Nachrichten

Die Massenstreiks in Frankreich gehen weiter

Montag, 11. Oktober 2010 , von Freeman-Fortsetzung um 15:43

Am Wochenende fanden wieder Massenproteste gegen die einschneidenden Massnahmen der französischen Regierung statt. Diesmal wurden die Häfen betroffen und am Dienstag gehen die Bahnangestellten in den Ausstand, der ganze Zugverkehr in Frankreich wird lahmgelegt. Die Regierung hat vor volkswirtschaftlichen Schäden gewarnt.

Die Häfen in ganz Frankreich stehen vor einem Stillstand, nach dem die Hafenarbeiter gegen die Pläne von Sarkozy das Rentenalter zu erhöhen protestierten. Schiffe voller Container werden in Marseille nicht entladen und an den Ölentladehäfen wie Fos-sur-Mer und Lavera geht der Streik schon den 14. Tag.

Mehr als 50 Schiffe, einschliesslich Öltanker, liegen vor Marseille und die Fracht wird nicht gelöscht, nach dem die grösste französische Gewerkschaft CGT zum Streik aufgerufen hat.

Der Containerhafen in Le Havre ist ebenfalls stillgelegt, nach dem die Kranfahrer aus Protest die Arbeit niederlegten. Auch in den Häfen von Rouen, Dünkirchen, Nantes und Saint-Nazaire gibt es Störungen, während Bordeaux komplett lahmgelegt ist.

Nur die Passagierschiffe und Fähren können normal operieren.

Auf Korsika fand ein Sturm auf die Tankstellen mit Panikkäufen statt und eine grosse Zahl der Zapfsäulen sind leer, weil die Tankschiffe nicht ankommen. Die Regionalregierung musste die Rationierung einführen und zur Ruhe ausrufen.

Die Regierung warnt vor Konsequenzen und droht den Arbeitern in Marseille, der Hafen dort würde in die Bedeutungslosigkeit fallen, wenn sie nicht den Streik beenden. Ausserdem kann es zu Benzinknappheit kommen, wenn den Raffinierien der Nachschub mit Rohöl fehlt.

Am Dienstag streikt das französische Bahnpersonal und der ganze inländische Schienenverkehr wird davon betroffen sein. Auch die Züge von und ins Ausland werden grösstenteils nicht fahren.

Auch Lehrer, Lastwagenfahrer und Postmitarbeiter haben angekündigt, sich an dem Streik zu beteiligen. Die Gewerkschaften erwarten eine ähnlich hohe Teilnehmerzahl wie bei den Aktionstagen der vergangenen Wochen, als nach ihren Angaben zuletzt rund drei Millionen Menschen auf die Strasse gegangen waren.

Es ist interessant wie die Medien gar nicht oder nur ganz wenig über die vielen Streiks und Demonstrationen die überall in Europa schon seit Wochen stattfinden berichten. Von Portugal über Spanien, Frankreich, bis nach Griechenland und in Osteuropa bis hinauf in die baltischen Länder, überall brodelt es. Sollen wir nicht wissen was tatsächlich passiert, den falschen Eindruck bekommen, die Lage in Europa ist ruhig und alles ist in Ordnung? Sieht so aus.

Verwandte Artikel:
Griechenland wird sich in eine Kriegszone verwandeln
Europa protestiert gegen die Sparpläne
Die Ablenkungsmanöver von Sarkozy
Adéu, Espanya

insgesamt 14 Kommentare:

  1. Thurnus sagt:

    Streiks und aktiver Widerstand bringen bedeutend mehr als "Volksfeste" ala Stuttgart 21.

    Informationsverbreitung nebst Demonstrationen haben noch etwas verändert. Die Infos lesen ohnehin nur die die dafür offen sind. Und die Demos lullen die Aktiven lediglich in das Gefühl etwas zu tun. Solange sie aber mit solchem Unfug beschäftigt sind kommen sie nicht auf den Gedanken etwas wirklich Gefährliches zu tun. - Die Elite lacht sich ins Fäustchen.

    Was dem System wirklich schaden könnte: http://www.steuerboykott.org/

    Die Seite setzt zwar ebenfalls auf blödsinnige Infoverbreitung, bietet aber auch eine Liste von Gegen-Massnahmen. Über deren Sinnhaftigkeit kann man sich zwar auch streiten, aber wenigsten ist das zugehörige Forum etwas erhellender.

  1. Ich bin davon überzeugt, daß wir nicht einmal 10 % mitbekommen was in Europa los ist, und das auch nur Dank so unermüdlicher Aufklärer wie Du einer bist. Habe mich heute nachmittag ein paar Stunden mit S21 beschäftigt und war hellauf begeistert, daß die Montagsdemo in Stuttgart so groß geworden ist. Das kommt nicht annähernd über die Massenmedien rüber. Die halten schön den Ball flach. Aber es wird nichts nützen. Immer mehr Menschen wachen auf.

  1. Anonym sagt:

    Es sind zwei weitere Protesttage geplant: der 12. und der 16. Oktober, zu denen die sechs großen französischen Gewerkschaften aufgerufen haben, darunter die sozialistische CFDT und die kommunistische CGT. Sie ziehen alle am gleichen Strang! Das Neue: auch die Jugend beteiligt sich jetzt voll an den Protesten, was bisher (ganz im Unterschied zu uns) nicht so der Fall war. Sarkozy läuft das ganze Volk davon.

    Aber dieser zusätzliche Druck ist notwendig, weil der französische Senat schon zur neuen Altersregelung (Rente erst ab 62, statt ab 60, die volle erst ab 67, statt wie bisher ab 65) sein Jawort gegeben hat und Präsidentschaftswahlen erst in zwei Jahren stattfinden.

    Es wird ein sehr schwerer Kampf. Von den Franzosen können die deutschen Arbeiter lernen: Bringt eure sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaftsbosse auf Vordermann oder handelt gegen die Gewerkschaftsführer und tut es den Franzosen gleich. Was das Stuttgarter Bürgertum und die Schüler können, kann auch der deutsche Arbeiter und Angestellte!
    Mit den Regierenden Französisch reden! Wir sollten uns mit den Franzosen solidarisch zeigen, wie die Schweizer mit den Stuttgartern!

  1. Capari sagt:

    @Wolf Warst du schon mal auf einer Demo in Stuttgart bezüglich S21? Das sind keine Volksfeste, dass kann ich dir sagen.

    Gerade solche Großdemos helfen doch perfekt, um ein breites Spektrum an Bürgern erstmal anzusprechen. Besser Demo als weiterschlafen. Durch Demos werden die Menschen auch autark, bedienen sich anderen Informationsquellen und nehmen an verschiedensten Aktionen/Petitionen teil. Ich glaube, so langsam sollte der Elite das Lachen vergehen. Es ist zwar noch ein weiter Weg, aber der Anfang ist teilweise schon gemacht. Wir dürfen den Braten nicht kalt werden lassen.

    Meine Devise lautet: "Demonstrationen = Informationsverbreitung" und umgekehrt.

    S21-Demos sind mittlerweile nicht mehr lokal begrenzt, sondern finden bundesweit statt und international Gehör. Wenn das kein aktiver Widerstand ist, dann hast du wohl eine andere Definition als ich.

  1. Anonym sagt:

    'Wolf' möchte gleich etwas wirklich Gefährliches tun?!

    Und Demos sind 'Unfug'!

    Wenn das stimmen würde, wie er schreibt, dass sich die Elite 'ins Fäustchen lacht' angesichts der Massenproteste, wie erklärt er dann das Rundschreiben des RP, in dem er dazu auffordert die Lehrer, die ihren Schülern gestatten, an den Demos teilzunehmen, zu denunzieren? Wenn sie sich ins Fäustchen lachen würden, würden sie so eine Anweisung nicht an die Schulleiter geben, die ja gerade verhindern will, dass sich immer mehr Menschen an den friedlichen Protesten beteiligen.

    Gerade weil ihnen all dies überhaupt nicht passt, was da passiert, weil sie solche demokratischen Manifestationen des Volkes hassen wie die Pest (weil sie lieber hinter verschlossenen Türen kungeln), versuchen sie mit den Mitteln von Zuckerbrot ('Gesprächsangebote') und Peitsche ('Haut ordentlich drauf, damit ihnen das Demonstrieren vergeht') diese Bewegung, die immer noch im Wachsen und im Reifen begriffen ist, im Keim zu ersticken und wenn das nicht hilft zu spalten.

    Nur der friedliche Massenprotest bringt es, keine 'gefährlichen Sachen', sprich Provokationen. Nur er garantiert, dass die Bewegung weiter in die Breite wachsen kann. Jede Gewalt würde dazu führen, dass diese Bewegung desorientiert und gespalten wird, in 'friedliche Demonstranten' und 'gewalttätige'. Das wollen sie doch gerade! Das ist doch genau ihre Strategie, diese Zweiteilung, Dreiteilung, Vierteilung. Gerade deswegen schicken sie ihre Provokateure in die Menschenmengen, damit die Bewegung nicht mehr friedlich ist und einen anderen Charakter erhält, der zum Ende der Bewegung führen könnte.

  1. Skeptiker sagt:

    Danke Freeman für deine unermüdliche Arbeit.
    Welcher Protest tut den Konzernen am meisten weh? -> Konsumboykott, auf allen nur erdenklichen Ebenen, das ist die wahre Revolution !!!

  1. Thomas sagt:

    @Wolf

    Ich denke auch in einer gewissen Richtung das Demos a´la Stuttgart 21, nicht einmal ansatzweise das bewirken was, andere in anderen Ländern mit Streiks bewirken.

    Ein Generlastreik löst die Lähmung all wirtschaftlichen und finanziellen Kreisläufe aus. Mit einem Streik in gewissen Sektoren hat man die Möglichkeit erst einmal die Finanz- und Wirtschaftselite in die Knie zu zwingen. Das wäre mehr als wichtig, werden wir leider aber nie mehr in Deutschland erreichen, weil alle Gewerkschaften mit zu den Lobbyisten gehören.

    Die Demos zu Stuttgart 21 legen nichts lahm, weder einen Baustopp noch hat es dazu geführt das am Vorabend der Rodung vom Schlosspark die Politiker trotz rechtlicher Einschränkungen, dem ganzen Einhalt boten. Ganz im Gegenteil man setzte mit massiver Polzeigewalt durch was Finanz- Wirtschaft- und Politklobbyisten haben wollen, ihre Projekt S21.

    Aus diesem Grunde kann ich die Meinung durchaus verstehen. Während man hier bei S21 nur auf Ungerechtigkeiten und dem Willen des Volkes baut, sind Streiks die eine Wirtschaft regelrecht lahm legen, dass eigentlich beste Mittel.

    S21 eben Volksfest und Streiks in allen Bereichen... Kampfansage gegen Staat, Politik, Wirtschaft und Lobby. S21 mag eventuell ein Vorreiter sein, das aber wage ich zu bezweifeln. Bis heute hört man absolut nichts von Gewerkschaften, sie halten sich bedeckt und haben sich scheinbar verkrochen, aus Angst nicht selber vor den Politikern zu Verantwortung gezogen zu werden.

    Ich finde die Bewegung derzeit sehr gut und macht deutlich das etwas geschieht. Ich habe aber leider das Gefühl, dass, das ganze sehr schnell wieder verpufft.

    Zu dem Schlichter Herrn Heiner Geißler möchte ich nur sagen, er sollte sich in seinen Fernsehsessel begeben und besser den Mund halten. So könnte er noch einen angenehmen ruhigen, auf Steuerzahlerkosten, Lebensabend verbringen.

  1. lola sagt:

    Man sollte die französischen Streiks jetzt nicht glorifizieren. Sie sind rein von den Gewerkschaften organisiert, beziehen sich in erster Linie auf die Rentenfrage, und haben nichts mit gesellschaftlicher Veränderung zu tun. Der Witz ist dabei, daß die Schüler der Lehrer, die für ein höheres Rentenalter demonstrieren, auch mitgehen. Wissen sie, daß sie diejenigen sind, die das bezahlen, falls das System solange mitmacht?

    Die Medien hier berichten nicht über Stuttgart. Allerdings ist das Potentiel da, für eine tiefgreifendere Unzufriedenheit, aufgrund einiger mafiöser Zuwendungen, zB an Bernard Tapie, aus Steuergeldern. Die Regierung Sarkozy nimmt auch nicht wirklich noch jemand ernst, aber wer tut das schon, in diesen Zeiten?

    Ja, ich sehe auch, die einzige Möglichkeit wird ein Konsumboykott sein. Ein Konsumboykott der Konzerne. Lasst uns das organisieren.

  1. Anonym sagt:

    Ich höre morgens auf der Arbeit (notgedrungen) immer BBC2. Und ich habe nicht bemerkt, daß die in den News über Stuttgart21 berichtet haben. Ich wurde auch nicht von meinen Kollegen gefragt, was da in Stuttgart los ist. Also gehe ich davon aus, die wissen es nicht, weil es nicht berichtet wurde.
    Wieder mal ein Beispiel für die Medienzensur.

  1. Thurnus sagt:

    Ein Konsumboykott wäre auch nur ein Teilbereich eines organisierten Steuerboykotts.

    Um uns thematisch auszutauschen bzw. zu organisieren schlage ich erneut das Forum ganz oben genannter Steuerboykott-Seite vor. Anmeldung nicht erforderlich.

  1. Sehr interesant. Ich verstehe nicht alle, aber ich lerne Deutsch.
    http://legaysavoir.blogspot.com/

  1. lola sagt:

    Ups, sie demonstrieren natürlich für ein niedrigeres Rentenalter.... außerdem könnt Ihr wahnsinnig stolz sein auf das, was grade in Stuttgart geschieht. In Frankreich werden die Zahlen von den Gewerkschaften immens geschönt. So waren in Marseille statt 240000 Menschen 24ooo an den Demos beteiligt, mittlerweile übertreiben die Gewerkschaften so um das Zehnfache. Die gleiche Energie, die nach Stuttgart fliesst, kann in die Frage der Bankenrettungen, in Steuerboykott (Yessss), Sonnenbetriebene Automobile und den Boykott von Wasser in Plastikflaschen fließen.

  1. Anonym sagt:

    @Lola

    Nein, die in Frankreich demonstrieren nicht für ein 'niedrigeres Rentenalter' wie du schreibst, sondern für die Beibehaltung der alten Regelung: Rente mit 60 statt mit 62, die volle Rente mit 65 statt mit 67. Die günstigen Regelungen haben sich die Franzosen in der Vergangenheit durch mächtige Aktionen selbst erkämpft. So sind sie zustande gekommen.

    Außerdem demonstrieren und streiken die Arbeiter in Marseille und anderswo gegen die verschlechterten Arbeitsbedingungen und gegen niedrige Löhne.

    Gestern, am Dienstag, am vierten Aktionstag innerhalb von vier Wochen (schon am 16. kommt der nächste) beteiligten sich laut PressTV 2,5 Millionen Menschen in ganz Frankreich an den friedlichen Aktionen, zu denen fünf Gewerkschaften, darunter die kommunistische CGT, aufgerufen hatten. Auch die Studenten sind jetzt mit im Boot, die bisher abseits standen.

    Die Polizei teilt regelmäßig die Zahlen durch zwei, kommt dann aber immer noch auf 500.000, die in allein in Paris demonstrierten. Frankreich kann stolz sein auf diese Aktionen. Von Rassismus ist dort nichts zu spüren. Die Wucht der Aktionen richtet sich nicht nach unten (so hätten die Rassisten in der Regierung Sarkozy es gern), sondern nach oben, gegen die kleine Minderheit der Finanzelite und ihrer politischen Wasserträger, darunter der Zionist und Rassist Sarkozy, der auf die Roma und die Burka-Trägerinnen eindrischt wie Sarrazin hier auf die Hartz IV-Leute und die Muslime.

    Deine Behauptung, die Gewerkschaften würden Zahlen manipulieren, dürftest du wohl aus den Mainstream-Medien haben. Du brauchst dir nur die Luftbilder anzusehen, und dann siehst du, was wirklich los war. Solche Luftbilder hast du nie in unseren Medien.

    Ob man Steuerboykotte usw. machen sollte, auf Plastik verzichten sollte usw. wollen wir mal den Stuttgartern überlassen. Oberlehrer gibt es genug in Deutschland. Es geht erst mal um den Baustopp, der erreicht werden muss: Das ist jetzt vorrangig.

    Die Durchsetzung eines solchen Baustopps wird Mut machen, wird zeigen, dass man was erreichen kann.

  1. Capari sagt:

    @xabar Ich glaube nicht, dass es durch Verhandlungen zu einem Moratorium kommt. Bahnchef Grube hat das ja gestern bei der Preisverleihung des Merkurs ausdrücklich gesagt (sein krasser Sinneswandel ist mir immernoch ein Rätsel). Auch Heiner Geißler sieht die Chancen eher als gering an, genauso wie die Gegner.

    Im Prinzip ist es aber egal ob Baustopp oder nicht. Die Demonstrationen lassen sich nicht durch ein einfaches "Nein" verjagen. Sie werden den ganzen Bau von S21 verfolgen und standhaft bleiben.

    Ich bin trotzdem sehr gespannt wie es sich jetzt in den nächsten Tagen weiterentwickelt.