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Nord-Zypern verweigert West-Armenien das Fussballspielen

Sonntag, 29. Januar 2017 , von Freeman-Fortsetzung um 09:00

Am Samstag fand die 4. Generalversammlung der CONIFA in Genf statt, an der ich als Journalist teilgenommen habe. Ihr könnt euch erinnern, im Mai vergangenen Jahres berichtet ich in meinem Artikel "CONIFA - die andere Fussballwelt" über diesen alternativen Fussballverband, der aus Mannschaften von Nationen, nicht-anerkannte Staaten, Minderheiten, staatenlose Völker und historische Regionen besteht, die nicht Mitglied der FIFA sind. Genauso wie es alternative Medien gibt, gibt es auch alternative Sportverbände, denn die nicht anerkannten Länder und Regionen wollen sich auch in Turnieren sportlich messen können, was durch die westliche Politik verhindert wird.

Per-Anders Blind, Präsident der CONIFA

Obwohl die CONIFA extra deswegen gegründet wurde, um die Politik aus dem Sport zu halten, kam es gestern zu einem Eklat, denn der Veranstalter der Europameisterschaft im Juni, Nord-Zypern, hat der Generalversammlung gesagt, das CONIFA-Mitglied West-Armenien kann nicht am Turnier teilnehmen, weil seine Regierung es verbietet.

Es ist ein Skandal, dass die Ressentiment zwischen Türkei und Armenien auch hier negativen Einfluss auf den Sport haben. Dabei ist das Motto der CONIFA - Freedom to play football - die Freiheit Fussball zu spielen!

Die Europameisterschaft der CONIFA soll zwischen dem 4. und 11. Juni in Lefkoşa, Nord-Zypern stattfinden. Zur Erklärung, Nord-Zypern oder die Türkische Republik Nordzypern, ist ein "Staat" im Norden der Mittelmeerinsel Zypern, der von der internationalen Staatengemeinschaft mit Ausnahme der Türkei nicht als Staat anerkannt wird. Der Nordteil der Insel wurde 1974 von türkischen Streitkräfte erobert, Zypern dadurch geteilt und ein Regime nach Ankaras Gnaden installiert.

Die EU geht von der Unteilbarkeit der Insel aus und erkennt deshalb Nord-Zypern nicht an. Hauptstadt der Türkischen Republik Nordzypern ist Nord-Nikosia oder auf Türkisch Lefkoşa.

An der Generalversammlung wurde von den Mitgliedern entschieden, folgende sechs Fussballverbände dürfen neben dem Veranstalter an der Europameisterschaft teilnehmen: Sapmi, Abchasien, Ellan Vannin, County of Nice, Szekelföld und West-Armenien.

Daraufhin teilte der Vertreter von Nord-Zypern der Versammlung mit, West-Armenien kann nicht teilnehmen, weil die Regierung von Nord-Zypern es nicht erlaubt. Man könne wegen der Emotionen innerhalb der türkischen Bevölkerung gegen Armenier, die Sicherheit der armenischen Mannschaft nicht garantieren.

Das führte zu einem Eklat und zu einer regen Diskussion in der Generalversammlung.

Viele Vertreter der Mitgliedsverbände äusserten ihren Protest gegen einen Ausschluss von West-Armenien aus dem Turnier, wo doch die CONIFA genau deswegen gegründet wurde, um die politische und sportliche Ausgrenzung zu überwinden. Sie verurteilten die Entscheidung der Regierung von Nord-Zypern.

Der Vertreter von Abchasien schlug deshalb vor, sofort einen anderen Veranstalter statt Nord-Zypern zu finden. Der Präsident der CONIFA, Per-Anders Blind aus Schweden, sagte aber, dies wäre zu spät, man können nicht so kurzfristig einen neuen Veranstalter für die Europameisterschaft organisieren.

Er brachte deshalb zwei Resolutionen zur Abstimmung. Entweder wird die Europameisterschaft komplett abgesagt, weil ein Mitglied nicht teilnehmen darf, oder West-Armenien wird durch einen anderen Verband ersetzt. Mit ganz wenigen Stimmen und sehr vielen Enthaltungen wurde das Letztere entschieden, Occitania soll statt West-Armenien teilnehmen.

Als eine Art "Trostpreis" wurde West-Armenien dann zugestanden, automatisch an der nächsten Weltmeisterschaft dabei sein zu dürfen, die möglicherweise in London stattfindet. Dafür wird aber ein Verband weniger aus Europa teilnehmen können.

Gegen den ganzen Vorgang des Ausschlusses von West-Armenien protestierte ihr Vertreter und er sagte, wenn ein Turnier-Veranstalter nicht die Teilnahme aller CONIFA-Mitglieder aus politischen Gründen gewährleisten kann, dann dürfe dieser nicht die Europameisterschaft ausrichten.

Varvjan Symanov, Generalsekretär des Fussballverbandes von West-Armenien, sagte mir gegenüber: "Unter diesen Umständen muss man das Turnier absagen, wenn die Regierung von Nord-Zypern die Mannschaft von West-Armenien nicht teilnehmen lässt."

Der Vertreter von Nord-Zypern sagte zu mir, es wäre nicht seine Entscheidung. Da die Regierung Geld für die Ausrichtung des Turniers geben würde, hätte sie als Bedingung den Ausschluss von West-Armenien gestellt. Es gebe zu viele Emotionen in dieser Sache.

Genau das, was der alternative Fussballverband CONIFA eigentlich vermeiden wollte, oder weshalb er überhaupt gegründet wurde, trotz politischen Streitigkeiten und Sanktionen, das Fussballspielen international zu ermöglichen, findet jetzt statt und die Politik ist auch hier im Sport.

Was sich damit ganz deutlich für mich zeigt, das Regime in Nord-Zypern kann nicht unabhängig entscheiden und die Türkische Republik Nordzypern ist auch kein unabhängiges Land, sondern tatsächlich ist es türkisch besetztes Gebiet und wird von Ankara regiert. Das Erdogan-Regime diktiert hier die Politik und bringt den Konflikt mit Armenien hinein.

Mit der Akzeptanz des Ausschlusses von West-Armenien und Duldung der Erpressung, legitimiert man die Unsportlichkeit der Regierung von Nord-Zypern, welche die Reklame über das Turniers für ihre Zwecke benutzen wird.

Für mich hat die Führung der CONIFA versagt und sich unglaubwürdig gemacht, denn sie hätte bereits im Vorfeld, wo es noch genug Zeit gab, Nord-Zypern nicht als Veranstalter der Europameisterschaft wählen dürfen. Es geht überhaupt nicht, den Verband von West-Armenien, der von der Mehrheit der Mitglieder zur Teilnahme am Turnier gewählt wurde, aus politischen und finanziellen Gründen auszuschliessen.

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Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, es gibt jetzt auch einen alternativen Leichtathletik-Verband für die Welt, der sich CONIA nennt, The Confederation Of Independent Athletics. Auch in diesem Sport werden viele nicht-anerkannten Länder, Völker und Regionen von den Veranstaltungen ausgeschlossen. Ich lernte den Generalsekretär Steven van Lierde kennen, der als Beobachter bei der Generalversammlung der CONIFA teilnahm.

insgesamt 8 Kommentare:

  1. Unknown sagt:

    Die CONIFA war ziemlich leichtsinnig, das de-facto regime in Nord-Zypern als Veranstalter zu benennen.

    Mit Okzitanien als Ersatzmannschafft gibt es bei der CONIFA-Europameisterschaft eine geografische Überschneidung, denn Nizza ist geografisch ein Teil von Okzitanien. Beide zuzulassen ist ziemlich schräg, das ist wie wenn sowohl Preussen als auch Königsberg oder sowohl die Sowjetunion als auch auch die Krim spielen dürften.

  1. Jolex sagt:

    Danke Freeman für den Bericht. Mir zeugt dies auch das du dir selber treu bist. Im Mai warst du Feuer und Flamme und gefühlt grösster Fan derer. Aber wenn die scheiße bauen verheimlichst du uns das nicht und sagst es raus wie es ist ohne Sympathiescheuklappen. Drum ist Freeman eben kein Schöredner nur weil ihm was taugt. Wenn Putin und Trump scheiße bauen werden wir hier informiert. Danke für deine 2 Seiten auch wenn du Fan der Anderen bist. Das macht den Unterschied zu den meisten Informations quellen da wird geschrieben was einem selber in den Kram passt. Das die conifa sich politischen Druck beugt und ihre Ideologie verrät passt dir sicher nicht in den Kram. Trotzdem erwähnst du es.
    Danke weiter so.

  1. Caligula91 sagt:

    Leider muss ich mit bedauern bestätigen, dass wir Türken (das sage ich als halb Türke/halb italiener) extrem nationalistisch sind. Ich kenne neben den Türken nur ein Volk, welches Ihnen auf dem Gebiet "das Wasser reichen könnte"...Und das wären die Italiener.

    Durch die glorreiche Historie, die beide Völker vorweisen können, gleicht er einem krebsgeschwür, welchen man nicht loswerden kann (der nationalismus).

    Schade ist natürlich, dass die ganze Story sich auf den Sport auswirkt, da dieser zwischen allen Völkern eigentlich Brücken bilden soll.

    PS: Erdogan "diktiert" genauso den Norden Zyperns, wie Putin die Krim "diktiert", lieber Freeman.

  1. Falscher Vergleich, weil die Krim durch den Volkswillen zu Russland gehört und Nord-Zypern ausdrücklich nicht zur Türkei, weil angeblich ein eigener Staat.

  1. Was heißt eigentlich von dem Drecks-Westen nicht anerkannt zu sein. Es kann auch etwas Positives sein von diesem korrupten, verlogenen und kriegstreiberischen Westen nicht anerkannt zu sein. Dieses gottverdammte Verbrecherfinanzsystem tyrannisiert, plündert und ruiniert ganze Landstriche und Nationen und genau diese dahinterstehenden Lumpen nehmen sich das Recht heraus über ihre noch korrupteren Einrichtungen wie z.B. die UN oder über die verlogenen Weltverbände zu richten. Wenn dieses Pack von der ganzen Welt spricht, wen meinen die dann ?? Doch nur die korrumpierten Regierungen des Westen welche ihr Nation verraten, verkaufen und dem Ruin durch Plünderung preis geben. So lange die Wahrheit ein Stiefkind bleibt bzw. aus dem Leben der meißten Nationen verbannt ist, so lange wird es Kriege und andere menschengemachte Katastrophen geben. Diese kranke Entscheidung in Sachen Nord-Zypern beweist es ganz deutlich. Die Menschen sind noch nicht reif die Wahrheit zu empfangen. Hunderte wenn nicht Tausende Jahre der Verarsche, Verblödung und Manipulation kannst du nicht mal eben so ungeschehen machen !!

  1. Es ist wie es ist wenn Politik reinspielt egal wo kommt es zu einem Desaster.Die Situation haben Griechen und Türken selbst herbeigeführt.Es wird niemals die Türkei Nordbayern aufgeben egal wer regiert. Die UN wir sich weiter dort den Hintern ablaufen.Das hat sich Jahre festgefahren.Ich war mehrfach in Nordbayern,es ist einRuhebereich pur.Während man im griechischen Bereich alles zugeplastert hat ist der Norden noch fast ursprünglich.Die Menschen dort sind von einer wunderbaren Freundlichkeit.Wehe sollte Zypern zu Griechenland gehen dann wird die schöne Natur mit Beton hingerichet.Man mag den Zustand jetzt bedauern,wenn es so bleibt ist es besser als ein Krieg der ja einmal nicht ganz weg war.Nordbayern bereisen ist ein Highlight pur.


    .

  1. CONIFA sagt:

    Erstmal Danke Freeman, dass du dir die Zeit genommen hast und nach Genf gekommen bist. Auch wenn ich selbst diesmal nicht vor Ort war, habe ich doch von vielen gehört, dass sie sich sehr gefreut haben dich wieder zu treffen. Und auch wir zwei treffen sicher noch einmal zwischen Abchasien und Genf irgendwo aufeinander ;)

    Nun zu dem Fall:
    Die Sache ist natürlich mehr als blöd, auch für uns als Verband. Wir wussten ja bereits länger, dass Westarmenien am Ende nicht spielen kann, da die Nordzypriotische Regierung nicht für die Sicherheit der Spieler garantieren kann. Ganz egal was die Türkei nun damit zu tun hat, finde ich die Erkenntnis, dass Fußballer einer bestimmten Ethnie wegen ebendieser nicht sicher sind in Nordzypern doch erschreckend.
    Besonders traurig macht uns diese Situation vor allem auch, weil sowohl der nordzypriotische Verband, als auch die nordzypriotischen Spieler und Schiris selbst das westarmenische Team durchaus Willkommen heißen würden. Insbesondere die Schiris aus Nordzypern sind in regem Kontakt mit den Westarmeniern, mit denen sie sich in Abchasien so gut verstanden haben.
    Obwohl wir um die Probleme wussten, haben wir bewusst auch Westarmenien zur Wahl gestellt und nicht "vorher von der Liste verschwinden lassen" oder sie zum Rücktritt überredet o.ä. Wir wollten durchaus zeigen, dass Westarmenien von der Mehrheit der CONIFA Mitglieder sehr willkommen ist, sonst wären sie nicht gewählt worden.

    Was dann folgte, ist für uns sehr schwierig. Wir hätten sicher ein Machtwort sprechen können und die EM daraufhin komplett abblasen können. Damit hätten wir jedoch dem nordzypriotischen Verband natürlich extrem geschadet. Und allen anderen Teilnhehmern selbstverständlich auch. Alternativ hätten wir per Machtwort Westarmenien ausschließen können, auch das wollten wir nicht. Daher haben wir es uns eventuell "zu einfach" gemacht und eben diese Entscheidung unserern Mitgliedern überlassen.

    Um es kurz zu machen:
    Wir sind absolut nicht glücklich mit dem Ausschluss von Westarmenien. Ich persönlich habe schon vor Monaten dem Präsident von Nordzypern einen entsprechenden Brief zukommen lassen.
    Wir haben es uns vielleicht zu leicht gemacht. Wir waren aber auf jeden Fall völlig transparent.
    Und so müssen wir nun am Ende zähneknirschend mit einer unglücklichen, aber demokratischen, Entscheidung leben.

    Trotz allem hoffe ich natürlich, dass du uns gewogen bleibst Freeman! Ich bin im Juli wieder im Kaukasus. Definitiv in Südossetien, Tschetschenien und Ingeschetien, vielleicht aber auch nochmal in Abchasien. Vielleicht trifft man sich ja!

    Liebe Grüße,
    Sascha, Generalsekretär der CONIFA.

  1. Jolex sagt:

    Sehr geehrter Herr Dürkop,
    Vielen Dank das sie zum Thema Stellung beziehen.
    Dies zeigt das sie transparent bleiben wollen und auch das dieser Blog plus seine Mio Leser wahrgenommen und gewichtet werden.
    Ich wünsche jetzt einfach mal im Namen der ASR-Leser dass das Turnier ein Erfolg wird und friedliche Spiele werden.
    Freundliche Grüsse
    Ralph