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Island als Vorbild für die PIIGS-Länder?

Samstag, 11. Dezember 2010 , von Freeman-Fortsetzung um 12:05

Der einzige Weg für die sogenannten PIIGS-Länder aus ihrer schweren Finanzkrise herauszukommen, ist der Ausstieg aus dem Euro, die Wieder- gewinnung der Souveränität über die Finanzpolitik, Wiedereinführung einer eigenen Währung und die Abwertung dieser, um die Wirtschaft anzukurbeln. Island könnte ein Vorbild sein, denn sie sind nach dem Zusammenbruch der Banken 2008, auf dem Weg zu einer Wirtschaftserholung. Der krampfhafte Versuch am Euro festzuhalten, koste es was es wolle, verlängert nur das Sterben und schmerzhafte Leiden.

Schwedens Wirtschaftszeitung Dagens berichtet, dass Island sich erholt und es langsam wieder aufwärts geht. Das Land hat wieder ein positives Wachstum des BIP im vergangenen Quartal, das erste Mal seit zwei Jahren.

Die Überschrift des Artikels lautet: "Die isländische Saga nach dem Zusammenbruch 2008 wird ein Happy End haben".

Es zahlt sich nun für die Isländer aus, dass sie ihre Währung massiv abgewertet haben, eine Durststrecke durchmachten und der Lebensstandard entsprechend sank. Dagans berichtet, die Haushalte die sich zum Höhepunkt der Spekulationswelle noch Häuser kauften, haben immer noch zu kämpfen, aber die Gesamtsituation ist besser als Ende 2008.

Die Arbeitslosigkeit in Island liegt bei 6,4 Prozent, viel tiefer als in den ums Überlebenden kämpfenden Ländern der EU, wo die Zahl bei über 20 Prozent und mehr liegt. Die Durchschnittszinsen sind von 18 Prozent auf 4,5 gefallen.

Die Zeitung schreibt, der Hauptgrund für den Wandel und langsamen sichtbaren Aufschwung ist die Tatsache, die Isländer haben ihre eigene Währung massiv abgewertet. Ihre Finanzpolitik wird nicht von Frankfurt aus durch die EZB diktiert und so können sie durchziehen was für sie am besten ist.

"Die Krone war extrem überbewertet," sagte Ársæll Valfells, Wirtschafts- professor an der Universität háskóli Island in Reykjavik. Island sah aus wie Dubai, mit dicken Autos und sonstigen importierten Luxus. Sie lebten über ihre Verhältnisse.

Jetzt kommen sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Durch die Abwertung ist der Import von Waren zu teuer und die inländische Wirtschaft wird angekurbelt. Das Geld wir lokal ausgegeben. Isländische Produkte sind auf dem Weltmarkt wieder konkurrenzfähig.

Diese Möglichkeit haben die Euro-Länder wie Portugal, Irland, Italien, Griechenland oder Spanien nicht, da sie in der Einheitswährung gefangen sind und nichts selber bestimmen dürfen.

"Wir sind noch nicht auf festem Boden. Aber wir sind in der Genesung", sagte Valfells. Bei den PIIGS-Ländern sieht es eher nach einem weiteren Absturz aus.

Im Artikel steht, auch wenn Island sich erholt, liegt noch ein langer Weg vor ihnen.

Die Frage lautet deshalb, wann werden die krisengeschüttelten Länder in der Eurozone einsehen, sie müssen den Ausstieg aus dem Euro wagen, um sich zu retten? Was jetzt abläuft ist Selbstmord.

Hier der Originalartikel auf Schwedisch.

Zur Erinnerung, der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verkündete vor dem Deutschen Bundestag am 23. November: "Wir schwimmen nicht im Geld, wir ertrinken allenfalls in Schulden und versuchen, uns dagegen zu wehren.“ Das zeigt wie dramatisch die Situation auch in Deutschland ist.

Im folgenden Video hört was ein "Mann auf der Strasse" über die katastrophale Situation in Irland zu sagen hat. Der Grund für die Finanzkrise ist "Gier, Gier und noch mehr verdammte Gier und billiges Geld!":

insgesamt 23 Kommentare:

  1. gerina sagt:

    Auch wenn ich jetzt nicht auf Deinen Artikel eingehe...freeman, aber das möchte ich loswerden:
    Danke an alle, die in Stuttgart sind !!!! Ich konnte aus Krankheitsgründen leider nicht fahren.
    Ich erfuhr gerade aus der Liveschaltung, dass über 50 OOO Demonstranten auf der Straße sind. Großartig, dass der Protest unvermindert weitergeht !! Das gibt Mut und Zuversicht und zeigt, dass sich die Gegner von der Schlichtungsschow nicht haben täuschen lassen....

  1. Looking sagt:

    Denke nicht, dass eine Rückkehr zur guten, alten DM soo viel ändern würde. Nach einer Weile würde der Zins und Zinseszins genau wieder dasselbe bewerkstelligen wie schon immer.
    Ich glaube dass das System des "Wörgl-Geld" unser einziger Ausweg ist, bzw ein Finanzsystem, dass nach z.B. Silvio Gesells Modell funktioniert.
    Nur dadurch wäre man vor ALLEN (herbeigeführten) Krisen des jetzigen Finanzsystems sicher.
    Und JEDER müsste für sein Geld arbeiten.
    Sinnloses Geldhorten, um nur vom Zins reicher zu werden, würde nicht mehr funktionieren.
    Wohlstand wäre für JEDEN Bürger garantiert.
    Nur die jetzige "EliteLobby" hätte halt keine Macht mehr, sondern es wären einfach Menschen? wie andere auch.
    Das Kriegspielen und Weltregieren und Menschehitsreduzierung etc. wären vorbei.
    Das ginge allerdings nur mit Zustimmung und Hilfe jeden Bürgers,des Volkes.
    Meine Meinung: Änderungen, mögen sie scheinbar noch so gross sein, im bestehenden System, können nicht die Lösung bringen, niemals.
    Auch wenn sie vllt anfangs gans verlockend klingen.
    Das System in seiner Gänze muss sich ändern.
    Dann, und nur dann geht es wirklich aufwärts.

  1. poporella sagt:

    eine ziemlich dumme Frage" wann werden die Länder austreten"
    Da die Gläubiger darüber bestimmen, darüber haben die Länder ihre Souveränität verloren das zu entscheiden. Man sieht es an Irland ganz deutlich.
    Ergo sie sind verdammt in der Schuldenfalle Euro zu bleiben und werden ausgeblutet...ach moment so was kennen wir doch schon aus der Weimarer Republik..was daraus geworden ist weiß ja jeder -> Verweigerung der Reparationen-> Krieg!

  1. Fruitjoke sagt:

    Ich frag mich wie es in der Schweiz und Norwegen ausschaut, da diese Laender ja auch keinen Euro haben. Der Franken ist ja schon seit Monaten knapp 1:1 mit dem US Dollar, ja so beschissen schauts fuer die Ammis aus...Gute Nacht.

  1. LAWL sagt:

    http://de.euronews.net/2010/12/10/putin-kritisiert-assange-festnahme/

  1. caw rock sagt:

    ... wenn auch nur ein Land aussteigt ist der EURO Geschichte und der letzte Rest des einst so hehren europäischen Gedankens gleich mit!

    Nur Wetten auf den Zeitpunkt bringen noch Quote!

    caw

  1. drdre sagt:

    Richtig, der Vorschlag von Henkel einen süd und nord Euro einzuführen ist doch nichts anderes als es für das globale Kapital einfacher zu machen weiter den Zugriff auf die Finanzen der Eu - länder auszuüben. Und damit die Völker weiter bestehlen zu können.
    Raus aus dem Euro kann nur die Antwort von Griechenland, Portugal, Spanien , Italien sein... ob sich allerdings die Handlanger des Kapitals sprich die Politik dazu durchringen kann, bleibt abzuwarten.

  1. Anti-Slave sagt:

    Spanien wird sich so lange wie möglich sträuben gegen einen €-Ausstieg.
    Seit Jahrzehnten hängt Spanien an der Brust von Europa und wurde dicker und dicker.
    Die Bürokratie ist mittlerweile typisch europäisch. Aber nachwievor lahmarschig wie vor 30 Jahren - da habe die lieben Spanier nichts gelernt und daran werden sie zugrunde gehen.
    Ich warte seit über 3 Jahren auf die Baugenehmigung für mein Haus. Die Spanier sind an Langsamkeit nicht zu übertreffen. Die Bürokratie ist DEUTLICH schlimmer als in Deutschland. In Deutschland hat man wenigstens Rechte. In Spanien legt der Beamte deinen Vorgang einfach wieder unter den Stapel, wenn du ihn nervst - und du kannst nichts dagegen machen.

  1. tonycat sagt:

    Genau so und nicht anders: NICHT auf die EU (Brüssel, EZB, Bankster) hören, sondern einfach selber Kopf, Herz, Verstand und Hand nutzen. Eigene Währung, eigene Arbeit, eigene Früchte - keine ausländische Zins- und Finanzdiktatur-Mafia. Ganz einfach: Volksentscheid für DM oder Euro, Austritt aus der EU ohne bürgerliche demokratische Verfassung), andere (leider noch Kleinparteien) wählen, selber das richtige hier und jetzt tun.

  1. Kaygeebee sagt:

    Die EU-Bürokraten in Brüssel und die allmächtigen Finanziers in Frankfurt werden NIE einsehen das die EU-Großbaustelle "EURO" mittlerweile in sich zusammenbricht.

    Selbst wenn sie es einsehen würden, so würden sie niemals zurückrudern und jedem Land seine Währung zurückgeben. Dafür stehen zu viele hoch bezahlte Jobs auf dem Spiel, und kein Banker und Beamter hört es gerne das er arbeitslos wird XD

  1. lola sagt:

    Schäuble will Frankreich und Deutschland in einen Topf schmeißen.... so gern ich in Frankreich lebe, ich frage mich immer wieder, wie Frankreich existieren kann, es ist ein Mysterium für mich. Als es einen Zentimeter Schnee hatte, war das Verkehrchaos vorprogrammiert... Vielleicht bekommen wir dann auch die französische Streikkultur zu Spüren, welche sich zumeist aus Lehrern samt ihren Schulklassen zusammensetzt, und eigentlich nur bei Sonnenschein stattfindet....
    Wunderbare Aussichten!

  1. GeoChef sagt:

    @ Anti-Slave: Ganz zu schweigen davon, dass die spanischen Fluglotsen ein fürstliches Gehalt kassieren, was dann auch die EU tragen müsste, wenn der spanische Flugverkehr nicht lahmgelegt werden soll, sobald Spanien einen Bailout braucht. Hat man ja letzte Woche gesehen, wie die Jungs draufsind.

  1. Aber auch dies:
    Der Schweizer Tagesspiegel berichtete, dass wegen dem Zusammenbruch des isländischen Bankensystems, sich die ehemalige politische Führung des Landes bald vor Gericht verantworten muss. Eine Kommission des isländischen Parlaments fordert die Einberufung des Gerichts.
    Die Kommission wirft den Politikern grobe Fahrlässigkeit vor, die zur Bankenkrise führte. Der Ministerpräsident Haarde habe über den Zusammenbruch der Banken gewusst und habe nicht rechtzeitig etwas unternommen.
    Ende des Zitats.
    Werden auf dem europäischen Festland auch die Gerichte endlich den Mut haben diesem Beispiel zu folgen?Den hier geht das Spiel in Brüssel und seitens George Soros und Co.die teuflische Spekulation weiter...

  1. David sagt:

    @looking:
    Das ist der zentrale Satz: "Nur die jetzige 'EliteLobby' hätte halt keine Macht mehr, sondern es wären einfach Menschen? wie andere auch."
    Bevor diese Leute ihre Macht "abgeben", stürtzen sie die Welt lieber in einen globalen Krieg. Bevor sich diese "Elite" zu "einfachen Menschen" rechnen lässt, muss sie auf die Guillotine: denn nur tote Menschen sind alle gleich und "einfach". Die framzösische Revolution hat es uns gezeigt - und sofort war das "Machtvakuum" durch eine neue Elite gefüllt, "Bürger", die die "Tugend durch Terror herrschen" liessen.

  1. SigmaEpsilon sagt:

    Wie schon ein anderer hier kommentiert hat, bringt es nichts aus dem Euro auszusteigen. Das System ansich ist faul. Geld ist ein Mittel zum Zweck, es ist kein Produkt mit dem man Geld verdienen kann/soll/darf. Uebrigens habe ich mir vor Kurzem die Liste mit den 20.000 fuehrenden Freimaurern durchgelesen und, welche Ueberraschung, darin den Namen unseres "Herrn" Premiers Papandreou gefunden. Desweiteren auch den des Fuehrers der zweiten Partei Griechenlands, Antonis Samaras, und auch den unseres Finanzministers Papakonstantinou. Mit anderen Worten: Egal wen wir waehlen, wir sind so oder so verloren, da unsere Fuehrer allesamt Handlanger des Kapitals sind. Und da wir Schafe uns ja nicht einigen koennen, werden diese "Herren" weiterhin ihr Spiel spielen und uns auslachen. Genau, wir sitzen in der Sch....e und die lachen sich einen. Denen vergeht das Lachen nur, wenn wir die Knueppel rausholen. Auch wenn das keine Loesung ist. Hier in GR kursieren immer noch Geschichten aus den Zeiten des WW2, wo die einfachen Leute zu Dutzenden verhungerten, die Reichen aber immer noch einen vollgedeckten Tisch hatten. Leider, wenn es hart auf hart kommen sollte, werden die Handlanger des Kapitals, fruehzeitig gewarnt, sich mitsamt ihres Besitzes aus dem Staub machen. Nur mit einer organisierten, ploetzlichen Nacht und Nebelaktion koennte man ihrer habhaft werden. Aber Schafe koennen sich nicht organisieren. Sie trotten einfach nur der Herde nach, kopflos, ziellos. :((

  1. DocMatisch sagt:

    "Den Gebietenden macht nur der Gehorchende groß."
    Friedrich Schiller

  1. Anonym sagt:

    Die neue isländische Regierung (Sozialdemokratische Allianz und Grüne) sind schon dabei, alles wieder zunichtezumachen: Im Juli beantragte das isländische Parlament die Aufnahme in die EU.

    Nur ein Kurs der Unabhängigkeit, sowohl von der EU und ihren Institutionen als auch vom IWF und den USA garantiert ein weiteres Vorankommen. Sind sie erstmal in der EU, dann haben sie keinerlei Spielräume für einen unabhängigen Entwicklungs- und Sanierungsweg wie jetzt noch.

    Alle Errungenschaften, die die Bewegung letztes Jahr gebracht hat, wären wieder dahin.

    Übrigens haben wir jetzt den direkten Vergleich:

    Wer kommt besser mit der Krise zurecht? Ein Land, das seine eigene Währung behalten hat wie Island oder ein Land wie Griechenland, das seine Währung und damit auch seine Unabhängigkeit preisgegeben hat?

    Die Antwort ist eindeutig: ein Land wie Island.

  1. SR sagt:

    Angenommen alle Nationalstaaten besäßen ihr eigenes monetäres Hoheitsrecht. Sehen wir nicht jetzt schon, was für ein Währungskrieg zwischen den USA und China läuft. Wie wollen sich da erst kleine Staaten außerhalb eines Bündnisses behaupten können. Alle müssen exportieren, jeder würde seine Währung abwerten wollen. Die Kleinen bleiben dann zuerst auf der Strecke.

    Das Problem ist der fallende Profit im Verhältnis zum stetig steigenden Investitionsaufwand der Realwirtschaft/modernen Industrie auf der einen Seite und den zunehmend durch höhere Arbeitsproduktivität eingesparten mehrwertschaffenden Arbeitskräften auf der anderen Seite. Diese anwachsenden Investitionsauslagen versuchen alle nun durch fiktives Geld (Kredit) zu deckeln. Da dieser Kredit + Zins auch irgendwann wieder zurückgezahlt werden muss, aber der erarbeitete/unterschlagene Mehrwert des Lohnarbeiters dies nicht ausreichend deckeln kann, wird überall mit dem Geld manipuliert und vor allem vermehrt das Auspressen der Arbeitskraft forciert. Das wiederum führt alles zu deflationären Erscheinungen, d.h. die eigentlich immer billiger produzierten Produkte müssen durch den Konkurrenzdruck auch immer billiger angeboten werden und natürlich auch wegen der ausbleibenden potenten Käufer; und der Profit realisiert sich so aus dem Verkauf der Ware noch weniger. Alles zusammen ein Teufelskreis, der hier noch lange nicht vollständig aufgezeigt ist.

    Keine Rettung mehr in diesem System – entweder totaler Ausbruch aus diesem Profitsystem oder Barbarei; und dann ganz gewiss mit „jähzornigen“ Ausbruch der „Überlebenden“.

  1. Anonym sagt:

    @SR

    Die sog. Kleinen bleiben erst Recht auf der Strecke, wenn sie in den großen Verbänden bleiben wie dem der EU und wenn sie dann auch noch ihre eigene Währung einer Einheitswährung opfern müssen, von deren Einführung nur die wirtschaftlich stärksten Länder wie Deutschland und Frankreich und ihre Eliten profitieren und profitiert haben, was der Grund für die Schaffung der EU war.

    Innerhalb des Euro haben sie nicht die Möglichkeit, ihre Währung abzuwerten, um dadurch ihre Wirtschaft durch bessere Exportmöglichkeiten wieder anzukurbeln und die Schulden abzutragen. Sie bleiben am Tropf der internationalen Geierorganisationen, besonders an dem des Internationalen Währungsfonds und sind aus der Abhängigkeit fremder Banken nicht zu befreien.

    Was die Arbeiterklasse angeht, würde auch sie bei uns durch die Wiedereinführung der ehemaligen Währung profitieren, weil sie bei einer Abschaffung des Euro nur noch dem nationalen Klassengegner Großkapital/Hochfinanz gegenüberstehen würde, aber nicht mehr einem übermächtigen bürokratischen, internationalen Monster. Es ist ungleich schwerer im europäischen Rahmen etwas für die arbeitenden Menschen herauszuholen als auf nationaler Ebene.

    Das heißt die Kampfbedingungen für die Arbeiterklasse würden sich verbessern. Auch für eine Demokratiebewegung stellt der nationale Rahmen einen günstigeren Rahmen dar. Erst recht für Länder wie Griechenland mit langer demokratischer Tradition - ein Land, das heute von Brüssel aus regiert wird und vom Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank und damit seine nationale Unabhängigkeit eingebüßt hat.
    Und die Wiedergewinnung der nationalen Unabhängigkeit ist heute die Tagesaufgabe, aber nicht die Abschaffung des kapitalistischen Systems. Das ist erst der nächste Schritt.

    Wenn schwächere Länder also die Möglichkeit haben, ihre eigenen Währungen ab- oder aufzuwerten und die Währungshoheit behalten, werden sie weniger angreifbar für das internationale Bankkapital, die Hedge-Fonds usw. Für die Bevölkerung bedeutet es, einen Geier weniger ausgesetzt zu sehen und nur noch dem nationalen, was ein Fortschritt ist.

    Das bedeutet natürlich noch nicht das Ende des kapitalistischen Systems, aber die Rahmenbedingungen für antikapitalistische Kämpfe wären ungleich günstiger.

  1. SR sagt:

    @xabar - Ich habe hier nicht den Währungsabwertung-Spielraum für kleine Staaten von „Freeman“ bestritten, dass sollte hier schon jedem klar sein. Mir geht es darum zu zeigen, dass es letztlich einerlei ist, und dass es „immer“ die Kleinen/Schwachen (auch Kapitalien) am härtesten trifft. Sie gewinnen dann einen „Vorteil“ beim Abwerten, aber dafür wieder Nachteile in anderen globalen Interessensfragen oder z.B. in der „Reisefreiheit“ für die einfachen Leute („unbezahlbar“). Natürlich wollen alle ein sinkendes Schiff verlassen, wenn ihre Wirtschaft noch besondere Ressourcen hat (z.B. Tourismus, Fischerei etc.). Aber genauso gut könnten wir um die Autonomie jeder kleinen Insel kämpfen, ohne die globalen Grundprobleme wirklich gelöst zu haben. Und betreffend der lokalen Bevölkerung, die gegebenenfalls ihre korrupten Herrschenden erfolgreich im Meer „versenken könnten“ – da landen aber gleich neue Herren an. (Wäre dies nicht so, dann würde eine hundertfach höhere Demonstrationsbeteiligung überall vorherrschen – die Leute sind doch nicht alle Schafe, sie sehen nur keine adäquate lokale Lösung.)

    Ich persönlich war kein Verfechter des EURO, aber es geht einigen nur darum, „im Meer der Armut“ eine Mauer um die „Wohlstandszentren“ zu ziehen, und genau dies ist längerfristig gesehen Illusion in einer globalen Wirtschaft, die ganz andere Sorgen hat – und dies gilt auch für die AK (siehe stalinistische Einmauerungspolitik). Mit der vergeudeten Zeit für Abschottungsillusionen werden nur die Leiden der Kleinen und die vollgestopften Geldstrümpfe der Großen verlängert. Die Monopole würden alle Abschottungen überwinden. Werden sie daran gehindert, schicken sie nach Blockaden „die Killer“ (WK III !!). Auch werden meistens nur die Erfolge propagiert, über die angerichteten Katastrophen redet später keiner mehr. (Bei Island ist es jedoch so, dass es weiterhin zum westlichen Einflussbereich gehört, und so natürlich den Schutz wie in einem Bündnis genießt. Tauchen da z.B. chinesische „Kanonenboote“ auf, so wäre aber der Teufel los.)

  1. Gib mir mal ein Beispiel von deiner Behauptung, kleine Länder mit eigener Währung die abgewertet haben hätten ihre Reisefreiheit eingeschränkt? Das würde mich interessieren. Ich kenne nämlich keins.

    Und mich würde auch interessiern, wann China eine Kanoneboot-Diplomatie betrieben hat? Ich kenne nur, dass die Briten und Amis das gemacht haben oder machen.

  1. SR sagt:

    @Freeman
    2. Das mit China, ist nur eine fiktive Verdeutlichung – deshalb in Anführungsstrichen (in Anlehnung an manchen Schurkenstaatenseher+ Kanonenbootpolitik-Symbolik). Derzeit würden solche Auseinandersetzungen um die Einflusssphären auch viel subtiler ablaufen/geregelt – bei internationalen Ausschreibungen von Aufträgen, Konzernniederlassungen usw.

    1. Wenn die einfache Bevölkerung mit abgewertetem eigenem Geld reisen will, muss sie mehr davon erarbeiten/mitnehmen/umtauschen um im Ausland die eigene Existenz weiter aufrecht zu erhalten, wo dann alles teurer erscheint. Das kann dann sogar sehr beträchtlich sein (Siehe zeitweiligen den DM-Dollar-Umtauschkurs vor einigen Jahren.).

  1. Anonym sagt:

    @SR

    Abschottung kann gut sein, z. B. wenn man gegen das Eindringen von Hedge-Fonds, die sich vehement gegen Barrieren wehren, mit nationalen Gesetzen strikt vorgeht, um den Ruin, den Aufkauf der und das Spekulieren mit der eigenen Industrie und Währung zu verhindern. Das hat mit Stalins Abschottungspolitik nichts zu tun. Das war etwas ganz anderes.

    China betreibt tatsächlich keine Kanonenbootpolitik. Meines Wissens hat China nach der Gründung der Volksrepublik im Oktober 1949 nur ein einziges Mal ein fremdes Land überfallen, und das war heftig: 1978 oder 1979 den Norden Vietnams und holte sich eine blutige Nase.

    Aber der große Vorsitzende Mao Tse-tung pflegte gute Beziehungen zu Diktatoren wie Mobuto Sese Seko von Zaire, zum philippinischen Diktator Marcos, zum Faschisten Pinochet oder zur UNITA in Süd-Westafrika, die von der CIA gegen die angolanische Befreiungsbewegung gegründet wurde.
    Unter Mao Tse-tung wurden auch Waffen an die mörderischen Khmer Rouge in Kambodscha geliefert (nach dem Besuch von Pol Pot bei Mao Tse-tung in Peking 1975) und was die damit gemacht haben, wissen wir.

    Sieht man sich aber an, wie China heute in Afrika oder Lateinamerika vorgeht, so hebt sich das wohltuend vom Neokolonialismus des Westens ab: Beispiel Zimbabwe oder Sudan: Handelsbeziehungen auf Tauschbasis, auf der Grundlage der Gleichberechtigung.