Von www.anti-spiegel.ru
Wie die USA sich an der Ukraine-Krise eine goldene Nase verdienen
Für die USA waren Kriege immer in erster Linie ein Geschäft. Es gibt, vielleicht mit Ausnahme des Vietnamkrieges, in den letzten über 100 Jahren keinen Krieg, an dem die USA direkt oder indirekt beteiligt waren, der für die USA kein wirtschaftlicher Erfolg gewesen wäre. Das ist allgemein bekannt und daher bekomme ich immer wieder Mails mit Fragen von Lesern, die verstehen wollen, wie die USA – abgesehen von den sehr guten Geschäften für ihre Rüstungsindustrie – an den Vorgängen in der Ukraine Geld verdienen.
Dazu wollte ich daher schon lange einen Artikel schreiben, bin aber bisher nicht dazu gekommen. Nun habe ich bei der russischen Nachrichtenagentur TASS einen Artikel gefunden, der das sehr gut zusammenfasst. Daher habe ich die Analyse eines Experten der TASS übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Der Vorgeschmack vom großen Geld: Die USA bereiten sich darauf vor, mit der Ukraine Geld zu verdienen
Washington profitiert, gemessen in Geld, von der Pattsituation zwischen Moskau und Kiew.
Nur zwei Zahlen: 40 Milliarden Dollar, in dieser Höhe hat der US-Senat sich bereit erklärt, Kiew zu unterstützen. Und 100 Milliarden Dollar ist der Umfang des europäischen Gasmarktes, der in diesem Jahr von Russland besetzt ist. Indem sie unser Land von der europäischen Gasversorgung abschneiden und seinen Platz einnehmen, machen die USA ihre Kosten für die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte innerhalb weniger Monate wieder wett.
Ein profitables Geschäft
Die Schlussfolgerung, dass sich die Eskalation in der Ukraine für die USA finanziell lohnen würde, konnte bereits im März gezogen werden, als die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Ablehnung russischer Energielieferungen zusagte, zusätzlich 15 Milliarden Kubikmeter amerikanisches Flüssigerdgas zu kaufen.
Wie sich herausstellte, war das nur der Anfang der groß angelegten amerikanischen Markteroberung auf dem Kontinent: Es wurden Lieferungen von bis zu 50 Milliarden Kubikmeter angekündigt. Die USA streben ernsthaft danach, zum Hauptlieferanten für den europäischen Markt zu werden, was nach Ansicht von Experten ein bis drei Jahre dauern wird. Das dabei demonstrierte Wachstum wird eines der beeindruckendsten in der Geschichte sein, denn im Jahr 2021 betrug der Anteil der Amerikaner an den Importen der Alten Welt nur 6,3 Prozent.
Das mangelnde Interesse an amerikanischen fossilen Energieträgern in der Vergangenheit lässt sich durch deren offensichtliche Nachteile in den Augen der europäischen Verbraucher erklären. Da die US-Unternehmen keine Pipeline bauen können, sind sie auf die Lieferung von Gas per Tanker angewiesen, was wiederum nur möglich ist, wenn das Gas verflüssigt und in Tanks gefüllt wird. Diese Technologie ist extrem energieaufwändig und bei massenhaftem Einsatz umweltschädlich. Die in den USA angewandte Fracking-Methode ist sogar noch umweltzerstörerischer. Das dabei entstehende Gas hinterlässt Spuren im Boden, in der Luft und im Trinkwasser, was dazu geführt hat, dass diese Technologie in mehreren Ländern der Welt verboten wurde.
Vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten waren die Chancen der Vereinigten Staaten, ihr Gas und Öl auf den europäischen Markt zu bringen, bescheiden. Europa war weder technologisch noch moralisch bereit für eine Veränderung der gewohnten Standards. Für den Import von Flüssiggas waren Wiederverdampfungsterminals erforderlich, die in den meisten Ländern nicht zur Verfügung standen und deren Bau kostspielig ist. Im Frühjahr 2022 haben die Europäer mit dem Bau begonnen und passen ihre Volkswirtschaften eilig an, damit die USA größtmögliche Gewinne machen können.
Das Militär öffnet Türen
Auch in einem anderen für sie traditionellen Exportbereich gibt es große Chancen für die Amerikaner. Nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten in der Ukraine hat die Rüstungslobby in der Europäischen Union die Oberhand gewonnen. Im März kündigte Deutschland seine Absicht an, 100 Milliarden Euro für die Modernisierung seiner Streitkräfte auszugeben. Der Löwenanteil der künftigen Aufträge dürfte an die Amerikaner gehen, was sich in den Notierungen der US-Rüstungsindustrie widerspiegelte: Die Aktien der größten amerikanischen Rüstungskonzerne – Lockheed Martin und Raytheon Technologies – stiegen um 30 Prozent, während die anderen in einem spürbaren Plus verharrten.
Obwohl Deutschland und Frankreich ihre eigenen gemeinsamen Rüstungsprogramme entwickeln, ist der schnelle Kauf großer Mengen von Panzern und Flugzeugen nur bei den Amerikanern möglich. Unter diesen Umständen gibt es für die Bundeswehr keinen anderen Bezugspunkt als die NATO: Das Projekt der europäischen Streitkräfte bleibt trotz der französischen Bemühungen eine Totgeburt. Innerhalb der NATO dominieren seit jeher die amerikanischen Militärstandards, was eine bewusste politische Dimension hat. Der Kauf von hochwertigen Rüstungsgütern setzt eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Käufer und Verkäufer voraus. Durch die Anschaffung von noch mehr amerikanischem Gerät als bisher werden die Deutschen jahrzehntelang auf Wartungsleistungen angewiesen sein, die nur die Vereinigten Staaten bieten können.
Neben anderen Vorteilen sparen die USA durch die Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben eigene Gelder, die zuvor dafür vorgesehen waren. Während seiner Amtszeit als Präsident hat Donald Trump erfolglos versucht, die Ausgaben für Neuanschaffungen zu senken. Heutzutage fällt den Amerikanern das so leicht, dass es unbemerkt passiert.
Butter und Kanonen
Der dritte hart umkämpfte Markt, auf dem die Amerikaner berechtigterweise Gewinne erwarten, ist die Landwirtschaft, und zu den Verlierern kann die Ukraine gehören. Vor dem Hintergrund der Panik in der Zweiten und Dritten Welt steigen die Preise für Getreide. Langwierige Kämpfe in der Ukraine haben eine längerfristige Folge: Das Land verliert seinen Status als zuverlässiger Lieferant. In dieser Situation könnten die Vereinigten Staaten, die über riesige landwirtschaftliche Flächen verfügen und bereit sind, die Produktion zu steigern, leicht an ihre Stelle treten.
Dass das nicht schon früher geschehen ist, liegt, wie im Fall von Frackinggas, an den Wettbewerbsnachteilen der amerikanischen Produkte. Zunächst einmal behindern die Entfernungen die Expansion. Es ist günstiger, Getreide und Sonnenblumenöl von Europa aus nach Afrika oder Asien zu liefern, was niedrigere Logistikkosten mit sich bringt. Aber wenn die ukrainischen Landwirte für längere Zeit aus dem Spiel genommen werden, werden die Abnehmer in der ganzen Welt keine andere Wahl haben, als zu einem anderen Lieferanten zu wechseln, wenn er nur groß genug ist. Schon aus diesem Grund dürfte eine lange Dauer der Militäroperation die USA keineswegs beunruhigen.
Ein weiterer Grund, der bisher den Agrarexport aus den USA behindert hat, ist die weit verbreitete Skepsis gegenüber den gentechnisch veränderten Produkten der amerikanischen Landwirte. Aus US-amerikanischer Sicht ist die Schädlichkeit der gentechnischen Veränderung von Nahrungsmitteln nicht erwiesen, weshalb das (abgesehen von einigen Bezirken in Kalifornien) nirgendwo in den USA verboten wurde. Zuvor war der europäische Markt skeptisch gegenüber Lieferungen aus den USA, da diese eindeutig nicht den Standards der Alten Welt entsprachen.
Nach Osten
Abgesehen von den rein wirtschaftlichen Vorteilen können die USA auch politisch von der Konfrontation in der Ukraine profitieren und sie tun das bereits. Die amerikanische Kriegsmaschinerie hat einen neuen Impuls erhalten, um voranzukommen – diesmal in Richtung des europäischen Ostens. Die Länder des ehemaligen Warschauer Paktes fordern eine Ausweitung der militärischen Präsenz der USA und der NATO in ihren Ländern. Keines der Länder hat eine Absage bekommen.
Die ewige anti-russische Rhetorik der europäischen Eliten ist äußerst kostspielig. Im Gegensatz zur Ära Donald Trump, als Deutschland und Frankreich über die Gestaltung ihrer eigenen Streitkräfte diskutierten und die Europäische Kommission Washington mit Zöllen drohte, scheint die europäische Opposition in diesen Tagen völlig erstickt zu sein. Die USA nutzen die günstige Konstellation, um die Alte Welt nicht nur beim politischen Kurs gegenüber Russland, sondern auch gegenüber China auf Linie zu bringen. Im Jahr 2022 erklärte Deutschland, der wichtigste Wirtschaftspartner Chinas, seine Absicht, die Intensität der bilateralen Beziehungen zu verringern. Der natürliche Weg zur geopolitischen Autonomie der Europäischen Union ist auf absehbare Zeit abgeschnitten.
Wer hat den Dollar zu Fall gebracht?
Zusätzlich zu all den anderen Vorteilen hat die Regierung Biden die Möglichkeit, die Krise in der Ukraine und im eigenen Land zu nutzen, um von den angesammelten innenpolitischen Fehlschlägen abzulenken. Das Weiße Haus gibt Russland eifrig die Schuld an den wirtschaftlichen Problemen der USA, deren Grund das schwache Wachstum nach der Pandemie ist. Präsident Joe Biden bezeichnete die Inflationsrate, die sich im April auf 8 Prozent beschleunigte, als „Putin-Inflation“.
Das stellt Beobachter in den USA vor Probleme, vor allem wenn sie der Opposition angehören und Biden nicht in die Hände spielen wollen. Der republikanische Senator Bill Hagerty brachte den Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, dazu, während der Anhörung zuzugeben, dass „Putin-Inflation“ keine allzu wahrheitsgemäße Beschreibung dessen sei, was vor sich geht: Die Inflation in den USA ist bereits 2021 über ein vernünftiges Maß hinausgegangen. „Ich bin froh, das zu hören, denn die Biden-Administration scheint darauf bedacht zu sein, sich von der Schuld freizusprechen“, triumphierte Hagerty.
Aber selbst wenn die Versuche, den Spieß umzudrehen, nicht immer Früchte tragen, haben Joe Biden und sein Team immer noch die Möglichkeit zu behaupten, dass sie Russland gegenüber härter vorgegangen sind als ihre republikanischen Vorgänger. Die Zeit wird zeigen, ob dieses Argument bei den anstehenden Zwischenwahlen im Herbst Erfolg haben wird.
Ende der Übersetzung
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