Deutschlands Tafeln sind an der Belastungsgrenze – viele sogar schon darüber hinaus.

Hohe Energie- und Lebensmittelpreise sowie der Andrang geflüchteter Menschen aus der Ukraine haben 2022 zu einem Ansturm auf Deutschlands Lebensmitteltafeln geführt.

„Dieses Jahr sind im bundesweiten Durchschnitt etwa 50 Prozent mehr Menschen zu den Tafeln gekommen als im Jahr zuvor. Wir reden über etwa zwei Millionen Menschen, die zu den Tafeln kommen“, schildert Jochen Brühl, Bundesvorsitzender der Tafel Deutschland (Dachverband von mehr als 960 Tafeln), gegenüber dem RND die dramatische Lage.

Rund 30 Prozent der Tafeln hätten deshalb einen Aufnahmestopp verhängen müssen, so Brühl weiter. Grund: zu wenige Lebensmittel und ausgelastete Kapazitäten. So haben mehr als 70 Prozent der Tafeln laut Brühl angegeben weniger Lebensmittel zu haben.

Wünscht sich mehr Unterstützung durch die Politik: Jochen Brühl, Vorsitzender der „Tafel Deutschland“

Wünscht sich mehr Unterstützung durch die Politik: Jochen Brühl, Vorsitzender der „Tafel Deutschland“

Foto: Jens Kalaene/dpa

Das liege auch daran, dass Supermärkte zielgerichteter bestellten und dadurch weniger für die Tafeln übrig bliebe.

Besonders während der Feiertage sei Armut an Deutschlands Tafeln zu spüren gewesen. „Armut kennt keine Pause und keine Feiertage, Armut fördert Einsamkeit“, so Brühl.

Tafelverband stellt klar: Versorgungsauftrag liegt beim Staat

Wegen des großen Andrangs mussten viele Tafeln bedürftige Menschen zurückweisen – den ehrenamtlichen Helfern fällt das besonders schwer

Wegen des großen Andrangs mussten viele Tafeln bedürftige Menschen zurückweisen – den ehrenamtlichen Helfern fällt das besonders schwer

Foto: ANNEGRET HILSE/REUTERS

Mahnende Worte richtet Brühl an die Politik und macht klar: „Den Versorgungsauftrag hat der Staat.“ Es bestehe ein Ungleichgewicht zwischen dem, was Tafeln leisten könnten und müssten: „Tafeln unterstützen manchmal nicht nur, sondern werden schon fest einkalkuliert.“