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Tu-154-Pilot - "Die Klappen, verdammt!"

Mittwoch, 28. Dezember 2016 , von Freeman-Fortsetzung um 07:00

Experten sollen den Stimmen-Rekorder der am 25. Dezember abgestürzten Tu-154 des russischen Verteidigungsministeriums auf die Schnelle entziffert haben. Laut einer Quelle, die dem Untersuchungsteam nahe steht, waren die letzten Worte der Piloten: "Die Klappen, verdammt!" und der Kopilot hat laut gerufen: "Kommandant, wir fallen!".



Hier die letzten Worte aus dem Cockpit von Kommandant Major Roman Volkow und sein Kopilot Hauptmann Alexander Rovensky, beide erfahrene Flugzeugführer:

"Geschwindigkeit 300 ..."
"..."
"Ich hab das Fahrwerk eingefahren, Kommandant."
"..."
"Oh verdammt!"

Alarmsignal tönt

"Die Klappen, verdammt, was für ein...!"
"Der Höhenmesser!"
"Wir sind auf..."

Es kommt der Warnton für Bondennähe

"..."
"Kommandant, wir fallen!"

In meinem vorhergehenden Artikel habe ich die möglichen Gründe des Absturzes aufgelistet. Einer ist: "Was auch sein kann und schon zu Abstürzen geführt hat, die Vorflügel und Flaps waren nicht ausgefahren oder wurden zu früh eingefahren. Dadurch kann die Maschine ebenfalls zu wenig Auftrieb gehabt haben und kam ins Trudeln."

Der Pilot sagte, es gibt ein Problem mit den "Klappen", also den Landeklappen, die auch für einen Start ausgefahren werden, oder auf Englisch "Flaps". Sie vergrössern die Flügelfläche und so auch den Auftrieb, was beim Start UND bei der Landung sehr wichtig ist, weil die Maschine in diesen Flugphasen geringe Geschwindigkeit hat.

Was kann also mit den Klappen passiert sein? Dazu gehören nicht nur die Klappen am hinteren Teil der Flügel, sondern auch vorne. Folgendes Foto zeigt die vorderen und hinteren Klappen wenn ausgefahren:



Gründe für einen Absturz wegen den Klappen:

1. Die Klappen wurden für den Start gar nicht ausgefahren. Deshalb hatte die Maschine zu wenig Auftrieb und stürzte ab. Ist eher unwahrscheinlich, weil dieser sehr wichtige Punkt in der Start-Checkliste steht und kaum vergessen wird und die Maschine ja tatsächlich abhob.

2. Die Klappen wurden in der Steigphase zu früh eingefahren. Dadurch hatte die Maschine plötzlich zu wenig Auftrieb und stürzte ab. So ein Pilotenfehler, zu frühes Einfahren der Klappen, hat schon zu Abstürzen in der Vergangenheit geführt. Kann hier passiert sein.

3. Die Klappen wurden zum richtigen Zeitpunkt eingefahren, sind aber plötzlich asymmetrisch geworden. Das heisst, auf einem Flüge waren sie ausgefahren, auf den andren nicht. Jedenfalls waren sie nicht gleich und haben so auf beiden Flügeln nicht für den gleichen Auftrieb gesorgt. Die Maschine wurde dadurch völlig instabil und drehte sich zur Seite.

4. Die Spoiler sind ausgefahren worden, die Bremsklappen auf den Flügeln, womöglich durch eine Falschbedienung. Das würde im Steigflug einen Absturz verursachen, da der Auftrieb damit unterbrochen wird.



Obwohl Ursachen 2 bis 4 möglich sind, halte ich die 3. Erklärung für die wahrscheinlichste. Ein technischer Defekt an den Klappenmotoren eines Flügels hat sie ungleich einfahren lassen. So eine Situation ist sehr sehr selten, würde aber die Maschine nicht mehr von den Piloten kontrollierbar machen.

Das wäre so wie wenn bei einem Auto auf nur einer Seite die Bremsen funktionieren. Das Fahrzeug würde nicht mehr geradeaus fahren, sondern ausbrechen, sich drehen und ins Schleudern kommen.

Das ist aber von mir als Pilot mit über 1'000 Stunden Flugerfahrung nur eine wohl begründete Vermutung, an Hand des Rufs aus dem Cockpit: "Die Klappen, verdammt!" Es muss mit denen ein gravierendes Problem gewesen sein.

Das würde auch die Kurve erklären, welche die Maschine vollzogen hat. Nicht unbedingt weil der Pilot zurück für eine Notlandung wollte, sondern weil die Maschine von sich aus drehte, wegen des ungleichen Auftrieb der Flügel.

Laut Quelle fand der Absturz jedenfalls dann statt, nachdem die Flaps eingefahren wurden. Danach wurde der Anstellwinkel aus einem unbekannten Grund zu steil und die Maschine stürzte mit einer Geschwindigkeit von 510 Kilometer pro Stunde ins Meer.

Wir müssen die weiteren Ergebnisse der Untersuchung der Flugdatenschreiber abwarten und auch, ob die aus dem Meer geborgenen Wrackteile  unterschiedlich ausgefahrene Klappen und einen technischen Defekt bestätigen.

Es sind Augenzeugen des Absturzes befragt worden. Einer dieser Zeugen hat ein Video vom Start und den Absturz ins Meer gemacht, wie die Sprecherin des Untersuchungskomitees, Svetlana Petrenko, gegenüber TASS gesagt hat.

Ich weiss aber nicht was man gross auf dem Video sehen soll, wo doch um die Uhrzeit des Start, um 5:23 Uhr Lokalzeit, es dunkel war, denn der Sonnenaufgang fand kurz vor 8:00 Uhr in Sotschi statt.

Es wurden auch Proben des Treibstoff zur Analyse eingeschickt und zahlreiche andere Tests werden durchgeführt, um die Umstände des tragischen Unfalls herauszufinden, sagte Petrenko. Die Leichen der Opfer sind nach Moskau zur Identifikation gesandt worden, fügte sie hinzu.

Es gibt keine Anzeichen von einer Explosion oder einem Feuer an Bord, haben Sicherheitsbeamte gegenüber TASS gesagt. "Nach der Untersuchung der bisher gefundenen Fragmente des Flugzeugs, wurden keine Anzeichen einer Explosion oder eines Feuer entdeckt."



Es sind 15 Leichen und 239 Körperteile bisher aus dem Meer geborgen worden. Auch einen weiteren Rekorder konnten Taucher an die Oberfläche holen.

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UPDATE: Der Hauptteil der Bergungsarbeiten auf dem Meer nach dem Absturz der Tu-154 sind beendet, wie ein Sprecher aus der Zentrale der Operation am Donnerstag gemeldet hat. Die meisten Teile des Flugzeugs sind an die Oberfläche geholt worden und die beteiligten Schiffe an der Suchaktion haben das Gebiet verlassen.

insgesamt 17 Kommentare:

  1. Capote sagt:

    Noch mal meine Mutmassung: Anstelle Flugkerosin Benzin nachgetankt. Als das Benzin die Düsentriebwerke erreichte, sind die explodiert (der Lichtblitz, den Web-Kameras über Sotschi aufgezeichnet haben). Dadurch war der Flieger plötzlich antriebslos und der Pilot hat/wollte die Landeklappen wieder ausfahren, um im Gleitflug eine Bruchlandung hinzulegen. In wenigstens einer Tragfläche war die Mechanik durch die Explosion so beschädigt, dass die Landeklappen nicht mehr ausfahren konnten.

    Weiters, die Russen haben/hatten keine Überfluggenehmigung für die Türkei, also mussten die nach geglücktem Start sowieso in Richtung Osten fliegen, um die Türkei zu umfliegen, einfach übers Schwarze Meer geht sowieso nicht.

    Diese Mutmassung bringt alle beobachteten Phänomene unter einen Hut.....

  1. Ich kennen den Flughafen Adler sehr gut und dort gibt es keine Maschinen die "Benzin" benötigen, also private Kleinflugzeuge, sondern nur Jets und Helikopter mit Turbinen, die Kerosin tanken.

    Deshalb kann eine fehlerhafte Betankung unmöglich passieren.

    Auch wenn es Benzin dort gebe, das geht schon deshalb nicht, weil die Anschlüsse des Tankschlauchs nicht die selben sind. Ist wie beim Auto, wo der Zapfhahn für Diesel anders ist als wie für Benzin.

    Wenn die Maschine wirklich den Umweg übers Kaspische Meer und Iran nach Syrien machen wollte, dann wird nicht so eine enge Rechtskurve gezogen in Richtung Flughafen zurück, sondern zuerst der Küste entlang nach Westen und dann ins Inland und nördlich des Kaukasus entlang nach Osten.

    Hab ich oft genug miterlebt, denn wie ich in vorhergehenden Artikel beschrieben habe, stehen unmittelbar hinter dem Flughafen Adler über 2'300 Meter hohe Berge. Die muss man erst westlich umfliegen.

  1. Anonym sagt:

    Danke für die Infos, Freeman!

  1. Als Flugzeugmech erlaube ich mir mal ein Kommentar. Ich spreche aber nur für Airbus Family und Bombardier. Diese Flieger-Typen verfügen über diverse Sensoren zur Überwachung der Vorflügel und Landeklappe-Stellung und zur Vermeidung eines songenannten Slat/Flap Disconnects. Ebenso wie über eine WTB (WingTipBreak). Diese bremst die Antriebswellen im Falle einer Flügel oder Flügelteil-Asymmetrie, sprich ungleichmäßiges Ein- und Ausfahren der Auftriebshilfen, Blockaden, Overspeeding und/oder unkontrollierten Bewegungen. Ich wage zu behaupten die Tupolev verfügt über etwas ähnliches. Wie es aber technisch gelöst ist, keine Ahnung. Müsste man mal die Technik von den befragen. Warten wir den Bericht ab.

  1. Unknown sagt:

    http://n8waechter.info/2015/04/cnn-flugzeuge-koennen-gehackt-werden/ es gibt noch ein video, wo jemand demonstriert, wie einfach es ist sich in den bordcomputer einzuloggen und etwas zu mmanipulieren. nur mal so als gedankenspiel. hat nicht obama auch gesagt, es würde für den "hackerangriff" eine vergeltung geben?

  1. Job Killer sagt:

    Es wäre hilfreich, wenn in der Karte nicht nur die geflogene Kurve, sondern auch der letztliche Absturzort vermerkt wären.

    Das ist keine Kritik an Dir, freeman. Die Infos werden offenbar bewußt lückenhaft herausgegeben.

  1. Tech-52 sagt:

    Für mich ist das Thema abgehakt, zu 99% kein Terroranschlag.

  1. Ich finde es überhaupt nicht in Ordnung, dass ihr Halbwahrheit und falsche Behauptungen von euch gebt oder Quellen dafür zitiert. Es ist überhaupt nicht wahr, eine moderne Maschine kann mit Hacking übernommen werden.

    Die Wahrheit lautet, nur bei Maschinen mit dem Panasonic Entertainment-System, und nur bei diesen, kann man das Info-System für die Passagiere manipulieren, aber nicht die Flug-Systeme im Cockpit. Nur wenige Airlines haben Panasonic eingebaut. Ausserdem muss man als Passagier im Flieger sitzen.

    Es ist deshalb "fake news" zu behaupten, man kann eine Maschine hacken und damit zu Absturz bringen!!!

    Und was die Informationspolitik der Russen betrifft, es wird sehr offen kommuniziert, sogar mehr als normal. Der Ort wo die Maschine im Meer liegt wurde von Anfang an genau bezeichnet, 1,5 Km vor der Küste. Man kann die Bergungsschiffe vom Strand aus genau sehen. Auf vielen der Schiffe sind Reporter und filmen alles was passiert.

    2017 müssen alle endlich damit aufhören, Gerüchte, Halbwahrheiten, falsche Meldungen und damit Fake-News zu erfinden und verbreiten. Wir müssen besser als die Lügenpresse sein und nicht so wie sie. Jede Meldung und Behauptung muss auf Richtigkeit genau geprüft werden.

  1. Chang sagt:

    Bei RT deutsch habe ich kürzlich gelesen das beide Piloten sehr erfahren gewesen wären. Zudem hätte einer der Piloten sogar mal ein dieser Maschinen bei einer technischen Störung (falsches Kabel angeschlossen) sicher wieder zurück auf die Landebahn gebracht. Also was immer auch passiert ist, Lehrlinge waren hier bestimmt nicht am Werk und zudem wurde diese Maschine bereits 2014 repariert! Was aber einem Hoffnung macht, ist das die Russen hier wirklich gründlich alles untersuchen werden und nicht so wie bei den beiden Malaisia Airlines Maschinen ständig behindert werden die Flugzeugkastrophe zu untersuchen! Ein herzliches Beileid von meiner Seite hier auch an alle Verbliebenen. Allen wünsch ich viel Kraft!

  1. Job Killer sagt:

    Ja, Moment, bitte. Es geht um diesen Text in "Deinem" Bild hier:

    https://1.bp.blogspot.com/-uIFArplwjnI/WF_nHQ1_4FI/AAAAAAAAfMw/6Ngu0jVtrSs-0H56Unl-2nxhwxdF2hoNgCLcB/s1600/AbsturzTu154.png

    Zitat: "It fell into the sea 6 kilometers off the coast. The wreckage of the plane was discovered 1.5 kilometers (1mile) from shore [...]."

    Also: Bei Kilometer 6 knallt die Maschine ins Wasser und bei K. 1,5 wird das Wrack gefunden. Das schreit doch nach einer Erklärung. Hat der vielleicht mit defizitärer Schubkraft unter Ausnutzung des Bodeneffekts es noch zur Küste schaffen wollen?

  1. Stellst du dich extra dumm, oder was? Bei 6 Kilometer fing der Absturz ins Meer an und bei 1,5 wurde das Wrack gefunden. Schon mal was von Vorwärtsbewegung mit gleichzeitigen Fall gehört, was in einem Bogen stattfindet? Oder glaubst du wirklich, Flugzeuge bleiben am Himmel sofort stehen und fallen senkrecht dort zu Boden (oder ins Wasser), wo der Absturz anfängt?

  1. Chang sagt:

    Habe selbst mal einen Freund vor einigen Jahren verloren der durch mysteriöse Umstände ums Leben kam. Daher kann ich Euch von meiner eigenen Erfahrung heraus nur schildern, das schlimmste von allem ist, wenn mann dann noch vorschnelle Mutmassungen und Verschwörungen sich anhört! Da ist die seelische Qual noch viel grösser als sie sonst schon bereits für die Hinterbliebenen ist. Mann weiss wirklich nicht im Entferntesten, was mann diesen Menschen in Wirklichkeit antut, wenn mann es selbst nicht erlebt hat, nähmlich ständig mit einem grossen Fragezeichen leben zu müssen. Für mich ist z.B. das mysteriöse Verschwinden dieser Malaysia Airline MH-317 der Horror für alle Angehörigen! Immer noch besser zu wissen das es ein Unfall, Abschuss oder Attentat war als im Ungewissen zu leben was in Wahrheit wirklich passiert ist! Genau deswegen habe ich bereits geschrieben, das es für mich eine Hoffnung ist, das die Russen jetzt diese Katastrophe gründlich untersuchen und analysieren um herauszufinden was die Ursache der Katastrophe war.

    Daher finde ich die deutliche Rede gerade von Freeman absolut notwendig und richtig an dieser Stelle! Es ist nicht verboten zu fragen aber mann sollte auch gerade bei solchen menschlichen Katastrophen immer im Sinn behalten, die Hinterbliebenen müssen jetzt eine unendliche Qual durchleiden und was sie als letztes brauchen ist noch mehr Ungewissheit und Spekulationen. Ich glaube fest daran das die Russen gewillt sind uns in kürze wirkliche Fakten zu liefern soweit sie selbst dazu in der Lage sind anhand ihrer Beweise und Schlussfolgerungen! Daher berühren mich besonders am meisten immer solche Katastrophen besonders stark. Da werden ganze Familien und Freundesbanden einfach in einem Augenblick ausgelöscht und den Betroffenen bleibt nichts andres übrig, als ein ungewisses warten und hoffen auf die Wahrheit.

  1. Dana Scully sagt:

    Es gibt auch noch "normale" Unfälle und Katastrophen in unserer Welt. Nicht hinter Allem was geschieht steckt eine Verschwörung oder False Flag Aktion.
    Wir dürfen uns nicht von einem Extrem ("ich glaube den Medien alles") ins Andere ("ich glaube niemandem mehr irgendwas") fallen lassen. Gesunder Menschenverstand ist nach wie vor sehr wichtig. Nachdenken, Infos sammeln, überlegen.

  1. Bghu sagt:

    Alles sehr traurig

  1. Ketzer sagt:

    Danke Freeman für diese objektive Berichterstattung.
    Momentan ist noch alles Spekulation.
    Eins ist aber sicher, wäre es eine amerikanische Maschine gewesen, wäre sicher Putin schuld daran.

  1. Unknown sagt:

    Ich hoffe ja sehr, dass die Ursache bald gefunden wird und das Grounding aller Tu-154 wieder aufgehoben wird.

  1. Tony Gosling sagt:

    Wow.
    A bit too close to you for comfort Freeman ;-)

    Highly suspicious crash.
    Massive morale downer for Russia/Syria after NATO crazies losing hold of Aleppo there.
    Pilot crying out 'flaps' could be an automatic reaction to the stall warning, no?
    Maybe the flaps were fine but there was something else, more subtle, wrong?

    My uncontroversial post here

    TU154 out of Sochi is missing.
    http://www.pprune.org/rumours-news/588730-tu154-out-sochi-missing-10.html

    on this crash was NOT ALLOWED by the moderators.
    Madly... amazingly...

    Then thee's this which I would imagine is a pretty reasonable summary
    http://www.pravdareport.com/hotspots/disasters/27-12-2016/136527-tu_154_crash-0/

    Finally - - small explosive device or electronic warfare most likely IMHO.
    Russian military may know A LOT MORE than they're saying knowing this to be a provocation.

    Best

    Tony
    http://www.911forum.org.uk/board/viewtopic.php?t=23467