letzten 150 Jahre verdient gemacht. Mit seinen akribischen Recherchen hat er Dinge aufgedeckt, die geradezu unglaublich erscheinen. Die belegt er aber mit unzähligen Quellen. Wir stellen Ihnen hier eine Zusammenfassung seiner Werke vor, vom Autor persönlich, die aufzeigt, wie sogar die aktuellen Kriegshandlungen in der Ukraine letztlich auch auf das Wirken Londons zurückzuführen sind.

Warum Sie die Werke von Reinhard Leube gelesen haben sollten.

Von Reinhard Leube

Fragt jemand im Publikum: „Können Sie mir nur einen Grund nennen, warum ich die Geschichtsserie von Reinhard Leube lesen soll?“ - Dazu kann ich nur sagen, da gibt es eine ganze Menge neben dem ungewöhnlichen Humor, der diese neuartige Geschichtsschreibung begleitet und der vielen im Publikum gefällt. Abgesehen davon gibt es viel zu viele einseitige Darstellungen darüber, wie sich wohl die letzten beiden Jahrhunderte in Europa abgespielt haben. Man könnte es ja auch einmal mit einem fair play versuchen und die unterschiedlichen Wahrheiten chronologisch geordnet anbieten. Was sagt der Autor selbst über den geschichtlichen Rahmen, dessen vorläufigen Höhepunkt wir jetzt in der Ukraine live und in Farbe als Zeitgenossen miterleben?

An der Außenpolitik der Balance of Power, die England bekanntlich bis in das 19. Jahrhundert betrieb, wurde offenbar auch im 20. Jahrhundert im Großen und Ganzen nichts geändert. Sie wurde eher auf einer großen Bühne, im großen Maßstab fortgeführt. England unterstützte bei jedem Konflikt die zweitstärkste Macht, die durchaus aus Eigeninteresse Krieg führte und sozusagen den Festlandsdegen Englands darstellte, indem sie potenzielle Rivalen Englands schwächte. So brauchte sich England nicht unbedingt selbst mit dem Stärkeren anzulegen. Bei jener Strategie sind die Bündnispartner und die Feinde beliebig auswechselbar.

Diese raffinierte Form der Außenpolitik ist geboren worden aus der offenbaren Schwäche des Elisabethanischen Englands, das im Verhältnis zum habsburgisch-spanischen Weltreich weit unterlegen war. Nach dem Sieg über Spanien 1588 rückte der alte Gegner Frankreich wieder in den Fokus englischer Machtpolitik. Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763), der so betrachtet der eigentliche erste Weltkrieg auf mehreren Kontinenten war, schaltete England den französischen Einfluss in Indien aus und rang Frankreich die Kolonie Kanada ab. So begann der Aufstieg Englands zur Weltmacht. Auf dem Kontinent unterstützte England Preußen gegen Österreich und Russland. So konnte Friedrich der Große Schlesien erobern. Damit war die Hegemonie Österreichs vorerst gebrochen und mit Preußen war eine weitere Großmacht aufs Spielfeld gekommen, die gegebenenfalls gegen Frankreich in Stellung gebracht werden konnte, das auf dem Kontinent noch immer als stärkste Militärmacht galt.

Die Französische Revolution von 1789 brachte eine Erschütterung in die politische Landschaft Europas. Es folgten ein Koalitionskrieg und dann die Napoléonischen Kriege, aus denen England trotz einer Kontinentalsperre und somit des Versuchs, England von den Weizenexporteuren in Osteuropa und den anderen kontinentalen Handelspartnern zu trennen, es also am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen, ungeschoren hervorging. Nach 20 Jahren war Frankreich so groß oder so klein wie 1789.

Die Beschlüsse des Wiener Kongresses sorgten 1815 für vier Jahrzehnte relativer Stabilität in Europa. Die englischen Unternehmer entwickelten ihre Wirtschaft weiter, die Politik konsolidierte das Empire und erwarb weltweit neue Besitzungen – in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Afrika. Durch die konservierten politischen Verhältnisse und wiedererrichtete Grenzen kam Kontinentaleuropa wirtschaftlich ins Hintertreffen. Amerika hatte die Weltbühne noch nicht wirklich betreten. 1871 geschah dann etwas, das die alten Mächte in Europa bloß als einen Betriebsunfall ansehen konnten.

Preußen gelang es unter dem Ministerpräsidenten Otto von Bismarck, die kleinen deutschen Staaten nördlich der Alpen zu dem nach Russland zweitgrößten Flächenstaat auf dem europäischen Kontinent zu vereinigen. Am 18. Januar 1871 fand im Spiegelsaal zu Versailles die Proklamation König Wilhelms von Preußen zum deutschen Kaiser statt. Das neue Deutsche Reich, das sich als föderaler Staat unter preußischer Führung etablierte, erlebte in den folgenden gut 40 Jahren einen rasanten ökonomischen Aufschwung.

Schon in den 1880er und 90er Jahren war darum der englische Außenhandel um etwa ein Drittel geschrumpft. Hierin müssen wir den eigentlichen Grund sehen, warum man in London 1904 begann, eine militärische Lösung ins Auge zu fassen. Wenn englische Zeitungen beklagten, dass die deutsche Flotte ständig erweitert würde, wurde der Eindruck erweckt, gemeint sei die Kriegsmarine. Was aber zum Schrumpfen des Außenhandels Großbritanniens führte, waren die Exporte aus Deutschland, welche auf mehr und mehr Schiffen in die Welt hinaus geschickt wurden. Zum Absichern der Handelswege brauchte Deutschland eine handlungsfähige Marine – eine Notwendigkeit, die in England als Argument für eine vermeintliche militärische Bedrohung durch diese Marine bemüht wurde. Sie war aber der englischen Marine zu keiner Zeit auch nur ebenbürtig.

Doch nun wurde die nächste Rochade der englischen Politik nötig. 1904 näherte sich die englische Diplomatie plötzlich Frankreich an. Die alten deutschen Verbündeten aus den Befreiungskriegen wurden langsam in eine Feindposition gerückt. Dieser Prozess konnte nur langsam und mit erheblicher medialer Begleitung vonstatten gehen. Das Publikum, auch in England, wusste, dass die deutsche Außenpolitik unter Bismarck nach der Reichsgründung auf Mäßigung und Ausgleich beruhte. Selbst unter Bismarcks Nachfolgern hatte Deutschland in mehreren internationalen Krisen, die durchaus schon vor 1914 zum großen Krieg in Europa hätten führen können, immer nachgegeben.

In diesen Jahren gelang es, einen Ring feindlicher Staaten um Deutschland und Österreich-Ungarn herum zu schmieden. Dabei hatte Frankreich weiter Gebiete in Deutschland im Visier und Russland wollte Österreich Gebiete auf dem Balkan abringen. England legte sich nicht vertraglich fest, traf jedoch seine geheimen Absprachen mit Frankreich und Russland und sorgte mithilfe seiner Presse dafür, dass sich die Stimmung allmählich gegen Deutschland drehte. Im Jahr 1914 waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Über die Details des Ausbruchs und des Verlaufs des Ersten Weltkrieges finden Sie Wissenswertes im ersten Band meiner Geschichtsserie, welcher unter dem Titel Londoner Außenpolitik und Adolf Hitler im Anderwelt Verlag erschien.

Die Zusage fairer Friedensbedingungen durch den US-Präsidenten Woodrow Wilson führte 1918 zum Waffenstillstand – und Amerikas Forderung nach Abschaffung der Herrschaft der Adligen für jedes Reich außer für England führte zum Ende mächtiger und erfolgreicher Monarchien. Die Deutschen haben die Waffen niedergelegt, als sie noch immer tief in den Ländern der Kriegsgegner standen, um ihren jahrelangen Stellungskrieg mit Millionen Toten zu beenden. Dies galt auf einmal als Niederlage. Die ehemaligen Monarchien versanken anschließend im Chaos. Wem hat es genützt, dass das nun Demokratien sein sollten? Die Monarchie in England funktioniert doch wunderbar! Wie zum Hohn wurde den Kritikern der Umstürze dann auch noch vorgeworfen, dass sie keine überzeugten Demokraten seien. England hielt bis zum Abschluss eines Friedensvertrages seine Aushungerungsblockade gegen die deutsche Küste aufrecht. Das kritisieren Historiker selten, die Kritik daran aber sehr wohl.

In Versailles bei Paris verhandelten in den folgenden zwölf Monaten die Feindstaaten über die Zukunft Deutschlands. Es ist kein Beweis für faire Gespräche, dass daran deutsche Diplomaten nicht teilnehmen durften – um das nicht deutlicher auszudrücken. Von fairen Friedensbedingungen war auf einmal keine Rede mehr. Die Deutschen mussten erfahren, dass sie am Ausbruch des Kriegs allein schuld gewesen sein sollten. Das hatte sich den Zeitgenossen 1914 allerdings anders dargestellt. Alle politischen Lager in Deutschland haben diese Geschichtslüge sofort zurückgewiesen und Kritik hagelte es auch in England und in Frankreich. Als ob Kritiker in England nicht gewusst hätten, warum die Bedingungen genau so und nicht anders festgezurrt worden waren, wurde ihre Argumentation eine Basis für das verlogene Appeasement der Jahre bis 1940.

Letzten Endes mussten aber Hermann Müller und Johannes Bell 1919 unterschreiben, was da von den erklärten Siegerstaaten vorgelegt wurde. Nachgeholfen wurde mit der Androhung, dieses entwaffnete Deutschland insgesamt zu besetzen. Dieses Vorgehen machte die selbsternannten Demokratien des Westens für die Deutschen und die Österreicher nicht attraktiv, sondern legte den Samen für die Retourkutsche. Menschen sind bloß Menschen; kühle Nachdenker sind sie leider nicht. Ausgerechnet der Marschall von Frankreich Ferdinand Foch, gewiss kein Freund der Deutschen, merkte über den Text von Versailles an, es handele sich hierbei nicht um einen Friedensvertrag, sondern um einen Waffenstillstand auf zwanzig Jahre.

Deutschland sollte einfach seine Schuld anerkennen und die Kriegsausgaben aller Kriegsteilnehmer aus eigener Tasche begleichen. Nur Russland, in dem die Bolschewisten in einem Bürgerkrieg um die endgültige Erringung der Macht kämpften, schloss den Separatfrieden ab, mit dem man auf finanzielle Forderungen beiderseits verzichtete. Nein, Versailles war kein guter Start für demokratisch gesonnene deutsche Politiker. Zu alldem kamen die Rheinlandbesetzung durch französische, britische und belgische Truppen und später noch des Ruhrgebietes obendrein. Daraus folgten die Zerrüttung der deutschen Währung, der Abstieg des Mittelstandes, Massenelend, Hunger und Tod, und in der Endkonsequenz die Zerrüttung der sittlich-moralischen Verfasstheit des deutschen Volkes. Dieses so erzeugte Biotop garantierte einen günstigen Nährboden für die Scharfmacher von links und rechts. Einer von ihnen war eine zuerst eher untergeordnete Münchner Lokalberühmtheit namens Adolf Hitler.

Aufgrund eines gewissen Redetalents (vor den richtigen Zuhörern) und der Förderung durch aus- wie auch durch inländische Finanziers, wobei das Gros der Investitionen in die Nazitruppen in den Anfangsjahren aus dem Ausland kam, sicherte sich der fast blonde und beinahe blauäugige Hitler binnen zehn Jahren einen Platz unter den wichtigen Politikern in Deutschland. Die Stimmenanteile für seine NSDAP stiegen bis 1930 von 2,6 auf 10 Prozent. Nach dem Ende der Hyperinflation 1923 konnte sich Deutschland mithilfe amerikanischer Kredite langsam stabilisieren. Die Investitionen gingen vor allem in Unternehmen, die perspektivisch geeignet waren für die Rüstungsproduktion. So wurden schon einmal die materiellen Voraussetzungen für den Nachsorgekrieg für die jahrzehntelange Schwächung der Konkurrenz Englands in Europa geschaffen.

Es geschah sicherlich nicht ohne Bedacht, dass mit Unterstützung aus dem Westen 1917 in Russland die Bolschewiki an die Macht gebracht wurden und danach die Nazis als Bolschewistenhasser in Deutschland. Wer die Rolle des Festlanddegens letztlich spielen sollte, konnte man je nach der Entwicklung in diesen Ländern entscheiden. Wer sich für die Details der weiteren Entwicklung interessiert, findet in meinen sechs Büchern über die Jahre bis ’43 genug Stoff. Für das Verständnis der Nachkriegszeit ist sicher vor allem dies wichtig: In Deutschland etablierte sich ab 1933 ein autoritäres Regime, das vor Gewaltanwendung zur Durchsetzung seiner Ziele nicht zurückschreckte, im Gegenteil.

Adolf Hitler, dem Alleinherrscher über Deutschland, gelang es, in vielen Auftritten der Öffentlichkeit weiszumachen, seine Politik richte sich ausschließlich auf eine friedliche Revision der unsäglichen Bedingungen des Versailler Friedensvertrages. Die Erfolge, die er tatsächlich erzielen durfte, verdankte er der Londoner Politik des sogenannten Appeasement. In seiner eigenen Wahrnehmung fußte die Beschwichtigungspolitik auf dem vermeintlich schlechten Gewissen in London wegen Versailles. Doch Staaten haben kein schlechtes Gewissen und wer es bis zu einem weltweiten Empire gebracht hat, der hat es gleich gar nicht. Der ist stolz darauf und weiß, wie man es anstellt.

Als Hitler beinahe alles erreicht hatte, glaubte er, sich wie der Boss einer Großmacht aufführen zu können, ohne dass noch jemand auf die Finger klopfen würde. Ende 1937 und im Laufe des Jahres 1938 wurde wenigen führenden Militärs und Diplomaten der alten Schule bekannt, dass der Diktator einen Krieg gegen die Tschechoslowakei plante und dass er das Deutsche Reich sehr wohl in einen weiteren europäischen Krieg stürzen wollte, in dem es nur endgültig untergehen konnte. Um das Schicksal in eine andere Richtung zu lenken, fanden sich allmählich im Militär genau wie auch im zivilen Bereich Kräfte, die die Auslösung eines Krieges verhindern wollten. Als das bei Hitler auf taube Ohren gestoßen war, wurde ein Emissär nach dem anderen vom Auswärtigen Amte sowie der Wehrmacht nach London, Paris und Washington geschickt, wo jene ihr Glück in den vorgeblichen Demokratien versuchten. Aber die außenpolitischen insider in London blieben bei ihrer Strategie der Balance of Power.

Da sich Deutschland und Kontinentaleuropa gleich nochmal die Hörner aneinander abstoßen sollten, dachten sie nicht daran, den großen Krieg zu verhindern, und Paris ließ sich von der Zusammenarbeit mit anderen Staaten auf dem Kontinent abbringen und suchte Schutz ebenfalls ausgerechnet hinter England. Doch die einflussreichen Akteure in London opferten nach Österreich noch weitere kleine und größere Länder eiskalt kalkuliert, darunter auch Frankreich. Die Einzelheiten finden Sie in dem fünften Band meiner Geschichtsserie.

Nach dem Ausbruch eines zweiten Krieges 1939 gingen diese Versuche der Emissäre aus Berlin verzweifelt weiter. Die angesprochenen weil zuständigen Männer in London waren einfach nicht bereit, gemeinsam mit den Kriegsgegnern bei uns das Gemetzel zum Erliegen kommen zu lassen. Irgendwann muss es zumindest einigen dieser Emissäre aufgefallen sein, dass das Empire unfair spielt. Spätestens nach der Ansage, man würde den Krieg nicht wieder beenden ohne eine bedingungslose Kapitulation Deutschlands, dürfte das klar geworden sein. (Anmerkung der Redaktion: Sieht da jemand eine Parallele zum Verlauf des aktuellen Konflikts um die Ukraine?)

Der Krieg wurde eben nicht gegen Hitler und die Nazis geführt, sondern gegen den Konkurrenten Deutschland. Über vierzig ausgeführte Attentate auf Hitler und die herrlichste Geheimdiplomatie der Kriegsgegner hatten versagt und parallel dazu wurden schreckliche Verbrechen an den Völkern Europas einschließlich der hier lebenden Juden begangen. Wie sollte es nun weitergehen? Am Ende des sechsten Bandes hatte ich mich dazu geäußert, welcher Plan nach der Ankündigung einer bedingungslosen Kapitulation und der Niederlage der Wehrmacht in der Schlacht um Stalingrad im Februar 1943 im Kreisauer Kreis entstanden sein muss. Meine Herleitung finden Sie am Ende des sechsten Bandes.

Hier nur die Kerngedanken:

  • Der Krieg musste so schnell wie möglich beendet werden, doch danach durfte es auf gar keinen Fall erneut zum Abschluss eines Friedensvertrages nach dem Vorbild von Versailles kommen. Nach dem Ende des Krieges war anzustreben, das Verhältnis der Amerikaner zu den Sowjets zu einer Art von kaltem Krieg abzukühlen; in Amerika träumten sie 1945 noch vom amerikanisch-asiatischen Wirtschaftsraum unter Einschluss der Sowjetunion. Zu diesem Zweck fälschten Mitarbeiter der Abteilung Fremde Heere Ost Karten und andere Unterlagen, um den Amerikanern den Eindruck zu vermitteln, dass die Sowjets in der Lage wären, die Welt mit biologischen & chemischen Massenvernichtungswaffen und anderweitig zu bedrohen.

  • Die deutschen Raketen- und Atomspezialisten mussten auf die Sowjets und die Amerikaner gleichmäßig verteilt werden, damit sich in der Konsequenz zwei Supermächte gegenüberstanden. Atomwaffen und Ähnliches würde den Deutschen selbst ohnehin nicht zur freien Verfügung zugebilligt werden, aber mit den langwierigen und komplizierten Verhandlungen zu Auf- und Abrüstung wurde in Bonn über Jahrzehnte Zeit geschunden, in der sich zumindest ein großer Teil der Leute in West-Deutschland mit der Zweistaatlichkeit allmählich abfinden konnte.

  • Die Besetzung der Fläche des Deutschen Reiches durch alliierte Truppen musste ausgenutzt werden, um auf Dauer die Bildung einer gesamtdeutschen Regierung zu verhindern. Es durfte am Ende keine Institution übrig bleiben, die legitimiert war, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Schließlich wurde 1949 im September ein Staat in Westdeutschland in Bonn am Rhein aus der Taufe gehoben. Daraufhin wurde im Osten der Stadt Berlin im Oktober 1949 auch ein Staat in Mitteldeutschland gegründet. Ostdeutschland war da bereits de facto der Westen von Polen.

  • Für die Öffentlichkeit, die mehrheitlich für so einen Zauber wie zwei Staaten in Deutschland seinerzeit nicht zu haben gewesen wäre, musste natürlich ständig als Ziel der gesamten Politik die Vereinigung betont werden. Um jedoch zu verhindern, dass das Ausland mit aller Konsequenz bereit war, über eine Vereinigung zu sprechen, wurde die „Deutsche Frage offengehalten“. So ist immer die Rede gewesen von der Wiedervereinigung. Dies hätte aber auch Gebiete östlich der Flüsse Oder und Neiße mit eingeschlossen, die eben auch von einem vereinten Deutschland ferngehalten werden sollten, kann man doch bloß wiedervereinigen, was schon einmal vereinigt war.

  • Zugleich sorgte die neue Elite in West-Deutschland unter dem Hitler-Gegner Dr. Konrad Adenauer und seinem Geheimdienst-Chef Reinhard Gehlen für die Bindung des Weststaates an den Westen Europas und Amerika. Nützlichkeit für die USA als ein Bollwerk gegen die Sowjets sowie Freundschaft mit Frankreich würde den Staat im Westen Deutschlands vor dem englischen Handelsneid und damit verbundener Feindschaft schützen. Abgesehen davon war es für die Briten auch erst einmal genug, dass der Wiederaufbau lange dauern musste und dann nur noch das halbe Deutschland der Konkurrent für England war.

  • Jeder Vorstoß der Sowjets in Richtung einer Vereinigung der beiden deutschen Staaten und die Neutralisierung des kleineren Deutschlands war bei der Zielsetzung kontraproduktiv, sodass man sich damit gar nicht erst ernsthaft beschäftigte. In Bonn wurden alle diese Versuche über Jahrzehnte torpediert.

  • Interessant ist noch die Eingliederung der alten Eliten in die westdeutsche Gesellschaft bei gleichzeitigem Ausschluss der Befürworter der Wiederherstellung der Einheit der deutschen Nation von den außenpolitisch sensiblen Positionen. Besonders in den Jahren und Jahrzehnten direkt nach dem Krieg hieß das, dass Akteure aus dem Widerstand gegen die Nazi-Diktatur an die wirklich wichtigen Stellen in der westdeutschen Republik kamen, wobei deren Vergangenheit im Widerstand nicht an die große Glocke gehängt, sondern verschwiegen wurde.

Diese Punkte waren mit gewissen Variationen über die Jahrzehnte bis 1989 aktuell und sie erklären die Ereignisse, die in meinem Band Entzaubert. Kohl und Genscher, diese beiden dargestellt werden. Nach den hier dargelegten Gedanken stellt sich die Frage, ob die 1989 handelnde politische Elite in der Bundesrepublik die Einheit Deutschlands angestrebt hat, wie es uns seit drei Jahrzehnten erzählt wird. Tauchen Sie mit diesem Band ganz einfach in die Realität des Jahres 1989 ein. 

Alle Werke von Reinhard Leube können Sie direkt beim Verlag hier bestellen oder Sie erwerben sie in Ihrem Buchhandel. 

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