Dienstag, 31. Januar 2023

Welt - Amis profitieren ; der Rest der Welt zahlt

 


Ausschnitte aus einem Focus-Artikel (https://m.focus.de/politik/experten/gastbeitrag-von-gabor-steingart-wenn-in-osteuropa-die-kanonenkugeln-donnern-klingelt-in-amerika-die-kasse_id_184530171.html):


Wenn wir mit dem Röntgenblick des Egon Bahr unsere heutigen außenpolitischen Beziehungen durchleuchten, müsste insbesondere das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika einer Neubewertung unterzogen werden.


Ein europäisches Eigeninteresse würde sichtbar, das im Kontrast zu den gefühlvollen Treueschwüren der transatlantischen Community steht:


1. Die USA spielen bei Big Tech gegen Europa. Ohne Rücksicht auf Verluste werden die Daten europäischer Internetnutzer von Google, Facebook und Co. abgesaugt und einer kommerziellen Nutzung zugeführt.

Die Gewinne fallen in den USA an, sodass auch der hiesige Fiskus nicht wirklich profitiert.


2. Der Inflation Reduction Act hat mit der Inflationsbekämpfung wenig zu tun. IRA ist der Tarnname für das größte industrielle Abwerbeangebot, das je eine Nation einem anderen Wirtschaftsraum unterbreitet hat.


Mit Anreizprämien in der Größenordnung von 370 Milliarden US-Dollar, das entspricht dem dreifachen Jahresgewinn aller DAX 40 Unternehmen, sollen europäische Industrie-Unternehmen der energieintensiven Sorte zur Produktionsverlagerung in die USA verführt werden. RWE und Siemens sind dem Charme der hohen Subventionen bereits erlegen.


3. Ein zu Wasser, in der Luft und zu Land geführter Krieg gegen Putin liegt im amerikanischen, aber nicht im europäischen Interesse.


4. Ein Wirtschaftskrieg gegen China – Stichwort Decoupling – nutzt den Amerikanern und schadet den Europäern. Der Grund: Amerika besitzt den – gemessen in Dollar – weltgrößten Binnenmarkt und hat seine Rolle als größter Exporteur der Welt vor Jahrzehnten bereits verloren.


Deutschland und China hingegen sind in diese Rolle hineingewachsen, was die amerikanische Wirtschaft nicht ruiniert, aber schmerzt.


Klaus von Dohnanyi schrieb dazu in seinem Buch „Nationale Interessen“ in Bezug auf die amerikanische Chinapolitik: „Die Verschleierung ihrer Machtinteressen mit humanitären Argumenten hat für die USA Tradition und darf uns nicht täuschen.“


5. Die Reputation der Amerikaner ist in weiten Teilen der Welt schwer beschädigt. Ihr Alliierter und Freund zu sein ist – anders als direkt nach dem Zeiten Weltkrieg – keineswegs mehr der Passierschein für eine honorige Reputation und gute Geschäfte.


Der vom CIA durchgeführte Umsturz im Iran, als man eine demokratisch gewählte Regierung zugunsten des Schah von Persien eliminierte, endete 26 Jahre später mit dem Sieg der Ayatollahs.


Der Vietnamkrieg, der Einmarsch im Irak und auch die 20 Jahre währende Besetzung Afghanistans haben der Begeisterung für den Westen geschadet.

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