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Wird die Menschheit den Kapitalismus überleben?

Dienstag, 7. August 2007 , von Freeman-Fortsetzung um 00:05

Was hat man jahrzehntelang den Kommunismus verteufelt… und den Kapitalismus in den buntesten Farben schön geredet. Und jetzt wo der Kapitalismus über den Kommunismus „triumphiert“ hat, wird dies als der absolute Beweis für die Richtigkeit dieses System und als bestes für das Wohl der Menschheit verwendet. Nur, ist es wirklich so?

Ich persönlich fühle mich zu keiner Partei oder Ideologie hingezogen. Für mich sind Parteiprogramme und politische Lehren das Werkzeug um die Menschen manipulieren und versklaven zu können, Religionen genau so. Diese Konstrukte sind für mich nur künstlich geschaffen worden um die Menschen auseinander zu dividieren, gegeneinander auszuspielen und um Hass zu schüren. Meine Werte bestehen aus Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Humanität, Verantwortung, kritisches Denken, Weltoffenheit, Gleichberechtigung, Mitgefühl und viele Lehren von Jesus Christus.

Diese beiden Ismen sind so mit Klischees überladen, es macht fast keinen Sinn sie zu verwenden, speziell das Wort Kommunismus. Von klein auf wird uns ein automatischer Reflex gegen „alles sozialistische und kommunistische“ eingetrichtert. Warum ist die Elite so erpicht darauf uns gegen diese „Krankheit“ zu impfen, wo es doch von ihnen selber als Gegenmodel erfunden wurde? Weil im völlig verfaulten Kern des Kapitalismus, der sich am meisten in den USA manifestiert hat, es um Ausbeutung, Hyper-Wettbewerbsfähigkeit, Extrem-Individualität, das Überleben des Fittesten, die Konzentration des Vermögens in den Händen von wenigen, Profit geht über alles, Besitzt steht über den Menschen, Raffgier und Egoismus handelt.

Das schlimmste an diesem „Schneeballsystem“ ist, welches sich als moralisch besseres maskiert, dass es unweigerlich zu Kriegen führt, weil es unersättlich neue Märkte, mehr Ressourcen und viele billige Arbeitskräfte verlangt. Warum sonst gibt ein Land wie die USA mit „nur“ 350 Millionen Menschen von den 6.5 Milliarden auf der Erde, eine Billion Dollar pro Jahr für eine Militärkapazität aus, welche den Planeten tausendfach zerstören kann, mit mehr Feuerkraft als die aller anderen Länder zusammen und kujoniert 130 Länder mit ihrer Militärbesatzung? Die USA unterhält eine hübsch gestaltete Fassade als „Weltmeister der Demokratie“, aber tatsächlich installieren und unterstützen sie sofort rücksichtlose Tyrannen, begehen ohne moralische Zweifel Massenmorde den sie als „Kollateralschaden“ deklarieren, wenn souveräne Staaten es wagen Widerstand gegen die wirtschaftliche Vergewaltigung und Ausplünderung zu zeigen.

Der Kapitalismus ist tatsächlich der Krebs der die Menschheit dieser Erde befallen hat und wir erleiden gerade ein fortgeschrittenes Stadium dieses Geschwürs. Das Geld regiert die Welt, das Finanzsystem ist alles, gigantische Monopole expandieren, das Vermögen konzentrier sich in immer weniger Hände, immer mehr imperialistische Kriege werden geführt um die Absatzmärkte zu erweitern und um die Bodenschätze zu erlangen und diese unersättliche, Gier getriebene, abstossende Perversion vergewaltigt und zerstört die Erde.

Unsere Politiker, egal wo in der westlichen Welt, gehen sogar her und verlangen noch mehr Liberalisierung, ja sie wollen alle Zügel die den Kapitalismus zurückhalten, alle sozialen Errungenschaften komplett entfernen und der Marktwirtschaft einen völlig freien Lauf lassen, mit der Behauptung der Welt gehe es besser dadurch. Natürlich wird diese Entfesslung aus dem Hintergrund massiv durch die zynische Elite, den mächtigen Plutokraten und den profitgierigen Konzerndiktatoren gesteuert, gefördert und begrüsst. Wollen wir aber zurück in eine feudale Welt, wo es keine Gewerkschaften, keine Arbeitsgesetze, keine Arbeitslosen- und Rentenversicherung und sonstige soziale Absicherungen mehr gibt? Wo wir wieder 12 Stunden am Tag arbeiten 6 Tage die Woche, keine Arbeitnehmerrechte mehr haben, sofort entlassen werden können, gefährliche Arbeitsbedingungen haben, durch miserable Löhne von der Hand in den Mund leben und durch die monopolistische Geschäftspraktiken die Umwelt völlig zerstört wird?

Die Geschichte hat gezeigt, dass ein völlig freier Markt ein Freipass ist für Soziopathen sich auf der Welt auszutoben und einen grossen Teil der Menschheit zu unterdrücken und auszubeuten. Es gibt diese kranke Einstellung der Kapitalisten, sie hätten das Recht die ganze Welt in den Arsch zu ficken, um ihr Streben nach Macht und Gewinn ungehindert nachgehen zu können, was aber nur eine Ablenkung von ihrer existenziellen Agonie und leeren Spiritualität ist. So lange es zwei Systeme gab die sich konkurrenziert haben, hat der Kapitalismus noch eine quasi „menschliche“ Seite gezeigt. Damals nannte man es die „soziale Marktwirtschaft“. Dieser soziale Aspekt ist aber völlig dahin, die Maske ist abgelegt und jetzt ist die böse Fratze zum Vorschein gekommen, weil der Kapitalismus gewonnen und der alleinige Sieger ist. Jetzt muss er sich nicht mehr verstellen. Es wird globalisiert, rationalisiert, umstrukturiert, ausgelagert und man wird genötigt dies zu akzeptieren… und wenn es einem nicht passt, hat man keine Wahl, dann gibt es Millionen Chinesen, Inder oder Mexikaner die den Job sofort für einen Bruchteil des Lohnes bereit sind zu machen.

Wie verlogen, undemokratisch, unmenschlich und kriminell der Kapitalismus ist sieht man an der massiven Unterstützung aller Diktatoren in Europa. Die Überkapitalisten in den USA haben Geschäfte mit dem Nazi-Regime bis 1942 gemacht, bis das „Trading with the Enemy Act“ Gesetz es verboten hat. Gerade der Grossvater von George W. Bush, Prescott Bush, hat Hitler am meisten finanziert und von seiner Machtergreifung profitiert. Er war ja sein Bankier. Genauso wurden Mussolini und Franco geholfen die demokratisch gewählten Regierungen zu stürzen und faschistische Diktaturen zu etablieren. Aber diese Politik der Unterstützung von Diktaturen geht seit dem 2. WK bis heute weiter. In allen diesen Jahren hat die CIA über 70 Staatstreiche, Entfernung von demokratisch gewählten Regierungen, bis hin zur Ermordung von Präsidenten organisiert und ausgeführt. Jeder Versuch der Länder einen „eigenen Weg“ zu gehen wurde im Keim erstickt. Kuba, Chile, Iran, Vietnam, Honduras, Guatemala, El Salvador und Nicaragua sind nur einige der Beispiele für Interventionen durch die USA.

Natürlich wird von den Kapitalisten immer wieder der Mangel an Konsumartikel als Beweis für das Versagen des Kommunismus hervorgeholt, um ihre Lizenz die Welt ausplündern und erobern zu können zu begründen. Dabei muss man sich fragen ob dieser Hyperkonsum überhaupt erstrebenswert und gesund ist. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass die alternativen Systeme nie eine wirkliche Chance bekommen haben, denn sie wurden durch den aggressiven US Kapitalismus völlig umzingelt, belagert, eingekesselt, boykotiert und ausgehungert. Dazu kam noch der ruinöse Rüstungswettlauf des Kaltenkriegs dazu, der den westlichen Waffenkonzernen obszöne Gewinne auf Kosten des Steuerzahlers beschert hat, gleichzeitig der Sowjetunion eine falsche Priorität ins Militärische und dadurch Vernachlässigung der Wünsche der Bevölkerung aufzwang. Jeder Versuch das Systemmonopol zu brechen und Alternativen zum Kapitalismus zu probieren wurde sofort im Keim erstickt oder stark behindert. Nur, ist das moralisch völlig bankrotte System, welches nur Raffgier, Egoismus und Selbstbefriedung propagiert besser? Wieso bekommen Leute wie Castro oder Chavez keine wirkliche Chance? Wie viele Länder haben diese denn überfallen und mit Kriegen überzogen?

Jeder der einigermassen denken kann sieht doch, diese aggressive, alles verschlingende, unmenschliche, habgierige, zerstörerische und künstliche Lebensart in der wir uns bewegen, die nur auf immer mehr und mehr Konsum basiert, ist nicht aufrecht zu erhalten, nicht nachhaltig und macht uns auch nicht glücklich. Wir merken gar nicht mehr wie wir zu Sklaven verkommen sind, die mehr als die hälfte des Jahre für den Staat arbeiten für die Steuern, dann arbeiten wir für das Finanzsystem für die Zinsen und Schulden, und den Rest der Zeit arbeiten wir für die Konzerne um Sachen zu kaufen die wir nicht benötigen, um einen Lebensstiel zu führen der uns nicht glücklich macht und uns nicht leisten können, um dann gezwungen zu werden noch mehr Geld zu verdienen, damit wir unseren Ego noch mehr „befriedigen“ können, alles auf Kosten der dritten Welt und des gesamten Planeten.

Nachdem ich dieses üble System von allen Seiten betrachtet habe, finde ich es nicht zu glauben, dass ein kritisch denkender, anständiger Mensch diesen Raubtierkapitalismus noch weiter unterstützen kann. Es muss doch allen klar sein, dieser Raubbau an der Welt hat bald ein Ende und dann kollabiert das System. Das billige Erdöl mit dem alles funktioniert und auf dem all der so genannte Fortschritt basiert, ist doch endlich. Alleine nur wenn der Preis dafür sich verdoppelt oder vervierfacht, was abzusehen ist, dann werden viele Sachen die wir gewohnt sind nicht mehr möglich sein. Alles was wir machen und haben basiert auf Öl, billigem Öl, unsere Lebensmittel, der Transport, die Heizung, der Strom, die Chemie, die Medikamente, einfach alles. Deshalb wird ja auch so darum gekämpft und überall Kriege geführt. Der Motor des kapitalistischen Systems wird durch billigem Öl angetrieben. Wenn es zu teuer und rar wird, dann bleibt die Karre stehen. Das Öl was es dann noch gibt, wird ausschliesslich für das Militär und vielleicht der Industrie verbleiben, sicher nicht mehr für den privaten Konsum.

Deshalb muss man sich überlegen ob man jetzt wo es noch geht, ein oder zwei Gänge in seinem Lebensstiel zurückschaltet und diesen eventuell ändert. Sich Gedanken macht wie abhängig man ist und wie man diese Abhängigkeit reduzieren kann. Dieses System zwingt uns andere Länder und Völker auszubeuten, sie zu erobern und auszuplündern. Wir müssen in der dritten Welt Kriege führen und Menschen töten damit wir hier unsere egoistische und pervertierte Gesellschaftsform in Saus und Braus leben können. Das kann es doch wirklich nicht sein. Frieden wird nur dann Realität, wenn die Gier nach immer mehr aufhört. Will man weiterhin Konsumsklave sein und das künstliche und lebensfeindliche System unterstützen oder ein menschlichere und natürlichere Lebensweise annehmen? Will man weiterhin sich von den Medien, der Werbung und der Propaganda beeinflussen lassen, was man denken, sagen, machen und kaufen soll? Das wichtigste wäre schon mal als erster Schritt eine Veränderung der Einstellung und eine neue Erkenntnis zu erlangen.

Wir sollten erkennen, dass Konsum kein Ersatz für Zuneigung, Freundschaft und Liebe ist. Man kann sich das nicht erkaufen. Der Zusammenhalt in der Familie, die Fürsorge über die Generationen, die Freundschaft mit Nachbarn und Bekannten, die Solidarität und Hilfe untereinander ist viel wichtiger als alles andere. Was im engen Kreis richtig ist, gilt auch zwischen Ländern, Völkern und Rassen. Niemand ist besser als der andere, wir haben alle das gleiche Recht auf Glück. Der Kapitalismus will uns aber aufspalten, zu Individuen und Egoisten machen, uns gegeneinander ausspielen. Er hat seine verlockenden Seiten, er ködert uns mit raffinierter Werbung für Konsumartikeln, kauf dies… kauf jenes… sonst bist du nicht glücklich. Er macht uns abhängig und süchtig, befriedigt unsere Egos. Es ist schwer ihm zu widerstehen. Nur er verlangt seinen Preis, ist ein unersättliches Monster das immer grösser wird und immer mehr zu Fressen will, alles verschlingt was es sieht… die ganze Welt und am Schluss auch uns.

Deshalb fragt euch, werde ich den Kapitalismus überleben, im geistigen, moralischen und im körperlichen Sinne?

"Es kommt nicht darauf an, den Menschen der dritten Welt mehr zu geben, sondern ihnen weniger zu stehlen." Jean Ziegler

insgesamt 7 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Hallo Freeman,

    klasse geschrieben und sehr tiefgründig. Lese Deine Beiträge sehr gerne und würde mir das auch für viele andere wünschen.

  1. Anonym sagt:

    Danke! Wieder einmal ein sehr guter Artikel, der mir aus der Seele spricht. Mach weiter so!

    Es gibt eine Dokumetationsreihe von Adam Curtis mit den Namen Century of the Self. Diese beschäftigt sich mit dem Problem der amerikanischen "Demokratie" und der notwendigen (?) Beeinflussung der Bürger durch Konsumabhängigkeit bzw. Propaganda.
    Ist sehr zu empfehlen und auch relativ leicht im Netz zu finden.

  1. Anonym sagt:

    Ein sehr guter Artikel dem ich mich nur 100%ig anschliessen kann.
    Warum gibts nicht mehr Menschen die genauso denken :(

  1. Fabio Bossi sagt:

    Hallo,

    vielleicht eine etwas andere Perspektive:
    http://bavaria-for-ron-paul.blogspot.com/2007/07/ron-paul-der-kapitalist.html

    Es kommt wohl sehr auf die Definition von "Kapitalismus" an. Wenn man "Kapitalismus" als ein Wertesystem betrachet, in dem Gier und Ausbeutung die Hauptmotive sind, dann sollte natürlich jeder gegen den "K." sein. Meiner Meinung nach freut sich Big Money aber diebisch über dieses exemplarische "Teile und herrsche".

  1. Anonym sagt:

    Gut gesagt, gut geschrieben,alles richtig.
    Ich selbst sehe das auch seit meiner Jugend so und habe nicht unerhebliche Anstrengungen unternommen, andere davon zu überzeugen.
    Fazit: Ein paar ganz wenige sehen das auch so und handeln danach; ein paar mehr sehen das so, es stört sie aber nicht und sie leben wie alle anderen; die große Mehrheit sind geborene Untertane und Lemminge und zu blöde sowieso.

  1. Anonym sagt:

    "Deshalb fragt euch, werde ich den Kapitalismus überleben, im geistigen, moralischen und im körperlichen Sinne?"

    So etwas ist möglich, wenn man
    1. Sich jetzt schon eine Gemeinschaft aufbaut, die aus ähnlich freien Menschen besteht.
    2. Möglichst weit weg von den Zentren leben kann.
    3. Fähigkeiten besitzt, die einem das autarke Leben ermöglichen, Acker-Gartenbau, Viehzucht, Handwerk..

    Die Diskussion hatten wir doch schon in den 70ern, nur leider ist die Grünen Bewegung auch zum Konsumartikel verkommen, bzw. wurde vom Zeitgeist überrannt.

    Aber im Kern stimmen die Folgerungen von damals immer noch.

    "I said i´m going to the country, where the water tastes like wine..."
    http://www.youtube.com/watch?v=odWuWdlYZFA

    Liebe Grüsse

    Ps: Guter Blog, den du da hast.:-)

  1. nu sagt:

    Hallo Freeman,

    Ich kann dir zustimmen, und muss Dir zustimmen. Vor etwa 10 Jahren hatte ich ein Gespräch mit einer selbsternannten Linken. Sie fragte mich, was meine politische Überzeugung ist. Die ersten Minuten des Gespräches mit dieser Frau wusste ich nicht so recht was ich erwidern sollte, weil ich keiner Politischen, Kirchlichen Ideologie angehöre oder ich mich dahin hingezogen fühlte und fühle. Nach einer kurzen Denkpause vielen mir damals, fast die selben Worte, wie: Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Humanität, Verantwortung, kritisches Denken, Weltoffenheit, Gleichberechtigung, Mitgefühl ein und äußerte sie ihr gegen über. Ganz bestimmt kamen diese Worte in einer anderen Reihenfolge aus meinen Mund. Anschließend entwickelte sich eine Stundenlange Diskussion. Damals kam ich mir für einen kurzen Moment sehr leer vor und dachte. Man dies kann es doch nicht sein. Ich hatte zwar eine Überzeugung tief in meinen Inneren (wusste nicht welche), aber irgend wohin musst du ja tentieren (politisch, etc. ) Am Schluss des Gespräches fühlte ich mich auf einmal sehr Wohl , das richtige zu denken, mir wurde eins klar. Steh ganz einfach auf dich und deiner Meinung auch wenn du damit allein dastehst.
    In letzter Zeit hat sich dieses Gefühl des Alleinseins völlig ins nichts aufgelöst.
    Viele Menschen wissen nicht was sie wählen sollen. Aber sie wissen was sie wollen. Menschliche Werte.
    Danke für diesen sehr guten Kommentar Freeman